Propstei Lübeck St. Johannes in Lübeck: Facelift für eine Arbeiterkirche

Pastor Albrecht Martins zeigt die historisch bedeutsamen Deckenmalereien. Copyright: Oliver Pries

Lübeck. Die St.-Johannes-Kirche im Lübecker Stadtteil Kücknitz ist derzeit eine Baustelle. Der Kircheninnenraum erhält eine Neugestaltung, Deckenmalereien aus der Bauzeit der Kirche werden freigelegt und restauriert. Die ehemalige Arbeiterkirche erhält ein Facelifting.

Pastoren in Kücknitz müssen derzeit schwindelfrei sein. Jedenfalls in der St.-Johannes-Kirche im Herzen des Lübecker Stadtteils. Denn der Kircheninnenraum wird gerade neugestaltet, seltene Deckenmalerei freigelegt und restauriert. Der Fund der Malereien war 2023 eine kleine Sensation, für die Erhaltung nimmt die Gemeinde viel Geld in die Hand.

Gerüste in der Kirche

Pastor Albrecht Martins ist schwindelfrei. Behände steigt er die Gerüstleitern hinauf. Die Behelfsebenen, die für die Restauratoren aufgebaut haben, führen bis unter die Kirchendecke. Hier, ganz oben, zeigt Albrecht Martins, was im vergangenen Jahr für Begeisterung unter Laien und Fachleuten gesorgt hat.

Kirche für Arbeiter in Kücknitz

Kunstvolle Malereien, meist in Schnörkelform, zieren Teile der Kirchendecke und Balken, die die Kirche durchziehen. Und das ist etwas sehr Besonders, denn St. Johannes ist eine Arbeiterkirche. 1910 gebaut, war sie für die Arbeiter im Stadtteil gedacht, die hier im Hochofenwerk und später im Schiffsbau malochten. Kunstvolle Verzierungen aber waren in Arbeiterkirchen eigentlich gar nicht üblich.

„Das ist ein Schatz, der Laien und Fachleute gleichermaßen elektrisiert“, erklärt Pastor Martins. Vermutlich in den Fünfzigerjahren, als die Kirche erweitert wurde, hat man diese Malereien dann aber einfach übermalt. Warum? Das kann heute niemand mehr erklären. Jetzt werden die Kunstwerke freigelegt und von einer Firma restauriert, die auch für die Erhaltung der Kunstwerke im Lübecker Dom zuständig ist.

Der neue Fußboden ist im Rohbau fertig

Nicht nur deshalb ist der Innenraum der St.-Johannes-Kirche quasi entkernt worden. Die Kirche soll hell und licht werden, so sehen es die Entwürfe der Riemann Gesellschaft von Architekten aus Lübeck vor. Etwas mehr als 1,7 Millionen Euro investiert die Kirchengemeinde Kücknitz in die Neugestaltung. Geld, das vor allem über Fördertöpfe und Spenden kommt. Der Fußboden ist im Rohbau fertig, nun soll der Innenraum noch eine Umgestaltung erfahren, einen Anstrich bekommen, alte Kirchenbänke werden aufgearbeitet.

Die vielen Kücknitzern vertraute Backsteinwand im Altarraum musste dafür weichen. „Das hat vereinzelt für Kritik in der Gemeinde gesorgt“, erzählt Pastor Albrecht Martins. Die Mauer aber sei eigentlich ein nachträglich eingebauter Fremdkörper gewesen. Nun soll die Kirche ihre Ursprünglichkeit wiedererhalten. „Ich bin gespannt auf die Raumwirkung“, so Martins.

Pastor als Bauleiter

Der Pastor ist derzeit vor allem auch eines: Bauleiter. „Das ist eigentlich nicht mein Kerngeschäft“, sagt Martins, der den Bau überwacht und sich um die Finanzierung des Ganzen kümmert. Liegen die Arbeiten im Zeitplan? „Im Großen und Ganzen ja“, erklärt der Pastor, der sich auf ein genaues Fertigstellungsdatum aber nicht festlegen lassen will. Denn noch fehlen einige Gewerke – das ist dem Personalmangel im Handwerk geschuldet. 

Wiedereröffnung ist 2025 geplant

„Vermutlich werden wir im Frühjahr 2025 die Wiedereröffnung feiern“, so Martins. Wie seine Kirche dann aussehen wird, kann sich auch Albrecht Martins noch nicht so recht vorstellen. Einen Abschiedsschmerz vom alten Zustand des Gotteshauses verspüre er aber nicht. Fest stehe aber: Im Herzen von Kücknitz trifft dann Altes auf Neues. Kirchengeschichte ist hier spürbar.

Pastor Albrecht Martins in der entkernten St.-Johannes-Kirche im Lübecker Stadtteil Kücknitz.

Aufnahmen aus dem März 2024: Seither sind die Arbeiten in der Kücknitzer Kirche weit fortgeschritten.

Blick auf freigelegte Decken- und Balkenmalereien, die bei Vorarbeiten in St. Johannes entdeckt worden sind.