Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg "Open Horizon": Der komplette Reise-Blog

Am Schluss der Reise lässt die Gruppe die intensiven Erlebnisse und Erfahrungen bei Getränken und Musik im Pub Revue passieren. Copyright: Jonathan Pfeifer

London. Unter dem Motto "Open Horizon" waren junge Menschen aus der Nordkirche und dem Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg vom 8. bis 16. Februar 2025 in und um London unterwegs, um dort moderne Formen von Kirche und Gebet zu erleben. Hier ist ihr Reise-Blog!

Tag 9: Abschied, Andacht, Abreise und Ausblick

Eine ereignisreiche Woche liegt hinter uns, und heute hieß es Abschied nehmen. Unser letzter Tag in London begann mit einem gemeinsamen Frühstück im Highbury Center, bei dem wir noch einmal in vertrauter Runde zusammensaßen. Danach hieß es Koffer packen, Zimmer räumen und ein letztes Mal den Blick aus dem Fenster genießen.

Welche Ideen nehmen wir mit in unsere Gemeinden?

Bevor wir aufbrachen, versammelten wir uns noch einmal als Gruppe. Es war ein besonderer Moment, in dem wir gemeinsam reflektierten, was uns in den vergangenen Tagen am meisten bewegt hatte. 
Wir sprachen über inspirierende Begegnungen, über Aha-Momente und Ideen, die wir für unsere Kirchengemeinden mitnehmen konnten. Besonders spannend waren die Gespräche über die Nutzung von Kirchenräumen – von der Bedeutung klassischer Kirchenbänke bis hin zu neuen Konzepten für eine familienfreundlichere Kirche, in der auch die Kleinsten einen Platz zum Spielen und Entdecken haben. Unsere Zeit in der Herberge endete mit einer kurzen, aber intensiven Andacht, die Heike leitete und in der wir unsere Erfahrungen noch einmal bewusst vor Gott brachten.

Rückflug und Rückkehr in den Alltag

Gegen Mittag traten wir die Heimreise an. Der Weg zum Flughafen war ein Erlebnis für sich: Zeitgleich strömten zahlreiche Fußballfans in Richtung des nahegelegenen Arsenal Stadium auf die Straßen. Die Atmosphäre war voller Energie, es waren doch viele Familien dabei und dementsprechend friedlich. Es war beeindruckend, wie wir uns als kleine Gruppe durch die Menge schlängelten. Nach einer Stunde in der U-Bahn erreichten wir den Flughafen, wo dank der hervorragenden Organisation unserer Gruppenleitung alles reibungslos verlief.

Während des entspannten Flugs genoss jeder die Zeit auf seine Weise. Manche spielten Gesellschaftsspiele, andere versanken in ihre Bücher, und einige ließen die Eindrücke der Woche noch einmal bei einem Blick aus dem Fenster Revue passieren. Nach der Landung ging alles überraschend schnell – das Gepäck kam zügig, und nach einer herzlichen Verabschiedung verstreuten wir uns in alle Himmelsrichtungen innerhalb der Nordkirche.

Diese Woche war weit mehr als eine einfache Reise. Sie war eine intensive Zeit des Lernens, des Austauschs und des Wachsens, voller inspirierender Begegnungen, neuer Freundschaften und wertvoller Impulse für unsere zukünftige Arbeit in den Gemeinden.

Vielen Dank fürs Mitlesen und Begleiten dieser Reise!

Verfasst von Thore Sell (Ökumenewerk der Nordkirche).

Tag 8: Heiliger Rasen und Ausklang im Pub

Der letzte volle Tag neigt sich dem Ende.

Heute haben wir alle die Chance gehabt, unsere letzten Punkte auf der Bucket-List abzuhaken, London auf eigene Faust zu erleben und die Reise ausklingen zu lassen.

Auf dem heiligen Rasen im Wembley Stadion

Während die einen den Vormittag im Natural History Museum mit Dinos/Steine bestaunen und Kaffee trinken verbracht haben, war eine Dreier-Delegation im Wembley Stadion und hat es in einer Führung bis kurz vor den heiligen Rasen geschafft und konnte anschließend eine private Pressekonferenz einberufen. 

Ein weiteres Ziel waren diverse Vintage-Geschäfte und der Upmarket, auf dem sich einige von uns sich aus einem internationalen Angebot an Gerichten, ein schmackhaftes Mittagessen auswählten. Bei typischem etwas trübem Wetter war eine andere Gruppe rund um die Tower Bridge unterwegs und hat Fotos gemacht. 

Evensong in der Saint Paul's Cathedral

Aber auch der kirchliche Auftrag kam heute nicht zu kurz. Heute stand der Evensong in der Saint Paul's Cathedral an, den eine Teilgruppe besucht hat. 

Als die ersten wieder in der Unterkunft eintrudelten, haben wir den Nachmittag über gemütlich ein paar Kartenspiele gespielt und angefangen unsere Koffer zu packen.

Wochen-Rückblick, Livemusik und Tanzen im Pub

Der letzte Abend soll zelebriert sein. Darum haben wir es uns bei einem kleinen Buffet in einem der örtlichen Pubs gemütlich gemacht und uns über die vergangene Woche ausgetauscht. Diejenigen, die noch nicht reif fürs Bett waren, zogen noch weiter in einen sehr urigen Club Pub des FC Arsenal und haben dort bei Livemusik die Gesellschaft genossen und ein wenig das Tanzbein geschwungen.

Verfasst von Jonathan Pfeifer (Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg).

Tag 7: Museumsbesuche, Souvenir-Shopping und Valentinstag

Am Morgen beim Frühstück haben sich einige Gruppen zusammengeschlossen und sind dann an unterschiedliche Orte gewandert. Einige haben das Britische Museum besucht. Da haben sie Mumien, den Kyroszylinder, den Rosetta Stone, Artefakte aus Mesopotamien, dem mittelalterlichen Europa und der islamischen Welt gesehen. 
Die andere Gruppe hat Souvenir Shops aufgesucht und dabei einen großartigen Harry Potter Shop gefunden. Danach ging die Reise weiter ins Westfield Centre, in dem dann lecker gegessen wurde. 

Evensong in Westminster Abbey

Gegen Mittag haben wir uns im Hostel wieder getroffen um den Valentinstag mit Kaffee, Tee und verschiedenen Kuchensorten schön gefeiert. Nachmittags haben sich alle wieder gefunden und haben gemeinsam den Evensong in Westminster Abbey besucht. Dieser war sehr musikalisch aufgebaut und die Architektur des Gebäudes hat jeden dazu bewegt Bilder zu schießen. 
Der Abend ist dann ganz entspannt und ruhig ausgeklungen mit dem gemeinsamen Abendessen im Highbury Centre mit ein paar Gesellschaftsspielen, heiterem Singen und einer kleinen Andacht. 

Verfasst von Julia Gerber und Jessica Metlewski (Kirchenkreis Hamburg-Ost).

Tag 6: “Lighthouse” und Gebetsgarten der 24-7-Prayer-Bewegung

Nachdem wir die letzten beiden Tage in London verbracht haben, stand am Donnerstag wieder ein Ausflugstag an. Der Tag führte uns in unterschiedliche Orte im Südwesten Londons. Nach dem Frühstück machten wir uns gemeinsam auf, um mit der Metro zum Bahnhof Waterloo zu fahren. Von dort aus fuhr unser Zug ins Umland ab. Nach einer halben Stunde Fahrt waren wir in Woking.

24-7-Prayer: Besuch im “Lighthouse” in Woking

In Woking waren wir mit Erik verabredet, der dort das Lighthouse mit aufgebaut hat. Das Lighthouse ist eine Einrichtung, die sich aus der 24-7-Prayer-Bewegung heraus entwickelt hat. Ursprünglich als Gebetsraum gedacht, entdeckten die Gründer:innen des Lighthouse schnell, dass die Menschen viele Bedarfe hatten. So entwickelten sich im Lighthouse immer weitere Projekte, von denen die Menschen profitieren. Inzwischen ist das Lighthouse ein wichtiger Social Hub in Woking. Es gibt eine Repair-Station, ein Café, Selbsthilfegruppen und vieles mehr. Besonders begeistert hat uns die Boutique. Dort gibt es gespendete Klamotten für Menschen, die sich herkömmliche Klamottenläden nicht leisten können. Allerdings bietet das Team des Lighthouse “Shop Assistance” an, um für die Menschen das gleiche Gefühl zu schaffen wie bei einem Shoppingtrip. 

Hippes Café statt triste Bedürftigen-Einrichtung

Was das Lighthouse wirklich besonders macht, ist die Einrichtung und Gestaltung. Dieser Ort wirkt nicht wie viele andere Orte für Bedürftige, sondern ist eher wie ein hippes Café in der Hamburger Sternschanze eingerichtet. So fühlt man sich wirklich wohl, willkommen und wertgeschätzt. Das vermissen wir bei vielen kirchlichen Einrichtungen für Bedürftige, die wir aus Deutschland kennen, und die auf uns häufig ein bisschen trist wirken. 

Das Lighthouse hat keine festen staatlichen oder kirchlichen Finanzierungsstrukturen und ist auf Zuwendungen angewiesen. Neben vielen Sach- und Geldspenden gibt es inzwischen ein festes Unterstützer:innen-Netzwerk. Außerdem wurde dem Lighthouse das Haus mietfrei zur Verfügung gestellt. Leider wird das Haus im Laufe des Jahres abgerissen, der Eigentümer hat aber versichert, dass das Lighthouse im Neubau wieder Räumlichkeiten erhalten wird und kümmert sich sogar um Räume zur Zwischennutzung. Die meiste Arbeit wird von vielen ehrenamtlichen Helfer:innen erledigt

Nachdem wir von Eric durch das Lighthouse geführt wurden und er alle unsere Fragen zum Lighthouse und zur 24-7-Prayer-Bewegung beantwortet hat, hatten wir noch genug Zeit, um gemütlich einen Kaffee zu trinken. 

Im Anschluss sind wir zum Zug gegangen um weiter nach Waverly Abbey zu fahren.

Besuch in Waverly Abbey in Farnham

Mit dem Zug ging es weiter nach Farnham, wo wir eine knappe Stunde auf den Bus warten mussten. In dieser Zeit konnten wir eine unverhoffte Entdeckung machen: Die reformierte Kirche im Ort hat vor drei Jahren ihr Konzept verändert und den Kirchraum in ein Café für die Nachbarschaft verwandelt. An sechs Tagen in der Woche ist nun Café-Betrieb, sonntags finden weiterhin Gottesdienste statt. Der Raum ist sinnvoll genutzt und für den Stadtteil zugänglich gemacht, außerdem kann die Gemeinde damit den Erhalt des Gebäudes finanzieren. Wir fanden die Einrichtung sehr gemütlich und die Idee klasse!

24-7-Prayer-Bewegung und “Christian Councelling”

Dann gibt es mit dem Bus nach Waverly Abbey. Dieser Ort hat eine lange Geschichte als Ort für Gebet. Bereits im 12. Jahrhundert siedelten hier die ersten Mönche. Seit 1987 ist auf dem Gelände das heute Waverly Abbey College ansässig. Das College ist ebenfalls eng mit der 24-7-Prayer-Bewegung verbunden. Hier können Menschen aus aller Welt “Christian Councelling” erlernen, also die Skills, die es braucht, um christliche Gemeinschaften zu entwickeln und zu beraten. Für Menschen aus England ist ein Studium möglich, alle anderen können zahlreiche Kurse und Weiterbildungen absolvieren. Neben dem Studienzentrum kann der Ort auch für Tagungen, Feiern und andere Events genutzt werden. 

Vor Ort empfing und Francis, die uns herzlich willkommen hieß und uns zuerst zur Stärkung ins Café eingeladen hat. Dort gab es für uns eine leckere Suppe und Getränke. Nach dem Essen erzählte Francis und die Geschichte von Waverly Abbey, erklärte die heutige Arbeit und wir hatten die Möglichkeit, ihr Fragen zu stellen und ins Gespräch zu kommen. Danach haben wir eine kurze Führung durch das Haus erhalten.

Gebetsraum und Garten mit unterschiedlichen Themen 

Besonders schön war die Möglichkeit, die unterschiedlichen Orte für das persönliche Gebet auf eigene Faust zu erkunden. Die 24-7-Prayer-Bewegung hat auf dem Gelände unterschiedliche Räume zum Beten geschaffen. Besonders hervorzuheben sind der Gebetsraum und der Garten. Der Gebetsraum im ersten Stock des alten Hauses hält viele unterschiedliche Stationen und Formate bereit, die unterschiedliche Menschen ansprechen sollen. Der Raum kann zur persönlichen Nutzung reserviert werden. Im Garten gibt es verschiedene Pfade zu unterschiedlichen Themen, wie z.B. Familie oder auch Verlust und Trauer. Hier wird man durch unterschiedliche Stationen geleitet, erfährt über die Schilder wertvolle Botschaften und kann den Raum in der Natur für sich nutzen. 

Tagesabschluss in London

Im Anschluss sind wir gemeinsam zurück nach London gefahren. Während einige aus der Gruppe einfach schnell nach Hause ins Hostel wollten, waren andere noch in der Stadt Tacos essen und zum Ausklang in einem Pub. Zum Schluss haben sich viele im Wohnzimmer des Hostels wiedergetroffen und noch gemeinsam ein paar Spiele gespielt. 

Verfasst von Tobias Heise (Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein) und Greta Knabe (Ökumenewerk der Nordkirche).

Tag 5: Christliche Gemeinschaft und soziale Arbeit

Wir waren viel unterwegs und haben viele, auch emotionale, Kenntnisse sammeln können. Wir haben David mit dem MYRaid-Pathway und Emanuela mit Sant’Egidio kennengelernt.

MYRAID Pathway: Christliche Gemeinschaften “pflanzen”

Am Morgen haben einige aus der Gruppe David kennengelernt. Wir wurden herzlich in der St. Peters Bourne von ihm begrüßt. Bei dem Gebäude handelt es sich um ein großes Haus in Barnet im Norden Londons. Es ist ein Gebetshaus, in dem eine christliche Wohngemeinschaft lebt.

David hat uns von MYRAID Pathway erzählt. Es handelt sich dabei um eine Möglichkeit für Menschen, zu lernen, wie man christliche Gemeinschaften gründen kann, ohne ein bestimmtes theologisches Wissen vorab zu haben. Im Englischen heißt es “church planting” ('Kirche pflanzen'), da den Menschen zwischen der eigenen Mission/Versendung und dem Gebet eine Lücke auffällt und sie diese füllen möchten. Lücken können zum Beispiel sein: Gottesdienste für Menschen mit “special needs” ('besonderen Bedürfnissen') oder Gottesdienste im Altersheim für Personen mit Demenz.

Wir haben uns da die Frage gestellt: Warum müssen neue Gemeinschaften gegründet werden, wenn schon welche vorhanden sind? Die Antwort ist leicht, da alle ein anderes ökologisches Kapital vorweisen und dadurch nicht alle Menschen erreicht werden können.

Wir erfuhren, dass bei der “Ausbildung" MYRAID drei Schlüsselelemente wichtig sind:

1. Dass es einen Champion gibt, in Form von Erlaubnisgeber:innen oder der Mentor:in.

Kirchenvertreter:innen müssen sich laut David nicht nur auf die Zahlen im Gottesdienst achten. Sie sollen eine neue Sichtweise einnehmen, deren Fokus auf dem Unterstützen und Helfen von Menschen liegt.

2. Eine unterstützende Gemeinschaft.

Ohne das Gefühl von Unterstützung kann ein Mensch nichts bewirken. Wenn man das Bedürfnis nach Veränderung hat und Menschen, die dies umsetzen wollen, dann soll es auch ermöglicht werden.

3. Das Training für diesen Job.

Wenn man weiß, was man wie umsetzen kann, dann fällt vieles leichter. Die fünf Themen der Ausbildung sind: Vision und Unterscheidungsvermögen, Leitung und Teams, Ausbildung und grundlegende Praktiken, Planung und Disziplinierung, Wachstum und Vermehrung.

Das Training/Ausbildung dauert zweieinhalb Jahre, allerdings sind die “Schulungseinheiten” alle sechs Monate ein Wochenende mit vier Kursen à 20 Minuten. Für uns war das sehr interessant zuzuhören, da David uns interessante Ideen gegeben hat, wie die Kirche als “hub” agieren kann und dadurch neue Formen der Gemeinde etablieren kann.

Besuch bei der Gemeinschaft Sant'Egidio 

Am Nachmittag gingen wir zum Jesuit Centre. Dort haben wir uns mit Emanuela getroffen. Sie ist Angestellte beim Sant'Egidio UK. Sant'Egidio ist eine Gemeinschaft, die 1968 in Rom gegründet wurde. Sie wurde gegründet, um die Welt zu verändern, indem die Aufmerksamkeit auf Menschen gerichtet wird, die in Randgruppen leben. Die Gemeinschaft widmet sich nach den drei P's: prayer, (serving the) poor und peace ('Gebet, den Armen dienen, Frieden') Diese Gemeinschaft gibt es in mehr als 70 Ländern.

Angebote für Obdachloche und ältere Menschen

Die Vertreter in London bestehen einerseits aus Angestellten, aber auch aus jungen Menschen und Studierenden, die freiwillig mithelfen. Sie haben Freundschaften gebildet mit Obdachlosen und Älteren in den Stadtteilen Kensington, Victoria, Mayfair, Ladbroke Grove, Gloucester Road und mehr. Angebote, die sie anbieten, sind die “rounds”, wo jeden Mittwoch Essen, Trinken und Kleidungsstücke an Obdachlose verteilt werden und auch Freundschaften geschlossen werden können.

Ein anderes Angebot wäre “Our Cup of Tea”. Bei den werden Mahlzeiten für Obdachlose zusammen gekocht aus Lebensmitteln, die weggeschmissen werden würden. Das Essen wird dann gemeinsam eingenommen und es entsteht eine schöne Gemeinschaft. Das letzte Angebot ist das Prayer, bei dem für Frieden gebetet wird.

Mit Foodbags auf Menschen in den Straßen zugehen

Wir haben bei den “Rounds” mitgemacht. Nachdem Emanuela die Entstehungsgeschichte von Sant' Egidio erzählt hatte, haben wir mit dem Team Sandwiches und Foodbags vorbereitet. Nach einem gemeinsamen Gebet sind wir in drei verschiedenen Gruppen in die Straßen gezogen. Es gab bestimmte Regeln, an die wir uns halten mussten, wie nicht als riesige Gruppe auf eine Person zuzugehen. 

Uns ist besonders aufgefallen, wie groß die Schere zwischen Arm und Reich in London ist. Während die Menschen draußen frieren, sitzen andere im Restaurant und sind warm und trocken. Zudem wurde uns erzählt, dass in reicheren Vierteln Gangmitglieder die helfenden Menschen bedrohen. Uns selbst fiel auf, dass man viele kritische Blicke bekam, wenn ein Foodbag gegeben wurde und man sich unterhielt.

Durch so eine Erfahrung wird einem noch einmal vor Augen geführt, wie privilegiert man selbst ist. Wir sind am Überlegen, wie man etwas Ähnliches in unserem Kirchenkreis einbringen kann.

Verfasst von Anna Kraus und Isa Pries (Kirchenkreis Plön-Segeberg).

Tag 4: Sightseeing und Studierenden-Seelsorge

Nach bisher sehr eindrucksvollen und aufregenden Tagen mit viel Programm haben wir den heutigen Vormittag freier gestaltet. Nach dem Frühstück gab es eine Gruppe, die zum Morning Prayer in eine nahegelegene Kirche, die Highbury Church, gegangen ist. Dort wurden wir von der sonst eher kleinen Gottesdienstgemeinde wieder herzlich aufgenommen. Die Menschen vor Ort haben sich sehr gefreut, und es wurde im Stuhlkreis füreinander gebetet.

Sightseeing und Ausblick über London

Danach sind alle, die Lust hatten, den Vormittag noch in der Londoner Innenstadt zu verbringen, in Gruppen losgefahren. Eine Gruppe ist an der Themse entlanggewandert und hat die Skyline Londons, die Tower Bridge und den Tower of London bestaunt. Der Plan war auch, die Stadt von oben anzuschauen, aber für den kostenlosen Sky Garden hätten wir drei Wochen im Voraus reservieren müssen. 

Zwischen den Wolkenkratzern entdeckten wir die kleine St. Margaret Pattens Church, wo uns eine Mitarbeiterin der Kirche viel über die tausendjährige Geschichte des Gebäudes erzählte. Nach einer anschließenden kleinen Mittagspause führte uns der Weg an der St. Paul's Cathedral vorbei in die Tate Gallery of Modern Art, wo moderne Kunst auf vielen Etagen kostenlos ausgestellt ist. Dieses Kontrastprogramm und spätestens der Kaffee auf der Dachterrasse im 10. Stock brachten uns nochmal Entspannung.

Chinatown und King's College

Die andere Gruppe war in der bekannten Einkaufsstraße rund um den Piccadilly Circus unterwegs und erkundete verschiedene Shops, darunter Souvenirläden, den Lego Store und den M&M's Store. Nach einer kurzen Stärkung ging es für uns durch ein großes, prunkvolles Tor nach Chinatown. Dort hingen überall rote Laternen über der Straße. Nach einem kurzen Bummel ging es 20 Minuten zu Fuß zum King's College. Auf dem Weg dorthin kamen wir an der National Portrait Gallery vorbei, in der die Geschichte Großbritanniens vom Mittelalter bis in die moderne Neuzeit durch Gemälde präsentiert wird.

Chaplaincy: Seelsorge für Studierende am King's College

Um 15.20 Uhr haben wir uns wieder als große Gruppe zusammengeschlossen und sind gemeinsam in das King's College gegangen. Nach einer kurzen Einführung wurden wir von der Pastorin Sarah Farrow am Eingang abgeholt. Sie führte uns in den kleinen Chaplaincy-Raum, wo bereits Studierende saßen, sich lautstark unterhielten und aßen. Als wir es uns bequem gemacht hatten, begann die Pastorin zu erzählen, was ihre Aufgabe am College ist. Die Chaplaincy ist eine Art Seelsorge für die 40.000 Studierenden des King's College. 

Rückzugsorte und Gesprächsangebote am College

Sie selbst ist von der Church of England angestellt und hat gemeinsam mit ihren 14 Kolleg:innen ein offenes Ohr für die Belange der Studierenden. Dieses Angebot richtet sich nicht nur an christliche Studierende, sondern an alle, unabhängig von Religion, Herkunft oder Sexualität. Neben den Gesprächsangeboten organisiert die Chaplaincy beispielsweise wöchentliche kostenlose Mittagessen an den fünf Hauptstandorten des King's College oder stellt Rückzugsräume zur Verfügung, in die sich Studierende zurückziehen, Freunde treffen oder essen können. 

Themen der Studierenden: Identität, Heimweh, mentale Gesundheit

Die Themen, mit denen sich die Studierenden an die Seelsorge wenden, sind oft Identität, Heimweh oder mentale Gesundheit. Dabei fielen uns viele Parallelen zu den Themen auf, die auch deutsche Studierende beschäftigen. Ein weiterer wichtiger Punkt in Sarahs Arbeit ist die Sichtbarkeit der Chaplaincy auf dem Campus, damit die Studierenden wissen, wo sie eine Anlaufstelle für Gespräche finden.

Nach einer ausgiebigen Fragerunde bot sie uns einen kurzen Rundgang durch das College an. Also zogen wir uns unsere Jacken an und gingen hinaus vor das Gebäude. Dort erklärte sie uns, dass das King's College ein Stadtcollege ist – das bedeutet, dass es in ganz London zahlreiche Gebäude gibt, die zum College gehören. Danach führte sie uns durch einen großen Torbogen auf eine Terrasse, von der aus wir die Skyline an der Themse bewundern konnten. Zurück im College besuchten wir die Kapelle im Hauptgebäude. Diese war beeindruckend prunkvoll bemalt. Ungewöhnlich war auch, dass die Bänke nicht zum Altar, sondern zueinander ausgerichtet waren.

Evensong mit Chor in der Kapelle des College

Der sogenannte Choral Evensong war ein Gottesdienst, der vom Chor des Colleges und einer Londoner Schule begleitet wurde. Der Chor sang einen Großteil des Gottesdienstes, darunter Psalmen und Gebete. Nach dem Gottesdienst gingen einige von uns noch in der Stadt essen, während andere zurück ins Hostel fuhren und sich dort Essen bestellten. Um den Abend ausklingen zu lassen, versammelten sich einige von uns noch zu einem lustigen Spieleabend im Gemeinschaftsraum.

Verfasst von von Henrike Dietrich (Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein) und Johanne Lange (Kirchenkreis Plön-Segeberg).
 

Tag 3: Besuch in Cambridge und Kirche für junge Menschen

Unser heutiger Tag begann bereits um 7.30 Uhr mit dem Frühstück, natürlich typisch Englisch. Nach der schnellen Mahlzeit startete unser Tagestrip nach Cambridge, doch die Hinfahrt erwies sich komplizierter als gedacht. Durch erfolgreiche Falschwegweisung wurde das bereits enge Zeitfenster bis aufs letzte ausgeschöpft und wir haben in letzter Minute die richtige Bahn nach Cambridge erreicht. Nach einer gemütlichen Stunde durch die englische Landschaft sind wir in Cambridge angekommen und wurden dort von Rev. Duncan Goldthorpe am Bahnhof abgeholt. Dieser zeigte uns den Weg in Richtung St. Barnabas Kirche, welche uns heute stellvertretend für unsere Partner Diözese Ely willkommen hieß. 

Kirche bei den Menschen: “silent room” und “pancake day”

Dort wurden uns von zwei Mitarbeiterinnen verschiedene Angebote für junge Menschen vorgestellt. Ihre Arbeitsweise ist es, mit christlicher Motivation in nicht kirchliche Räume zu gehen, um junge Menschen dort abzuholen, wo sie gerade sind. Angebote wie einen “silent room” für Schüler:innen oder einen “pancake day” für Kinder von 0 bis 11 blieben uns besonders im Kopf. 

Gott und die Welt: Arbeit mit Jugendlichen bei Romsey Mill

Im Anschluss an diesen Austausch ging es zu Romsey Mill, einer christlichen sozialen Einrichtung für junge Menschen. Dort hatten wir einen Austausch mit John, welcher die Jugendarbeit an diesem Standpunkt leitet. John hat uns erzählt, dass er und sein Team den Fokus auf ein generelles Angebot für junge Menschen legen, ohne dort direkt den Glauben einzubinden. Er erklärte uns, dass sie ihre Arbeit beginnen, indem sie an Orte gehen, an denen sich Jugendliche aufhalten. Die Jugendlichen sprechen sie dann an und fragen sie, wie es ihnen geht und ob sie den Bedarf haben zu sprechen, ohne dabei die Intention zu haben, über Gott zu sprechen. 

Aus diesem Anfang heraus entstanden dann nach und nach kleinere Gruppen, die sich zum Fußball schauen oder zum Kartenspielen getroffen haben. Zusätzlich entstanden so auch Angebote zum Thema Gott, Jesus und Glaube, sowie das Angebot, dass wenn einer der Menschen das Bedürfnis hat, über ein Glaubensthema zu sprechen, dies immer möglich ist.

Besuch im theologischen Ridley Hall College

 Als nächstes stand auf dem Programm das Mittagessen, für das wir zurück zur Kirche gingen, um dort Pizza und Sandwiches zu genießen. Gestärkt ging es weiter in die Innenstadt von Cambridge, nämlich zum Ridley Hall College, wo uns Dr. Rebecca Dean begrüßt hat. Sie hat uns das College gezeigt und ihre Arbeit näher erläutert. Sie ist Dozentin für soziale Arbeit mit jungen Menschen im kirchlichen Kontext. Das College ist für Theologie-Studierende mit verschiedenen Schwerpunkten.

Andacht und Reflexion am Ende des Tages

Im Anschluss hatten wir die Möglichkeit, Cambridge auf eigene Faust zu erkunden und das ganze bei feinstem grauen und nassen englischem Wetter. Zum Abschluss gab es eine Reflexionsrunde in der St. Barnabas Kirche, in der wir über die Dinge gesprochen haben, die uns an dem Tag ermutigt haben, die wir herausfordernd finden und wie uns Gott dabei begleitet. Eine Andacht durfte dann natürlich nicht fehlen, welche wir mit einem Gebet und gemeinsamen Singen gefeiert haben. 

Verfasst von von Mika Jühlke (Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg) und Madita Baudach (Ökumenewerk der Nordkirche)

Tag 2: Worship-Songs und PowerPoint-Predigt

Nach einer mehr oder weniger geruhsamen Nacht starteten wir in den ersten vollen Tag in London. Mit der U-Bahn ging es zunächst zur berühmten Haltestelle Kings Cross und von da aus in den ersten Gottesdienst bei der kxchurch. Dort erwarteten uns viele neue Impressionen. Wir wurden mit Tee und Kaffee begrüßt und erlebten dann einen Gottesdienst, den man in dieser Form aus unserer Landeskirche eher nicht kennt. Viele junge Menschen und Familien, eine Fülle von Worship-Songs, eine mit PowerPoint unterstützte Predigt und Zwischenrufe sind Gang und Gebe. 

Im Nachgang erfahren wir von einem Mitarbeiter über den organisatorischen Aufwand jeden Sonntag vier Gottesdienste zu veranstalten, wie viele Ehrenamtliche es dafür bedarf und wie sie sich als Kirche ohne Kirchensteuer finanzieren. Schon jetzt nehmen wir super viele Wahrnehmungen und Gedanken mit, die im Laufe des Tages immer wieder diskutiert werden. 

Viele Schritte, viele touristische Highlights

Unsere Reise führt weiter zum Upmarket, wo wir uns zwischen einer Fülle von Kulturen und Gerüchen für ein Mittagessen entscheiden müssen. Definitiv nochmal etwas anders als das typisch englische Frühstück vom Morgen. 

Frisch gestärkt fahren wir mit einem roten Doppeldecker-Bus ins Zentrum. Hier machen wir einen Rundgang an allen touristischen Highlights der Stadt vorbei. Neben Westminster Abbey, Buckingham Palace und Big Ben, begegnen uns auch ganz viele zutrauliche Eichhörnchen im Park. So langsam summiert sich auch die Anzahl der Schritte zusammen. 

Neue Erfahrungen beim Gottesdienst in der htb-church

Unserer Programm beenden wir mit einem weiteren Gottesdienst in der htb-church. Auch hier bemerken wir unterschiedliche Strukturen als die die uns bekannt sind, wie schon am Vormittag. Wir stellen wieder fest, das Jesus und der Heilige Geist einen anderen Stellenwert in den Gottesdiensten haben, als wir es aus Deutschland gewohnt sind. Auch die Möglichkeit während des Gottesdienstes für sich persönlich beten zu lassen, finden wir größtenteils noch befremdlich.

Gastfreundschaft und gemeinsamer Austausch

Aber uns fällt auf, wie gastfreundlich und offen wir überall begrüßt werden. Nach dem zweiten Gottesdienst bleibt noch ein Teil unserer Gruppe vor Ort, um mit Leuten der htb-church gemeinsam zu essen und sich auszutauschen. Überfüllt mit den verschiedensten Impressionen macht sich der Rest schon mal auf den Rückweg. Am Abend sitzen wir noch zusammen und reflektieren diesen ereignisreichen Tag. 

Im Austausch stellen wir fest, wie unterschiedlich wir die gleichen Veranstaltungen erlebt haben. Während einige sich von diesem Gottesdienstformat, mit seiner Musik und seinen lebensnahen Themenschwerpunkten, total abgeholt fühlen, finden andere es noch sehr befremdlich. Sehr müde, aber offen für noch mehr Erfahrungen und bewegt vom kritischen Austausch, geht es dann ins Bett. 

Verfasst von Eva Motten und Emma Trommler (Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg)

Tag 1: Die Anreise

Los geht die Reise!

Open Horizon – Kirche geht, aber wohin? Hier wird in der nächsten Woche von uns, den jungen Reisenden, die sich für eine Kirche der Zukunft einsetzen, ein tägliches Update erscheinen, in dem wir über unsere Erlebnisse zwischen Beten, Diskutieren und Entdecken berichten.

Heute Morgen haben wir uns aus der ganzen Nordkirche aufgemacht und um 10:45 Uhr am Hamburger Flughafen versammelt. Nach einer sehr intensiven Sicherheitskontrolle, bei der sich einige von uns einer ausgiebigen Nachprüfung inkl. unfreiwilliger Fußmassage unterziehen mussten - Verdacht: Sprengstoff und Drogen -, konnten wir pünktlich um 13:10 Uhr nach London Heathrow abfliegen, da sich glücklicherweise keiner dieser Verdachte bestätigte. Wir waren alle etwas aufgeregt, weil wir uns bisher teilweise erst einmal gesehen haben. Umso schöner war es, schon erste Menschen näher kennenzulernen. Allgemein war bei allen freudige Anspannung in Richtung der nächsten Tage zu spüren.

Ankommen in der Unterkunft im Highbury-Centre

In London gelandet, sind wir vom Flughafen mit der U-Bahn ca. eine Stunde bis Arsenal gefahren. Von da aus war unsere Unterkunft, das Highbury-Centre, in 20 Minuten zu Fuß zu erreichen, sodass wir uns gegen 16 Uhr vor Ort mit den Gegebenheiten des Altbaus vertraut machen konnten. Sich in den verwinkelten Fluren mit unzähligen Treppen und Zwischenstockwerken des christlichen Gästehauses zurecht zu finden, wird auch in den nächsten Tagen noch eine Herausforderung bleiben.

Besuch bei “ambient prayer”: Meditation und Gebet

Dann haben wir uns spontan dazu entschlossen, den über den Tag angestauten Hunger mit einer Großbestellung beim örtlichen Pizza-Dienst zu bekämpfen. Einige von uns haben sich anschließend auf eine weitere einstündige U-Bahnfahrt zu einem ersten Programmpunkt begeben und bei “ambient prayer” teilgenommen. Einer Gebetsstunde der St.Marys Church Ealing mit anschließendem Gespräch und gemütlichem Beisammensein. Es war sehr besonders, eine Andacht mit viel Zeit und Ruhe zur Meditation und Reflexion zu verbringen. Wir sind hinterher toll mit englischen Leckereien empfangen worden und haben erste Berührungspunkte mit aktiven Ehrenamtlichen erfahren dürfen. Der Rest der Gruppe ließ den Tag entspannt Revue passieren und bei ein paar Getränken und Snacks ausklingen.

Verfasst von Jonathan Pfeifer und Julia Rasche (Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg)