"Zwischenzeit" lautet der Titel des Wort zur Woche, diesmal von Anne Mareike Müller, Pastorin in der Laurentius-Gemeinde in Lübeck.
Zwischenzeit
Zwischen den Stühlen sitzt mensch nicht gern. Umso lieber sitze ich Zwischen den Jahren. Diese Tage zwischen der Weihnachtsfeierei und dem Neuen Jahr sind für mich die schönsten im Jahr. Diese viermal vierundzwanzig Stunden vor dem Silvester-Tag, fühlen sich ein wenig nach Ewigkeit an. Sie haben dennoch nicht mehr Stunden als andere Tage. Warum ist das dann so? Vielleicht weil wir uns wegen der vorangegangenen Planungsdichte und dem Wunscherfüllungs-, Harmonie- und Perfektionszwang nichts vornehmen. Vielleicht weil, was jetzt noch nicht getan wurde, auch nicht mehr getan werden kann, und weil alles, was zu tun ist, bis zum neuen Jahr warten kann. Vielleicht weil um uns herum schlicht Ruhe einkehrt und wir endlich durchatmen können.
Diese Tage liegen einfach da
Diese Tage liegen einfach so da. Leer und leicht und erwartungslos. Alles kann, nichts muss – herrlich! Was also anfangen mit dieser geschenkten Zwischenzeit? Zweisamkeit. Wunder-Wahrnehmen. In-die-Weite-Blicken. Selbstfürsorge. Couching. Hier-und-Jetzt. Ewigkeit. Nachsinnen. Zeit-Haben. Endlich. Innigkeit. Transzendenz. Wie buchstabieren Sie Ihre viermal vierundzwanzig Stunden Zwischenzeit, ihr Stückchen Ewigkeit?