Lübeck. Längst ist es eine kleine Tradition, die St. Marien in Lübeck und das Circus-Theater-Roncalli pflegen. Wann immer die Artisten ihre Zelte in der Hansestadt aufschlagen, lädt die Kirchengemeinde das Ensemble zur Führung ein.
Gelebte Kirchen-Zirkus-Tradition
„Wir halten uns an den schönen Satz des Roncalli-Begründers Bernhard Paul ,Das Wertvollste, was du schenken kannst, ist Zeit’“, sagt Sabine Weiß. Obwohl die Kirchenvögtin seit zwei Jahren im Ruhestand ist, lässt es sich die 67-Jährige nicht nehmen, Akrobaten und Clowns, Musiker und Mitarbeitende des Circus-Theaters durch das Gotteshaus, das Gewölbe und die Türme zu führen.
Knapp drei Stunden lang ging es am Dienstag (22. August 2023) auf Entdeckungsreise durch St. Marien. Kay Gladigau, Turm- und Gewölbeführer, führte zweisprachig - auf Deutsch und Englisch - durch die bewegte und bewegende Geschichte des Gotteshauses. „Über 500 Jahre hatte St. Marien zu Lübeck weltweit die höchsten Zwillingstürme. 856 Stufen müssen gestiegen werden bis zum höchsten begehbaren Punkt der insgesamt 125 Meter hohen Türme“, berichtete er. Das Fach- und Detailwissen der Gastgebenden überzeugte und beeindruckte.
Ein Clown und seine Begeisterung für Kirchen
Gensi, seit vielen Jahren bei Roncalli als Weißclown für Poesie und Magie in der Manege verantwortlich, gerät in St. Marien einmal selbst ins Schwärmen. „Es ist eine wunderbare Kirche, deren Geschichte und deren Atmosphäre mich tief beeindruckt“, sagte der Künstler, der mit gebürtigen Namen Fulgenci Mestres heißt. Sein Interesse an Architektur und Kunst ist groß. „St. Marien habe ich schon zweimal besucht, vor einigen Tagen habe ich mir den Dom zu Lübeck angesehen.“ Vor allem die Backstein-Bauweise beeindrucke ihn sehr.
Roncalli gastiert noch bis zum 27. August 2023 in Lübeck. „Vor der Pandemie war der Circus alle zwei Jahre in der Stadt. Wenn es künftig wieder so sein wird, dann freuen wir in St. Marien uns auf ein Wiedersehen 2025“, sagt Sabine Weiß.