Lübeck. Michael Töpels Kantate “Wo es keine Trauer mehr gibt” zum Gedenken an die 1943 hingerichteten Lübecker Geistlichen wird am Sonnabend, den 9. November, ab 19 Uhr in der katholischen Propsteikirche Herz Jesu in Lübeck uraufgeführt. Am Tag darauf erklingt die zweite Uraufführung ab 11 Uhr in einem Kantatengottesdienst in der Lübecker Lutherkirche. Anschleißend feiert die Gedenkstätte Lutherkirche ihr 10-jähriges Bestehen.
Kompositionsauftrag aus den Gemeinden der Märtyrer
Die evangelische Luthergemeinde und die katholische Pfarrei hatten dem Lübecker Komponisten Michael Töpel den Auftrag für eine Kantate zum Gedenken an die vier Lübecker Geistlichen erteilt. Die drei katholischen Kapläne der Herz-Jesu-Kirche Johannes Prassek, Eduard Müller und Hermann Lange sowie der evangelische Pfarrer der Lutherkirche, Karl Friedrich Stellbrink, waren am 10. November 1943 in Hamburg durch die Guillotine enthauptet worden, nachdem sie sich kritisch zu den Taten der Nationalsozialisten geäußert hatten.
Kantate mit Texten der Lübecker Märtyrer
Töpels Werk für Sopran mit Streichquartett und Klavier entstand nach Texten der vier Lübecker Märtyrer, nach Choralversen und Zeilen aus den Apokryphen. Der Komponist vertonte dabei auch Passagen aus den letzten Briefen der Geistlichen aus dem Gefängnis, die schonungslos ihre Lebensumstände schildern. "Die Briefe gehen unter die Haut, es geht darin um existenzielle Dinge“, sagt Töpel.
Dem Komponisten war es wichtig, die vier Märtyrer nicht als lebensferne Ikonen darzustellen. “Es waren Menschen, die sagten, was gesagt werden musste”, meint er. “Ihr Wirken soll als Appell und Vorbild gelten.“ Wichtig für die Vertonung waren Michael Töpel drei Prinzipien, die für sein gesamtes Schaffen gelten: Prägnanz, Konsequenz und Verständlichkeit. Eine Offenheit für neue Klänge erwartet der Komponist sich zwar vom Publikum, aber: ”Die Komposition soll ohne Gebrauchsanweisung verständlich sein.“
Persönliche Verbindung zu den Märtyrer-Gemeinden
Michael Töpel wohnt in Lübeck, wo er auch Komposition an der Musikhochschule studierte und später selbst unterrichtete. Auch zu den Märtyrer-Gemeinden hat er eine persönliche Verbindung: "Über die Musik sind meine Frau und ich mit der Luthergemeinde verbunden - in der Herz-Jesu-Kirche haben wir geheiratet.“ Seine Frau Annette Töpel wird als Pianistin an der Uraufführung teilnehmen, zusammen mit der Sopranistin Andrea Stadel und den Mitgliedern der Lübecker Philharmoniker Tzu-Jen Chou, Kayako Bruckmann (Violine), Christopher Sandberg (Viola) und Caroline Metzger (Violoncello).
Der Eintritt zu beiden Aufführungen der Kantate ist frei.
Gedenkstätte Lutherkirche: 10-jähriges Jubiläum
Direkt im Anschluss an den Kantatengottesdienst in der Lutherkirche am 10. November findet ab 12 Uhr eine Feier zum 10-jährigen Jubiläum der Gedenkstätte Lutherkirche statt. Die Gemeinde lädt Wegbegleiter:innen der kirchlichen Gedenkarbeit vor Ort zu einer kleinen Zusammenkunft ein.
Pastorin Constanze Oldendorf und die Kulturwissenschaftlerin und ehemalige Leiterin der Gedenkstätte Karen Meyer-Rebentisch werden gemeinsam auf die Anfänge und Entwicklung der Gedenkstätte zurückblicken. Sabine Seidensticker und Christian Rathmer erzählen aus der pädagogischen Praxis und von den Rückmeldungen der zahlreichen Besucher:innen. Im Anschluss lädt die Gemeinde zu Gesprächen und zu Suppe und Brot ins Gemeindehaus ein.
Einen Überblick über die Veranstaltungen zum Gedenken an die Lübecker Märtyrer finden Sie im Flyer zum Herunterladen.