Mölln. Seit Februar 2022 ist die Gemeinschaftsunterkunft in der Möllner Waldstadt bezugsfertig. Aktuell werden 131 Menschen aus acht Sprachgruppen hier betreut. Der Landtagsabgeordnete Oliver Brandt (Die Grünen) verschaffte sich vor Ort einen Eindruck.
Begleitet wurde Brandt von Dr. Ulf Kassebaum, Geschäftsführer der Diakonie Herzogtum Lauenburg, und Möllns Bürgermeister Ingo Schäper. Die Diakonie stellt die soziale Betreuung für die Menschen, die hier aus den unterschiedlichsten Gründen ankommen, die Stadt Mölln ist Betreiber der Unterkunft in einem ehemaligen Bürogebäude, das ein Investor für diese Zwecke in kurzer Zeit aufwendig umbauen ließ.
Oliver Brandt hat bereits unter anderem die Einrichtungen in Geesthacht, Gudow und Lauenburg besucht und verschaffte sich nun einen ersten Eindruck von den Verhältnissen in Mölln. Gut eine Stunde hatte sich Brandt für diesen „Wahlkreistermin“ Zeit eingeräumt – außerhalb von Wahlkampfzeiten.
“Wir wollen Normalität schaffen”
Für die Diakonie haben Sonja Lohf und Carina Treloar die Verantwortung für die Hausleitung und die sozialpädagogische Betreuung übernommen. „Wir wollen Normalität in einer nicht normalen Situation schaffen“, erläuterte Treloar ein Leitmotiv. Und so gehört es hier zum Selbstverständnis, dass die Bewohner nicht fotografiert oder gefilmt werden und auch ihre Wohn- und Gemeinschaftsräume nicht gezeigt werden. „“Es gibt Gemeinschaftsküchen und Gemeinschaftsbäder, es gibt Wohnräume, alle Mindeststandards werden eingehalten. Aber es gibt keinen Luxus“, so Dr. Kassebaum.
Hilfe zur Selbsthilfe
Es gibt verschiedene ehrenamtliche Angebote für die Ankommenden in der Gemeinschaftsunterkunft, es gibt Betreuung für Kinder und sehr viel Engagement seitens der Hausleitung, dass die Menschen hier schnell die deutsche Sprache erlernen können und sich „auf eigenen Beinen“ selbstständig in der Gesellschaft organisieren. Es gehe darum, hier anzukommen, es solle den Menschen hier gutgehen, aber es geht auch um Hilfe zur Selbsthilfe.
„Einige Kinder hier haben noch nie in eigenen Wänden gelebt, waren ihr Leben lang auf der Flucht“, weiß Bürgermeister Schäper. Dennoch sei die Einrichtung nicht als Dauerunterkunft gedacht.
Dr. Kassebaum, Oliver Brandt und Ingo Schäper stimmten überein, dass es für die weitere, ungewisse Entwicklung bei Zahl der Geflüchteten oder Vertriebenen wichtig sei, den regelmäßigen Austausch zwischen Kommunen, Land und Bund nicht zu vernachlässigen. „Die Aufgaben vor Ort sind fast zu einer Daueraufgabe geworden“, so Oliver Brandt, „das Land und der Bund müssen zumindest finanziell hier unterstützen“. Sein Eindruck von dem Engagement der Diakonie und der Stadt: „Hier in Mölln wurde ein guter Ort gefunden, der sehr gut genutzt wird, ein Glücksfall. Alles ist sehr gepflegt, in diesem Umfeld kann man eine Zeit lang verbringen. Es ist ein Ort zum Ankommen, um Perspektiven für sich zu finden“.