Propstei Lübeck Eingesungene Gemeinschaft: 100 Jahre St.-Johannes-Chor in Kücknitz

Lea Märtens und Torben Freytag (M.) haben eine Ausstellung zur Chor-Geschichte organisiert – sehr zur Freude von Chorleiter Norbert Drechsler. Copyright: Oliver Pries

Lübeck. Der Kücknitzer St.-Johannes-Chor feiert einen stolzen Geburtstag: Die Singgemeinschaft wird in diesem Jahr 100 Jahre alt. Dabei hat auch dieser Chor mit Nachwuchssorgen zu kämpfen. Trotzdem blicken die Mitglieder optimistisch in die Zukunft – und voller Freude.

„Singen macht einfach Spaß“, sagt Torben Freytag voller Überzeugung. Der 39-Jährige singt seit einigen Jahren im St.-Johannes-Chor in Lübeck-Kücknitz – und bewegte sich damit zunächst auf ungewohntem Terrain. Denn privat hört Freytag vor nur Heavy Metal. Ist das nicht ein Widerspruch? „Nein“, sagt Torben Freytag. „Beides liegt viel näher beieinander, als man denkt.“ Schließlich gebe es auch Metal-Bands, die mit Sinfonieorchestern spielten.

Auch junge Menschen sind im Chor

Einfach mal über seinen Schatten springen, etwas Neues ausprobieren. Von diesen Schritten hält auch Lea Märtens sehr viel. Auch sie ist mit 37 Jahren ein eher jüngeres Mitglied das St.-Johannes-Chores – und voller Enthusiasmus bei der Sache. Ein Mangel an Angeboten für junge Leute im Stadtteil hat sie vor acht Jahren zum Chor gebracht. „Dann bin ich einfach dabeigeblieben“, erinnert sich Lea Märtens.

Mittlerweile sind Thorben Freytag und Lea Märtens fest etabliert in dem Chor, dessen klassisches Repertoire von Motetten des Frühbarocks bis zu Werken des 20. Jahrhundert ein weites Feld abdeckt. Die beiden sind mittlerweile so engagiert, dass sie im Frühjahr sogar eine Ausstellung zur Geschichte des Chores in der Geschichtswerkstatt Herrenwyk auf die Beine gestellt haben.

„In unserem Chor kann man alt werden“

Und in 100 Jahren Chorgeschichte ist eine Menge passiert. Gegründet wurde die Singgemeinschaft 1924 von Heinrich Maass, dem damaligen Rektor der Schule, um das kulturelle Angebot im Stadtteil zu bereichern. „Nach dem zweiten Weltkrieg kamen dann viele Vertriebene dazu“, weiß Chorleiter Norbert Drechsler. Menschen, die zum Teil bis heute im Chor singen. „In unserem Chor kann man alt werden“, lacht Drechsler.

Norbert Drechsler ist seit 1990 Chorleiter

Das Eingebettetsein in eine Gemeinschaft, die Bestand hat, ist die eine Seite der Medaille. Die Überalterung vieler Chöre die andere. „Auch in unserem Chor sind viele Mitglieder bereits im Rentenalter“, sagt Norbert Drechsler. Drechsler selbst ist seit 1990 Leiter des Chores. „Seit dem Zweiten Weltkrieg gab es nur drei Chorleiter“, so Drechsler. 42 Jahre lang hat alleine Berthold Mindner den Chor geleitet. „Das zeigt doch, dass man hier gut arbeiten und sich hier wohl fühlen kann.“

Der 64-jährige Drechsler will auch noch ein bisschen weitermachen. Zumindest so lange, bis die Stammkirche des Chores, St. Johannes, wieder eröffnet wird. Derzeit finden in dem Gotteshaus umfangreiche Sanierungsarbeiten statt. „Ein Chor braucht vor allem Kontinuität“, findet Drechsler.

Interessierte sind herzlich willkommen

Interessierte, die Lust am Singen haben, sind im St.-Johannes-Chor herzlich willkommen. Der Chor trifft sich jeden Mittwochabend zum Proben im Kirchenforum im Straßenfeld 2. Norbert Drechsler wünscht sich eine Anmeldung von interessierten Menschen per E-Mail unter norbertdrechsler@t-online.de.

 


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