Würde Martin Luther am Reformationstag auf Halloween-Tour gehen? Ein Beitrag von Dr. Jan Jackisch, Pastor in der Kirchengemeinde Büchen-Pötrau.
Düstere Gestalten stapfen friedlich von Tür zu Tür, Totenköpfe im Vorgarten, „Süßes, sonst gibt’s Saures!“ Halloween am Vorabend von All Hallows‘ Eve, danach Allerseelen. Nach irischer Tradition gedenken Menschen der Verstorbenen, auch derer, die es vielleicht nicht in den Himmel geschafft haben. Und sie versüßen sich die saure Einsicht, dass sie selbst sterben.
Luther würde laut klopfen
Vorbereitungen auf katholische Festtage – feine Ironie am Reformationstag. Es wird meist als harmloses Vergnügen ohne tieferen Sinn betrieben und kirchlicherseits brav beklagt.
Und Luther, würde er sich schminken, eine Sense leihen und dann losziehen? Wenn ja: Er würde laut (!) klopfen, la-chend ein derbes Gedicht zum Besten geben und: Süßes geben, nicht nehmen!
Das Saure nehme ich dir ab
Denn die Angst um die lieben Seelen, auch um die eigene, die hat Luther selbst durchlitten. Das Gefühl, niemandem zu genügen, nicht zu reichen, immer noch mehr leisten zu müssen – es war ihm ständiger und quälender Wegbegleiter. Für Luther war es eine Erlösung, Jesu Worte zu begreifen: Wo du nicht genügst, trete ich für dich ein. Sorge dich nicht, ich habe für dich überwunden. Das Saure nehme ich dir ab. Frieden mit dir und mit Gott, den gebe ich dir. Gratis.
Aus Gnade.