Die Geschichte der Kirchengemeinde St. Georgsberg
Zur Kirchengemeinde gehören außer der Ratzeburger Vorstadt St. Georgsberg auch die Dörfer Albsfelde, Buchholz, Groß Disnack, Einhaus, Fredeburg, Giesensdorf, Harmsdorf, Holstendorf (eingemeindet in Groß Sarau), Kulpin, Lankau und Pogeez. In Schmilau gibt es eine eigene Kapelle.
St. Georgsberg ist das Urkirchspiel des Herzogtums Lauenburg, denn 1044 nahmen der christlich erzogene Obotritenfürst Gottschalk und der Erzbischof Adalbert von Hamburg-Bremen die Missionsarbeit auf. Adalbert holte Kanoniker aus dem Kloster Harsefeld bei Stade nach Ratzeburg und ließ auf dem Berg westlich der Insel ein Kloster mit dazugehöriger Kirche errichten. Als Bischof wurde Aristo aus Jerusalem nach Ratzeburg berufen. Doch schon 1066 fanden Kloster und Kirche beim Slawenaufstand 1066 ein gewaltsames Ende. Abt Ansverus und seine Klosterbrüder wurden gesteinigt und die Klosteranlagen wurden zerstört. Als Heinrich der Löwe 1154 das Bistum Ratzeburg neu begründete, wurde die wiederaufgebaute Kirche St. Georg das erste geistliche Zentrum in der Grafschaft Ratzeburg, denn hier ruhten die Gebeine des Ansverus. Bis zum Bau des Ratzeburger Doms war St. Georg auf dem Berge auch Bischofssitz, aber auch danach spielte das Kirchspiel eine bedeutende Rolle in der kirchlichen Entwicklung der Region. Von St. Georgsberg wurden zwischen 1158 und 1194 weitere Kirchspiele abgeteilt (Gudow, Mustin, Nusse, Schlagsdorf, Seedorf und Sterley). Das verbleibende Gebiet der Parochie St. Georgsberg wurde bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts durch die Gründung der Tochtergemeinden Behlendorf, Berkenthin, Grönau, Krummesse und Schmilau bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts weiter geteilt. Im Mittelalter standen in den Kirchspieldörfern Pogeez und Giesensdorf Kapellen.
Die Kirche St. Georg auf dem Berge
Der älteste Teil ist das Mittelschiff mit seinen bis zu drei Meter hohen Feldsteinmauern, die vermutlich in den Anfang des 12., vielleicht sogar noch in das 11. Jahrhundert zurückreichen und zu jener Kirche gehört haben dürften, die als Grablege des Ansverus errichtet wurde. Mit der Erhebung zum Bischofssitz 1154 wurden bauliche Veränderungen erforderlich, so wurden ein Westwerk und der Chorraum angebaut. Zur Bischofskirche gehörte auch ein Kreuzgang, der sich nördlich der Kirche erstreckte. Von ihm ist nur noch die später sogenannte „Alte Sakristei“ erhalten, ein romanisch gewölbter Anbau am Chor, der ursprünglich eine Eckverbindung des Kreuzgangs war und als Zugang zum Chor diente. Dieser Raum, der später als Sakristei genutzt wurde, wurde 1721 an die Familie Schrader auf Kulpin verkauft, die dort ein Erbbegräbnis anlegte, das 1828 erweitert wurde. Eine tiefgreifende Veränderung erfuhr die Kirche nach einem Brand im Jahr 1561, denn bei der Wiederherstellung von 1563 bis 1566 erhielt das Kirchschiff seine heutige bauliche Gestalt und wurde auf Kosten der westlichen Vorhalle erweitert. 1680 erhielt die Kirche erst wieder einen Turm. In den folgenden Jahrhunderten erfuhr die Kirche wiederholt Renovierungen; die letzte umfangreiche Sanierung wurde 2006 abgeschlossen.
Größte Granittaufe im norddeutschen Raum
Das älteste Ausstattungsstück ist der Granittaufstein aus dem frühen 12. Jahrhundert, der nach seiner Herkunft aus der Schmilauer Kapelle auch „Smilower Döp“ genannt wird. Er ist die größte Granittaufe im norddeutschen Raum: Der äußere Durchmesser beträgt 126 Zentimeter und in der Höhe misst sie 53 Zentimeter, mit dem neuen Fuß 90 Zentimeter. Weitere bemerkenswerte Ausstattungsstücke sind der barocke Altar (1720) und der schmiedeeiserne Ansverusleuchter, von Peter Eingrüber (2006). 1954 wurde vom Hamburger Bildhauer Carl Schubert die Bronzetür an der Westseite geschaffen, die mit Passionsszenen geschmückt ist.
Kapellengemeinde Schmilau
Schmilau erscheint erstmals im Ratzeburger Zehntregister von 1230 als eigenständiges Kirchspiel, zu dessen Gebiet neben dem Kirchdorf Schmilau noch Dermin und das Burgfeld gehörten. Mit der Gründung des Kirchspiels St. Petri auf der Stadtinsel verlor Schmilau einen Teil seines Pfarrgebietes und damit auch seine Bedeutung, denn die ursprünglich zu Schmilau gehörenden Orte wurden nun nach St. Petri eingepfarrt. Weil die Pfarre somit nur noch aus dem Kirchdorf selbst bestand, wurden Schmilau im 15. Jahrhundert das nach Mölln eingepfarrte Dorf Pezeke (später Marienwohlde) und das zu St. Georgsberg gehörende Dorf Farchau zugeteilt. Doch trotz dieser Erweiterung war das Kirchspiel Schmilau auf Dauer nicht lebensfähig, und im 16. Jahrhundert wurde Schmilau als Kapelle dem Kirchspiel St. Georg auf dem Berge zugeordnet.
Der Wandel vom eigenständigen Kirchspiel zur abhängigen Kapellengemeinde schlägt sich auch in der Architektur der St.-Lorenz-Kapelle nieder. Der quadratische Kastenchor mit gotischem Mauerverband und romanischen Fenstern stammt aus dem zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts, das Kirchenschiff wurde später im dritten Viertel des 13. Jahrhunderts angefügt und ist im Verhältnis zum Chorraum schmaler und kürzer, was darauf schließen lässt, dass der Kirchenbau ursprünglich für eine größere Gemeinde konzipiert war, dann aber für eine geringere Zahl von Gottesdienstbesuchern vollendet wurde. 1881/82 wurde die Kapelle im neugotischen Stil renoviert und erhielt dabei auch den Turm mit Uhr und Geläut. Außerdem wurde an der Südwand ein kleines Vorhaus errichtet, das heute als Sakristei genutzt wird.
Dieser Text ist ein verkürzter Auszug aus dem Bildband „Salz der Erde – Licht der Welt – Evangelisch-Lutherische Kirche zwischen Trave und Elbe“ mit Texten von Dr. Claudia Tanck und Fotografien von Manfred Maronde. Das Buch ist 2016 im Hinstorff-Verlag in Rostock erschienen und kann zum Preis von € 29,99 in den Kirchenkreisverwaltungen in Lübeck und Ratzeburg sowie im örtlichen Buchhandel bezogen werden.