Sie strahlen wieder und erzählen bunte Geschichten vergangener Jahrhunderte: die Fenster der Behlendorfer Kirche. Sie wurden von einer Linnicher Spezialfirma restauriert und konserviert. Die Kosten beliefen sich auf gut 37.000 Euro, wovon die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) 10.000 Euro übernahm. Guido Siebert, zuständigre Referent der Stiftung, und Susanne Backhaus vom Möllner DSD-Ortskuratorium machten sich jetzt ein Bild von der Restaurierung.
Großes Engagement der DSD in Schleswig-Holstein
„Die Bronzeplakette mit dem Hinweis „Gefördert durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit Hilfe der GlücksSpirale“, die an der Kirche angebracht wird, soll das Engagement der privaten Förderer der DSD und der Rentenlotterie von Lotto auch nach Abschluss der Maßnahmen an vorbildlichen Projekten in Erinnerung halten und zu weiterer Unterstützung motivieren“, so Guido Siebert. Die Dorfkirche ist eines von 215 Denkmalen, die die DSD dank Spenden und Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Schleswig-Holstein fördern konnte.
Gotische Fensterform in frühbarocker Kirchenausstattung
Dass die Fenster besonders sind, liegt nicht nur an ihrer gotischen Form, die sich perfekt in die frühbarocke Ausstattung des 1250 erbauten einschiffigen Gotteshauses einfügen. Sie fügen sich stimmig in das Bild der umfangreichen Wand- und Deckenmalerei ein. Die Fenster wurden einst von reichen Lübecker Kaufmannsleuten für die Lübecker St.-Marien-Kirche gespendet und auch dort eingebaut – bis sie nach 200 Jahren, gegen 1860 in die Behlendorfer Kirche „überführt“ wurden. Der Grund: 1437 erwarb die Hansestadt Lübeck Hof und Dorf Behlendorf – folglich gehörte auch die Kirche zu Lübeck. 1978 vereinigten sich Nusse und Behlendorf zu einer Kirchengemeinde und im Jahr 2009 wurde Nusse der Propstei Lauenburg des fusionierten Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg zugeordnet. So trägt eines der Glasscheiben-Motive das Familienwappen einer Lübecker Kaufmannsfamilie. „Diderich Karrtringt 1603“ ist in gotischen Fraktur-Lettern auf den Wappenscheiben zu lesen.
Restaurierung war dringend erforderlich
Die Wappenscheiben, auch Kabinettscheiben genannt, sind im Gegensatz zur mittelalterlichen Glasmalerei echte Glasgemälde. Sie verfügen auf kleiner Fläche über eine umfangreiche feinlinige Schwarzlot/Silbergelbmalerei auf Vorder- und Rückseite, die besonders anfällig gegen Witterungseinflüsse ist. Umfangreicher Befall mit mikrobiellem Bewuchs sowie Materialermüdungen mit Bleibrüchen machten eine Restaurierung dringend erforderlich. Die Wappenscheiben zeigten fortgeschrittene Korrosionsschäden, die Farbschichten hatten sich gelockert, die Oberflächen waren zum Teil craqueliert, Schmelzfarben und Lote gingen verloren.
Kabinettwappenscheiben aus Lübecker St.-Marien-Kirche
„Die in die Rautenblankverglasung der Fenster eingesetzten Kabinettwappenscheiben von 1603, die aus der Lübecker Marienkirche stammen, sind besonders herausragend und schutzwürdig“, heißt es dann auch in der Begründung zur Fördermaßnahme der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Über die Jahre und Jahrhunderte waren die Glasscheiben in den spitzbogigen Kirchenfenstern Regen, Wind und Wetter ausgesetzt und zeigten dementsprechend witterungsbedingte Spuren: Die Farben blichen aus, die Bleiverglasung verzog sich. Da die einzelnen Scheiben unterschiedliche Erhaltungszustände aufwiesen, mussten die Sanierung, Restaurierung und Konservierung der Malereien gut abgestimmt werden. Die nun erfolgte Art und Weise der Restaurierung mit einer partiellen Schutzverglasung, Hereinrücken der Wappenscheiben und separater Belüftung bietet optimalen Schutz.