Das Gudower Streich-Psalterensemble: Lilly, Karolin, Freya, Lilly, Karl Lorenz und Birbit Möbis mit den selbstgebauten Instrumenten Copyright:
Gudow. Im Sreich-Psalterensemble St. Marien spielen Jugendliche aus Gudow und Umgebung. Kirchenmusikdirektor Karl Lorenz hat die Gruppe gegründet und sogar die Instrumente selbst entworfen und gebaut. Der 89-Jährige war bis 1998 Kirchenmusiker in Mölln und ist seit seiner Pensionierung nebenamtlicher Organist in Gudow. Fasziniert von alter Musik, entdeckte er auch den Klang der Psalter, die seit dem Mittelalter in Europa bekannt sind. Vor 12 Jahren gründete er dann das Streich-Psalterensemble in Gudow.
Mit den frei verkäuflichen Instrumenten war Lorenz aber nicht zufrieden: "Die hatten nur einen zu schwachen, zirpenden Klang", erzählt er. Also entwickelte er eigene Instrumente, die leichter spielbar sind und stärkeren Klang hervorbringen. So spielt das Ensemble schon immer auf Unikaten.
Eine Klangprobe im Wohnzimmer
Die vier Mädchen Lilly (12), Karolin (14), Freya (16) und Lilly (16) sind seit ungefähr einem Jahr dabei. Sie sind bereits die "2. Generation", nachdem die erste Besetzung sich mit dem Schulabschluss aufgelöst hatte. Wie jede Woche treffen Sie sich zur Probe in Karl Lorenz' Wohnzimmer. Die Psalter liegen vor ihnen auf Tischen, die größeren Instrumente stehen auf Stützen hochkant vor ihnen. In der rechten Hand halten sie den Bogen. Lorenz sitzt am Cembalo - das hat er zwar nicht selbst gebaut, aber immerhin restauriert. Auf seinen Einsatz hin beginnt ein sphärisches Klingen. Ähnlich wie Geigenklang, aber heller und feiner. "Musik wie von Engeln", so beschreibt es das Ensemble selbst. Und selbst in der nüchternen Akustik des Probenraums entstehen unbekannte Klänge aus einer anderen Welt. Zum Schluss setzt noch Birgit Möbis mit ihrem klaren Gesang ein. Die 57-Jährige ist Gründungsmitglied und sang schon als Kind im Chor unter der Leitung von Karl Lorenz. Bei Bedarf spielt sie verschiedene Schlaginstrumente und Cembalo im Psalter-Ensemble.
Das Geheimnis des besonderen Klangs
Der besondere Klang der Streichpsalter hat auch die Mitglieder des Ensembles beim ersten Hören in ihren Bann gezogen. "Es ist einfach einzigartig, kein anderes Instrument hört sich so an", sagt Lilly (12). Karl Lorenz erklärt, wie dieser Klang entsteht: "Alle Saiten schwingen frei und müssen nicht wie bei einer Geige gegriffen werden." Ähnlich wie bei einer Harfe hat jeder Ton eine eigene Saite. Dadurch sind die Instrumente auch einfach zu beherrschen: "Es ist verblüffend, wie sauber alles schon am Anfang klingt“, sagt Lorenz. Das hat allerdings auch seinen Preis: Einen ganzen Vormittag muss Lorenz vor der Probe für das Stimmen der Instrumente einplanen.
Gemeinsames Lernen schweißt zusammen
Obwohl die Mitglieder unterschiedliche musikalische Vorbildung haben, üben sie immer gemeinsam und lernen so Schritt für Schritt zusammen. "Das gemeinsame Musizieren macht das Lernen einfach und beim Zusammenspielen kann man sich aneinander festhalten", erzählt Lilly (16). Das gemeinsame Musizieren schweißt auch zusammen, alle Mitglieder schwärmen von der guten Gemeinschaft im Ensemble.
Musik von Mittelalter bis Moderne
Die Stücke des Ensembles stammen aus den älteren Musikepochen des Mittelalters, der Renaissance und des Barocks. Aber auch etwas Neues ist im Repertoire, wie der Gospel Song "Amazing Grace". Da für diese Besetzung keine Stücke geschrieben wurden, legt Karl Lorenz auch hier Hand an und arrangiert die Stücke für die Gruppe selbst. So entstehen mehrstimmige Sätze wie in einem Chor. Auch im Psalter-Ensemble gibt es so die Stimmlagen Sopran, Alt, Tenor und Bass. Das Instrument in der Bass-Lage nennt sich "Tasten-Kantele". Es ähnelt vom Aufbau einem Cembalo und wird mit der Hand "gestrichen". Für dieses Instrument sucht das Ensemble noch ein neues Mitglied. Es ist einfach zu lernen und ohne Vor- oder Notenkenntnisse spielbar. Bei Interesse ist Karl Lorenz unter 04547-7078186 zu erreichen.
Mehr Informationen über das Ensemble und seine Instrumente gibt es auf www.psalter-musik.de.
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