Heute also ist Weltfrauen-Tag!
Der allererste Frauentag wurde 1909 in den USA gefeiert. Initiiert durch die deutsche Sozialistin Clara Zetkin fand dann der erste Internationale Frauentag am 19. März 1911 in Deutschland, Dänemark, Österreich, der Schweiz und den USA statt. Millionen von Frauen beteiligten sich. Zentrale Forderungen waren zum Beispiel das Wahl- und Stimmrecht, die Einführung des Acht-Stunden-Arbeitstages, ausreichender Mutter- und Kinderschutz, die Festsetzung von Mindestlöhnen und gleicher Lohn bei gleicher Arbeitsleistung.
Pröpstin Kallies zum Weltfrauentag
Die Situation für Frauen hat sich in Deutschland in den vergangenen hundert Jahren erheblich verbessert, aber Frauen verdienen immer noch weniger, leisten erheblich mehr Familienarbeit - und die Altersarmut hat ein weibliches Gesicht. Ich finde es richtig, dass wir immer wieder daran erinnern und nicht aufgeben, für wirkliche Gleichbehandlung zu kämpfen. „Tu deinen Mund auf für die Stummen, für die Sache derer, die sich nicht selbst helfen können!“ heißt es in der Bibel.
Über diesen Tag wird gespottet
Ich weiß, dass viele, Männer und auch Frauen, über diesen Tag spotten: „Weltfrauentag, das ist doch aus der Zeit gefallen. Den brauchen wir wirklich nicht mehr. Wir haben doch Gleichberechtigung.“
Deshalb möchte ich diesen Tag nutzen, um sehr ernsthaft den Blick auf den schlimmsten Aspekt der Frauenfeindlichkeit lenken, mit dem Hinweis auf den Bibelsatz: „Tu deinen Mund auf für die Stummen, für die Sache derer, die sich nicht selbst helfen können!“
Ich möchte heute unser Augenmerk richten auf den Femizid. Als Femizid bezeichnet man die Ermordung einer Frau durch ihren Partner oder Ex-Partner – Männer, die Frauen als Besitz betrachten, ohne Entscheidungsfreiheit. Rechtlos, würdelos.
Jeden dritten Tag wird eine Frau ermordet
Wer meint, das sei doch nur ein Problem in Ländern, in denen Frauen ohnehin rechtlos sind, irrt gewaltig. An jedem 3. Tag wird auch in der Bundesrepublik eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner ermordet. An jedem dritten Tag! Das ist eine schreckliche Tatsache und, damit das auch klar ist: es betrifft sog. Einheimische und Zugewanderte gleichermaßen.
Ebenso ist es eine Tatsache, dass viele Opfer häuslicher Gewalt große Angst haben, sich Hilfe zu holen oder den Schläger anzuzeigen. Nachbarinnen und Nachbarn ducken sich weg, weil man sich ja nicht in die Privatangelegenheiten anderer einmischt. Nur: Häusliche Gewalt, die schlimmstenfalls irgendwann in einem Feminzid endet, ist ein Kapitalverbrechen. Das ist niemals eine Privatangelegenheit.
Häusliche Gewalt ist ein Verbrechen
Wenn Sie selbst Opfer häuslicher Gewalt werden, wenden Sie sich bitte – bitte! – an eine Person, der Sie vertrauen oder an eine Beratungsstelle. Hier finden Sie Menschen, die Ihnen zunächst einmal zuhören und dann mit Ihnen gemeinsam überlegen, welche Schritte Sie gehen möchten. Sie entscheiden; nichts geschieht ohne Ihre Zustimmung! Sie bekommen fachlichen Rat und Unterstützung. Sie sind nicht allein!
Wenn Sie als Nachbar oder Nachbarin, als Freund oder Freundin, als Verwandte oder Verwandter den Verdacht haben, dass Menschen Opfer werden, sprechen Sie diese an und zeigen, dass Sie da sind und sich Sorgen machen. Oder wenden auch Sie sich an eine Beratungsstelle, die Ihnen weiterhilft. Neben lokalen Beratungsstellen ist diese Adresse bundesweit erreichbar: das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen: Telefon 08000 116 016 oder unter www.hilfetelefon.de
„Tu deinen Mund auf für die Stummen, für die Sache derer, die sich nicht selbst helfen können!“ Gott kommt in diesem Satz nicht vor. Gott sagt uns diesen Satz. Schauen wir hin! Fragen wir nach! Hören wir zu! Greifen wir ein! Seien wir mutig - und machen wir Mut.
So soll das sein – das bedeutet das Wort AMEN.