Pilgern

Pilgerarbeit in St. Jakobi Lübeck

Da passiert was ganz in unserer Nähe… und manchmal können wir nur staunen: Pilgern ist für immer mehr Menschen attraktiv geworden. Viele machen sich auf den Weg nach Santiago, aber auch in Norddeutschland sind Wege markiert worden.

Pilgern im Mittelalter

Mit seinem Namenspatron Jakobus dem Älteren, dem Schutzheiligen der Pilger, war St. Jakobi zu Lübeck seit dem Mittelalter Anlaufstelle der Pilger. Die Skandinavischen Pilgerzüge führten nach Lübeck. Auf drei großen Pilgerwegen kamen die Pilgernden von Osten (Via Baltica)  und von Norden (Via Jutlandica, Via Skandinavica) nach Lübeck, um weiter nach Santiago de Compostela zu ziehen, zum Grab des Hl. Jakobus.  Zum der Kirche benachbarten Heiligen-Geist-Hospital am Koberg gehörte die Pilgerherberge.
Pilgern diente im Mittelalter dem Seelenheil- „to Salicheyd meyner Selen“. So machten Pilger sich auf zu freiwilligen Bußfahrten oder auferlegten Sühnewallfahrten. Von den Wallfahrtsorten wurden Fläschchen mit geweihtem Wasser oder Pilgermuscheln mitgebracht.

Am 15. August 2009 wurden die „Wege der Jakobspilger in Norddeutschland“ in St. Jakobi zu Lübeck eröffnet. So sind die drei alten Pilgerrouten neu markiert worden und unterstützt durch zahlreiche Pilgerkarten und Wegbeschreibungen werden sie wieder von vielen Menschen begangen. Es wird auch erkennbar, wie sich über das Pilgern der Wunsch nach spirituellen Erfahrungen zeigt. Die Entwicklung kann uns als Kirchenleute freuen, denn Pilger fragen auch nach religiöser Begleitung und gastlichen, geistlichen Orten. Pilger sind bei uns genau an der richtigen Adresse.

Pilgern heute

Pilgerpastorin Kathrin Jedeck hat seit der Einweihung der  „Wege der Jakobspilger in Norddeutschland“ 2009 die Pilgerarbeit in St. Jakobi etabliert und ständig erweitert. Eine Pilger AG wurde gegründet, die u.A. längere Pilgerwege und auch „Schnupperpilgern“ für Einsteiger anbietet. Außerdem wurde eine Pilgerherberge in unmittelbarer Nähe der Jakobikirche eingerichtet. Sie bietet mind. vier Pilgern einen Schlafplatz, Dusche und Küche und wird sehr gut angenommen. Reservierung über Tel. 0152 02 88 98 37 oder über www.st-jakobi-luebeck.de. 
In der Kirche bekommen Pilger am Jakobi-Kirchenladen Pilgerlektüre und natürlich auch den Pilgerstempel für Ihren Pilgerpass und, wenn gewünscht, einen Pilgersegen für den Weg. Jährlich finden 3  Pilgergottesdienste und ein Pilgerfest in St. Jakobi statt. In den monatlichen Pilgervespern bekommen Interessierte geistliche Anregung, auf dem Pilgerweg durch die Kirche werden gemeinsam Pilgerlieder gesungen, es gibt eine Pilger-Meditation und anschließend die Möglichkeit zum Austausch von Pilger-Erfahrungen. 
Pilgerpastorin Jedeck leitet die Pilger AG und deren Aktivitäten, koordiniert die Anfragen nach Pilgerangeboten im Kirchenkreis und hält den Kontakt zu Institutionen, die sich mit dem Pilgern beschäftigen,  z.B. zum Gemeindedienst, zur Deutschen Jakobusgesellschaft und Pilgerpastor Bernd Lohse in Hamburg.

Die Region im Dreieck Lübeck, Hamburg und Lauenburg ist geprägt durch die Lauenburgische Seenplatte, der Elbe, dem Sachsenwald und einer sanften Hügellandschaft mit kleinen Dörfern und Kleinstädten wie Mölln, Ratzeburg, Geesthacht und Lauenburg.

Im Jahr 2000 wurde in Lauenburg ebenfalls die alte Tradition des Pilgerns wieder aufgenommen. Das Gold des Mittealters, das Salz, wurde von Lüneburg über Lübeck nach Skandinavien transportiert und auf derselben Handelsstraße pilgerten Menschen in Richtung Süden nach Santiago de Compostella in Spanien oder nach Rom, um das Salz des Glaubens, das unser Leben würzt und erhält, zu finden. 
Wir pilgern nicht so weit, sondern der Ev.-Luth. Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg bietet jährlich einen mehrtägigen Pilgerweg in der Region an. Menschen brechen auf, um Abstand vom Alltag zu gewinnen. Dazu braucht man nicht nach Spanien pilgern, sondern kann dies vor der eigenen Haustür tun.
Schon nach wenigen Kilometern spürt man, welcher Schatz es ist, in der schönen Landschaft zu wandern, eine gute Gemeinschaft zu erleben und am Abend in den Kirchengemeinden einkehren zu können.
Viele historische Kirchen liegen am Weg und sind Ziel während der Pilgerwanderung, um entdeckt zu werden. In den Kirchen gestalten wir schöne Andachten, die helfen sollen, Gott im Beten und im Singen näher zu kommen.
Auf dem Weg gibt es inhaltliche Impulse aus der Bibel, die man während des Tages in der Stille bedenken kann. Natürlich kommen das Gespräch und der Spaß untereinander nicht zu kurz. 
Aus unserer langjährigen Erfahrung heraus können wir sagen, dass das Pilgern eine sehr intensive Form der Spiritualität ist, die vielen in ihrem Leben geholfen hat, sich neu zu orientieren, sich neu zu erleben und einen Zugang zum Glauben zu finden.
Die seelsorgerliche Begleitung hilft im ‘alltäglichen’ Leben neue Schritte wagen zu können. Diese guten Erfahrungen ermutigen uns, das Pilgern in unserer Region weiterhin bekannt zu machen. Dazu laden wir alle herzlich ein.