Lübeck. In Lübeck und im Herzogtum Lauenburg können sich junge Menschen jetzt wieder zum Konfirmandenunterricht anmelden. Wie läuft dieser Unterricht eigentlich ab? Gibt es zum Schluss eine Prüfung? Was spricht überhaupt dafür, sich einsegnen zu lassen? Robert Pfeifer, Beauftragter für die Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden in Lübeck, gibt Antworten.
Ein Interview mit Robert Pfeifer
Auch wenn es schon ein bisschen her ist: Warum haben Sie sich konfirmieren lassen?
Robert Pfeifer: Es gehörte damals selbstverständlich dazu. Und auch, wenn ich das mit 13 Jahren noch nicht wirklich reflektieren konnte, hatte ich das Gefühl: Da geht es um etwas Großes.
War die Konfirmation für Sie Überzeugungssache - oder haben Sie den Konfirmandenunterricht besucht, weil es alle gemacht haben und es einfach dazu gehört?
Es war eben die Überzeugung, oder besser: die Ahnung, dass beim Konfer - so hieß das damals bei uns - etwa sehr Gutes passiert. Und ich wusste auch, dass nette Leute dort unterwegs sind.
"Die Zeit junger Menschen ist sehr knapp"
Warum ist es heute schwieriger, junge Menschen davon zu überzeugen, sich konfirmieren zu lassen?
Weil das Thema "Glaube und Kirche“ immer weniger tradiert wird. Es ist nicht mehr selbstverständlich, als Kind von den Bibel-Geschichten zu hören. Oder einen älteren Menschen zu kennen, der überzeugt von Glaubenserfahrungen erzählt. Insofern ist die Entscheidung eine viel bewusstere geworden, oft gegen die ablehnende oder gleichgültige Haltung anderer. Außerdem ist die Zeit heutzutage sehr knapp, weil Schule, Sport, Kultur die Jugendlichen sehr fordern.
Konkret gefragt: Warum sollte man sich konfirmieren lassen?
Weil diese Bildungsform Möglichkeiten erschließt, seine Kompetenzen zu entdecken und einzubringen. Weil man neue Freunde kennenlernt, außerhalb seiner bekannten Gruppen in Schule und Sport. Weil Religion und Glaube sehr wichtige Dimensionen des Lebens sind, die entdeckt werden wollen. Weil der christliche Glaube so viele Lebensmöglichkeiten im Blick hat, was zum Beispiel das Engagement für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung angeht. Aus der Motivation heraus, dass Gott uns gewollt hat und begleitet.
Glaube ist wichtige Dimension des Lebens
Manch ein Älterer denkt bei Konfirmandenunterricht an sowas wie Religionsunterricht in der Schule. Und am Ende gibt es eine Prüfung. Wie ist Konfirmandenunterricht 2023 - und gibt es noch Prüfungen?
Es gibt nach wie vor den Austausch über das Gelernte und über die eigenen Erfahrungen. Das ist ein sehr wichtiger Teil des Angebots: Wir kommen über uns als Menschen ins Gespräch und bringen unser Leben mIt dem christlichen Glauben in Verbindung. Was kann es Schöneres geben, als so miteinander unterwegs zu sein?
Viele Gemeinden bieten verschiedene Konfirmations-Modelle an. Warum?
Die Lebenswirklichkeit der Jugendlichen unterscheidet sich sehr und ist heute sehr ausdifferenziert. Deshalb steht in den Gemeinden eine Vielfalt an Möglichkeiten bereit, damit Jugendliche das Modell in Bezug auf Zeitstruktur und Inhalt sorgfältig auswählen können, das zu ihnen passt.
Was unterscheidet den Konfirmandenunterricht in der Stadt von dem in ländlichen Regionen?
In ländlichen Regionen sind die Gruppen sicher vertrauter miteinander, weil die Jugendlichen sich oft seit vielen Jahren aus Kita, Grundschule etc. kennen. In der Stadt ist es sehr gemischt, weil schon sehr früh eine Differenzierung stattfindet. Inhaltliche liegt es gar nicht weit auseinander, weil es hier und dort um ähnliche Inhalte geht. Ganz entscheidend sind natürlich die verantwortlichen Erwachsenen und zum Teil die jugendlichen Teamer:innen, denn sie bauen die Beziehung auf, die zum Gelingen maßgeblich beiträgt.
Wenn Sie heute noch einmal 13 oder 14 wären, warum würden Sie sich konfirmieren lassen?
Weil ich die Hoffnung hätte, dass ich bei der Gemeinde etwas erlebe, das das Leben reicher und bunter macht. Und das mir Mut macht.