Die Geschichte der Kirchengemeinde Büchen-Pötrau
Zur Kirchengemeinde Büchen-Pötrau gehören die Orte Büchen, Bartelsdorf, Bröthen, Fitzen, Franzhagen und Witzeeze. Die Kirchengemeinde hat drei Gotteshäuser: Die St.-Marien-Kirche in Büchen-Dorf, die St.-Georgs-Kirche in Büchen Pötrau und die Katharinenkapelle in Witzeeze. 1966 ist die Kirchengemeinde Büchen-Pötrau durch den Zusammenschluss der Kirchengemeinden Büchen und Pötrau entstanden.
Pötrau und die St.-Georgs-Kirche
Das Dorf Pötrau wird urkundlich erstmals im Zehntregister des Ratzeburger Bischofs von 1230 erwähnt. Als eigenständiges Kirchspiel erscheint Pötrau erstmals in einer Urkunde von 1377; in diesem Jahr vertauschte der Adlige Detlev von Gronow seinen Hof Stove mit der Feste und Mühle sowie das Dorf Stove und zwei weitere Dörfer gegen die bischöflichen Dörfer Farchau, Dahmker und Pötrau. Hierbei wurden auch die die Patronatsrechte über Pötrau (eciam patronatu ecclesie parrochalis in Potherowe) geregelt. Unter den ländlichen Kirchspielen im Herzogtum Lauenburg nahm Pötrau insofern eine Sonderrolle ein, als es anfänglich allein aus dem Kirchdorf bestand. Eine Vergrößerung erfuhr Pötrau erst 1609, als der Pfarre die Dörfer Witzeeze und Bartelsdorf zugeordnet wurden. Im Dreißigjährigen Krieg erlitt das Kirchspiel Pötrau großen Schaden, als 1634 das Pastorat niedergebrannt und die Kirche stark beschädigt wurde. Um 1680 wurde die Kirche wieder aufgebaut, doch 1866 war sie baufällig geworden, dass sie im folgenden Jahr mit Ausnahme des Turms abgebrochen und durch einen Neubau im neogotischen Stil ersetzt wurde. Bei den Kampfhandlungen am Ende des Zweiten Weltkrieges, am 1. Mai 1945, wurden in der Nachbarschaft der Kirche Reetdachhäuser in Brand geschossen, und durch Funkenflug geriet auch die Kirche selbst schließlich in Brand, wobei viele alte wertvolle Ausstattungsstücke Erhalten blieben nur ein Messingleuchter, eine Apostelfigur aus Holz und die Kanzel. Die Kirche wurde nach 1949 wieder hergestellt, Außerdem wurde die in Witzeeze nicht mehr genutzte geschnitzte barocke Taufe nach Pötrau gebracht.
Büchen und die St.-Marien-Kirche
Das Kirchspiel Büchen wird urkundlich erstmals im Ratzeburger Zehntregister von 1230 erwähnt. Im Mittelalter besaß Büchen eine große Bedeutung als Wallfahrtsort, denn in der Marienkirche befanden sich ein wundertätiges Marienbild und eine ebenso wundertätige Hostie. Mit der Reformation wurde das Wallfahrtswesen zwar als abergläubische Sitte bekämpft, aber der Brauch des Pilgerns war in der Bevölkerung so tief verwurzelt, dass das Marienbild noch bis in das 17. Jahrhundert hinein trotz der Androhung von Strafen von Pilgern aufgesucht wurde. Erst als das Marienbild im Dreißigjährigen Krieg verschwand, fanden die Besuche von Pilgern in Büchen ein Ende. Die Bedeutung der Wallfahrten für die St.-Marien-Kirche schlägt sich bis heute sichtbar auch im Kirchengebäude selber nieder. Der älteste Teil der Kirche ist der Westteil, der um 1230 aus Feldsteinen als dreischiffige, gewölbte Hallenkirche erbaut wurde. Weil die alte Kirche für die steigende Zahl der Wallfahrer nicht mehr ausreichte, wurde sie im späten 15. Jahrhundert von drei auf sieben Joche nach Osten erweitert. Der Glockenturm ist der jüngste Teil der Kirche. Nach zwei Bränden 1837 und 1911 wurde der Turm jeweils wieder aufgebaut. Auch im Innern ist der Unterschied zwischen den beiden Gebäudeteilen deutlich erkennbar, denn während der jüngere Anbau schlicht weiß gestrichen ist, blieb im älteren Westteil ein fast kompletter Malereizyklus aus dem Beginn des 14. Jahrhunderts erhalten. Im Mittelschiff ist das Martyrium der Apostel dargestellt. Im nördlichen Seitenschiff befinden sich Begebenheiten aus den Leben Johannes des Täufers und der Heiligen Katharina von Alexandria. Im südlichen Seitenschiff sind Episoden aus dem Alten Testament sowie Ritterheilige und Propheten abgebildet. Auch an den Langhauswänden sind Fragmente von Heiligengestalten und Rötelzeichnungen lebensgroßer Gewandfiguren erhalten. Zu den bemerkenswerten Ausstattungsstücken gehört der Schrein des im Dreißigjährigen Krieg verschwundenen wundertätigen Marienbildes. Nach dem Abbruch des Schlosses im benachbarten Franzhagen kam die Ausstattung der Hofkapelle in die St.-Marien-Kirche; dazu gehören das Bild der fürstlichen Familie von Herzog Franz II., die Priechenbilder mit Szenen aus dem Alten und Neuen Testament und die Kanzel. Erwähnenswert ist auch gotländische Taufstein in Pokalform aus rosa Marmor aus der Zeit um 1240, der einer der größten in Norddeutschland ist.
Die Katharinen-Kapelle in Witzeeze
Das Dorf Witzeeze gehörte ursprünglich zum Kirchspiel Lütau. Die dortige St.-Katharinen-Kapelle wird urkundlich erstmals im Visitationsprotokoll von 1581 erwähnt, ihr genaues Alter ist aber unbekannt. 1609 wurde Witzeeze der Pfarre Pötrau zugeordnet. Die heutige Kapelle wurde 1872/73 im neugotischen Stil anstelle einer älteren Vorgängerkapelle errichtet. Das Altarbild, das ebenfalls aus diesem Jahr stammt, zeigt den auferstandenen Christus. Aus der Vorgängerkapelle stammt die Taufschale, die laut der Inschrift 1672 von der lauenburgischen Prinzessin Erdmuthe Sophia gestiftet wurde. Die beiden Glocken sind ebenfalls sehr alt. Die eine wurde 1651 in Lübeck gegossen, und die andere ist von der Herzogin Maria von Sachsen-Lauenburg um 1600 gestiftet worden.
Dieser Text ist ein verkürzter Auszug aus dem Bildband „Salz der Erde – Licht der Welt – Evangelisch-Lutherische Kirche zwischen Trave und Elbe“ mit Texten von Dr. Claudia Tanck und Fotografien von Manfred Maronde. Das Buch ist 2016 im Hinstorff-Verlag in Rostock erschienen und kann zum Preis von € 29,99 in den Kirchenkreisverwaltungen in Lübeck und Ratzeburg sowie im örtlichen Buchhandel bezogen werden.