Die Geschichte der St.-Petri-Kirche Lübeck
Das Kirchspiel St. Petri wird erstmals 1170 urkundlich erwähnt. Mit dem Bau der jetzigen St.-Petri-Kirche wurde um 1250 begonnen. Am Anfang stand eine dreischiffige romanische Hallenkirche, die um 1300 in eine gotische Hallenkirche umgestaltet wurde, wobei das Kirchenschiff verlängert und um den polygonalen Chorabschluss verlängert wurde. Ab 1350 wurden an beiden Langseiten Kapellen angebaut; diese waren ursprünglich selbständige Anbauten, die erst um 1450 an der Nordseite und 1519 an der Südseite unter das Hauptdach gezogen wurden, so dass ein fünfschiffiger Hallenbau entstand, der in dieser Form in der norddeutschen Backsteingotik einmalig ist. Der Westturm, dessen Haube von vier charakteristischen Ecktürmchen flankiert wird, wurde 1427 vollendet.
Bombenangriff 1942
Beim Bombenangriff 1942 wurde die St.-Petri-Kirche stark beschädigt und brannte vollkommen aus. Von der kostbaren hölzernen Innenausstattung blieb nach Augenzeugenberichten nur noch eine 20 Zentimeter hohe Aschenschicht übrig. Nur einige steinerne Grabplatten und Epitaphien sowie Messing-Wandleuchter und die barocke Taufe haben den verheerenden Brand überstanden.
Erst im Winter 1948/49 erhielt die Kirche ein Notdach und 1960 schließlich ein neues Dach. 1961 wurde der Turm wieder hergestellt und mit einem Fahrstuhl für Besucher ausgestattet. 1967 waren die unumgänglichen Sicherungsmaßnahmen zur Erhaltung der Bausubstanz abgeschlossen, doch der Innenraum blieb weiterhin als Ruine stehen. Eine Nutzung der Kirche als Gottesdienstraum war in diesem Zustand unmöglich, so dass die Amtshandlungen und Gottesdienste der St.-Petri-Gemeinde zunächst in die beiden unzerstörten Altstadtkirchen St. Aegidien und St. Jakobi verlegt wurden. 1954 wurde die Kirchengemeinde St. Petri schließlich aufgelöst, und ihr Gemeindegebiet sowie ihre damals 6.400 Mitglieder wurden auf die Kirchengemeinden St. Marien und Dom verteilt.
Auflösung der Kirchengemeinde St. Petri
Mit der Auflösung der Kirchengemeinde ging die als Gemeindekirche nicht mehr benötigte St.-Petri-Kirche einem ungewissen Schicksal entgegen. Vor allem dem unermüdlichen Wirken des St.-Petri-Bauvereins, der Spenden von 1,5 Millionen D-Mark eingeworben hatte, ist es zu verdanken, dass die Kirche 1987 auch im Inneren wieder hergestellt worden ist. Angesichts der kompletten Vernichtung des historischen Inventars konnte die Einrichtung nicht einmal mehr in Teilen rekonstruiert werden. So empfängt den Besucher heute ein schlichter, weiß gekalkter Raum, der die besondere Architektur der fünfschiffigen Hallenkirche besonders intensiv zur Wirkung kommen lässt. Einige moderne Kunstwerke wie zum Beispiel das Altarkreuz des österreichischen Künstlers Arnulf Rainer und das illuminierte Neonkreuz von Hanna Jäger setzen optische Akzente und laden den Betrachter zum Nachdenken ein.
St. Petri - Kultur- und Hochschulkirche
Unter der Leitung des St.-Petri-Kuratoriums dient die St.-Petri-Kirche als Ort für besondere städtische und kirchliche Ereignisse, für ungewöhnliche Konzerte, hochwertige Ausstellungen avantgardistischer Kunst, Diskussionsforen und andere Veranstaltungen im Dialog zwischen Religion, Wissenschaft und Kultur. Ein fester Programmpunkt ist die seit dem Jahr 2000 stattfindende Veranstaltungsreihe Petrivisionen mit ihren nächtlichen Inszenierungen zu Themen von weltanschaulicher Bedeutung. Seit 2004 ist St. Petri auch Universitätskirche und wird von den Lübecker Hochschulen für feierliche Anlässe und als Ort des öffentlichen Diskurses genutzt.
Dieser Text ist ein verkürzter Auszug aus dem Bildband „Salz der Erde – Licht der Welt – Evangelisch-Lutherische Kirche zwischen Trave und Elbe“ mit Texten von Dr. Claudia Tanck und Fotografien von Manfred Maronde. Das Buch ist 2016 im Hinstorff-Verlag in Rostock erschienen und kann zum Preis von € 29,99 in den Kirchenkreisverwaltungen in Lübeck und Ratzeburg sowie im örtlichen Buchhandel bezogen werden.