Lübeck. Ursula Hauser ist ein Mensch der klaren Worte. Die Lübeckerin spricht aus, was sie denkt. „Also ohne die Arbeit, die Ehrenamtliche leisten, da könnte die Kirche einpacken.“ Die 72-Jährige steht für ihre Überzeugungen und Ideale. „Der ehemalige Propst Ralf Meister hat vor weit über 20 Jahren einmal zu mir gesagt, dass Ehrenamtliche in der Kirche eine Stimme brauchen. Recht hatte er.“ Und seit 2010 steht die Buchhändlerin als Vorsitzende an der Spitze des Forums Ehrenamt des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg.
"Ehrenamtliche brauchen eine Stimme"
Mehr als 200 Menschen engagieren sich allein auf Leitungsebene unentgeltlich in kirchlichen Projekten zwischen Ostsee und Elbe – all die Kirchengemeinderäte, dazu die Leitungen vom Kinderchor bis zur Seniorengruppe. Hinzu kommt ein Vielfaches an Ehrenamtlichen, die sich nach Bedarf für ihre Gemeinde einsetzen. „Das sind die, die ab und zu einen Kuchen für das Kirchenfest backen oder jede Woche dafür sorgen, dass sonntags alles für den Gottesdienst vorbereitet ist“, berichtet Ursula Hauser, die mit schier unerschöpflicher Energie und ganz viel Herzblut ihre Rolle ausfüllt. Wertschätzung freiwilliger Arbeit ist für sie mehr als eine nette Geste: „Sie ist unerlässlich.“
Ursula Hauser formuliert Wünsche
Und als Stimme der Ehrenamtlichen formuliert Ursula Hauser klare Wünsche: „Wir brauchen jemanden, der oder die sich im Kirchenkreis hauptamtlich um das Ehrenamt kümmert, die Menschen vernetzt, Fortbildungen und Veranstaltungen organisiert und neue Aktive für die Gemeinden wirbt.“ Vor allem junge Frauen und Männer müssten in den kommenden Jahren für das kirchliche Ehrenamt begeistert werden, um das gemeindliche Leben nicht nur mit Leben zu füllen. Mehr noch: um es am Leben zu erhalten.
Engagement seit mehr als 50 Jahren
2017 ist die couragierte Lübeckerin mit der Bugenhagen-Medaille geehrt worden - der höchsten Auszeichnung, die in der Nordkirche für herausragende Leistungen im Bereich ehrenamtlicher Tätigkeit verliehen werden kann. Der Einsatz für ihre Kirche geht nämlich weit über das Forum Ehrenamt hinaus. Seit 1971 erfüllt sie das Leben in der Gemeinde St. Stephanus - zunächst sporadisch im Bastelkreis oder bei der Organisation von Festen. 1996 kandidierte Ursula Hauser bei der Kirchenwahl erstmals für den Kirchengemeinderat. „Seit Januar dieses Jahres bin ich sogar Vorsitzende - und obwohl es viel, mitunter sehr viel Arbeit ist, werde ich auch bei der Kirchenwahl 2022 wieder kandidieren.
"Halbtags im Ehrenamt beschäftigt"
Ursula Hauser pflegt die Partnerschaft zu den syrischen Christen in Bethlehem. Sie führt seit Jahren gemeinsam mit ihrem Mann Artur die Geschäfte der Lübecker Bibelgesellschaft. Auch in der Synode und verschiedenen Leitungsgremien des Kirchenkreises ist sie vertreten. „Zusammengerechnet kann ich schon mit Fug und Recht sagen: Ich bin halbtags im Ehrenamt beschäftigt.“ Bleibt eine entscheidende Frage: Was treibt sie an? Über die Antwort muss Ursula Hauser nicht lang nachdenken: „Meiner Familie und mir ist vieles in unserem Leben geschenkt worden. Dafür danke ich Gott - und mit meinem Einsatz habe ich die kleine Chance, etwas an andere Menschen weiterzugeben.“