Hunderte Menschen aus der Ukraine haben bereits Zuflucht in und um Lübeck gesucht. Zahlreiche Kirchengemeinden wollen den vom Angriffskrieg vertriebenen Frauen, Kindern und Männern helfen und öffnen ihre Gemeindehäuser und Kirchen als Orte sozialer Begegnungen.
Hunderte suchen Zuflucht in Lübeck
Vor vier Wochen geschah, was bis heute gleichermaßen unwirklich wie angsteinflößend ist: Russische Truppen marschierten in der Ukraine ein. Dörfer wurden seither zerstört, die Städte liegen unter Raketenbeschuss. Die Zahl der Opfer ist ungewiss, mehr als 2,5 Millionen Menschen sind bereits aus dem Land geflüchtet.
Viele fragen: Wie können wir helfen?
Wie können wir helfen? Eine zentrale Frage, die auch die Pastor:innen und Mitarbeiter:innen kirchlicher und sozialer Einrichtungen in Lübeck bewegt. Neben Friedensgebeten und Hilfstransporten wollen die Kirchengemeinden jetzt aktiv die Vertriebenen unterstützen. Zusammen mit der Flüchtlingsbeauftragten des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg, Elisabeth Hartmann-Runge, sowie der Polnischen Mission Lübeck, dem Ev. Frauenwerk, der Ev.-reformierten Gemeinde in der Hansestadt und der Freiwilligenagentur e-Punkt ist ein Netzwerk gegründet worden. Das Ziel: „Wir wollen geflüchteten Menschen Orte schaffen, an denen sie sich sozial begegnen können, Unterstützung bekommen, ein Stückweit zur Ruhe kommen können“, sagt Margrit Kehring-Ibold, Pastorin der Internationalen Gemeinde an der St. Lorenz-Kirche.
Begegnungen in Kirchen und Gemeindehäusern
Einen dieser Orte zur Begegnung bietet die Laurentiusgemeinde. In der Kirche St. Lorenz im Steinrader Weg finden ab sofort immer dienstags und freitags zwischen 15 und 18 Uhr Treffen statt. Es gibt Kaffee und Tee, Kuchen und Kekse, eine Spielecke für Kinder und Beratung, wenn sie gebraucht wird. Wo finde ich in Lübeck welche Ämter? Gibt es Ärzte, die Ukrainisch sprechen können? Habe ich die Möglichkeit, irgendwo Kleidung oder einen Kinderwagen zu bekommen?
Netzwerk will Menschen aus Ukraine unterstützen
„Momentan sind viele Geflüchtete noch in der Phase der Organisation - des Ankommens, der Orientierung“, sagt Pastorin Kehring-Ibold. Die Schrecken des Krieges, die Angriffe, die Flucht, die Trennungen brauchen einen großen Teil der Aufmerksamkeit. „Ich weiß von Familien, die Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen haben, dass diese sich erst einmal sehr zurückziehen.“ Dem will das Netzwerk entgegenwirken. „Wir möchten dafür sorgen, dass die Geflüchteten sich gut aufgehoben fühlen. Ihnen einen Ort geben einander zu treffen und möglichst viele Informationen sinnvoll für sie zusammenzuführen“, sagt Silke Meyer, Leiterin des Ev. Frauenwerks.
"Die erste Woche hab ich nur geweint"
Unterstützt wird das interkonfessionelle Bündnis von einer Vielzahl ehrenamtlicher Helfer:innen wie Ksenia. Die 37-Jährige ist gebürtige Ukrainerin, stammt aus Charkiw und engagiert sich als Dolmetscherin. „Die erste Woche des Krieges habe ich nur geweint, kaum geschlafen“, sagt sie. Wut, Trauer und Angst mischen sich seither bei Ksenia. „Am liebsten würde ich in die Ukraine reisen und selbst kämpfen. Da das nicht möglich ist, versuche ich hier in Lübeck etwas zu tun und unterstützte Menschen, die aus unserer gemeinsamen Heimat vertrieben wurden.“
Pröpstin lohnt das große Engagement
„Es ist gut, dass wir in der Stadt zusammenarbeiten, dass wie Know-how teilen und die Geflüchteten nach Kräften unterstützen“, sagt Petra Kallies. Lübecks Pröpstin weiter: „Handfeste praktische Hilfe, Zeichen der Solidarität mit dem ukrainischen Volk und Gebete um den Frieden gehören für mich zusammen.“
Hier gibt es Treffpunkte für Geflüchtete
In folgenden Gemeinden und Einrichtungen sind Orte der Begegnung für Geflüchtete aus der Ukraine eingerichtet worden:
Kirchengemeinde Laurentius, Standort St. Lorenz-Kirche (Steinrader Weg 10), jeweils dienstags und freitags zwischen 15 und 18 Uhr
Ev. Frauenwerk, Steinrader Weg 11, jeweils montags zwischen 10 und 12 Uhr, mittwochs zwischen 13 und 16 Uhr, freitags zwischen 18 und 21 Uhr sowie Wochenende nach Absprache
Wichern-Kirchengemeinde, Andersenring 29, nach Absprache
Kirchengemeinde St. Georg, Niederbüssauer Weg 3, nach Absprache
Kirchengemeinde St. Andreas, Am Mühlberg 12, nach Absprache
Ev.-reformierte Gemeinde, Königstraße 18, nach Absprache
Polnische Mission Lübeck, Goerdelerstraße 31, jeder 4. Donnerstag des Monats zwischen 17 und 20 Uhr
Weitere Gemeinden wie St. Lorenz in Travemünde planen Angebote für geflüchtete Menschen aus der Ukraine. Dieser Beitrag wird regelmäßig aktualisiert.