Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg "Phobophobia" - Ein Abend über die Angst in St. Petri zu Lübeck

Die Angst durch eine andere Brille betrachten (von hinten links): Carlotta Oetter (Bühne und Kostüm), Sarah Proske (musikalische Leitung, MHL), Regisseur Knut Winkmann (Theater Lübeck), Psychologin Christina Bolte (wiss. Beratung, Uni Lübeck), Mathis Dieckmann (Regie) und Lilly Schaack (Theologische Leitung und Regie). Copyright: Annkathrin Bornholdt

Lübeck. Am Gründonnerstag, den 17. April 2025, geht es in der Lübecker Kultur- und Hochschulkirche St. Petri rund um das Thema Angst. Ein junges interdisziplinäres Team aus den Bereichen Theater, Kirche, Musik und Wissenschaft inszeniert einen raumgreifenden und interaktiven Theaterabend. 

Unterschiedlichen Facetten der Angst begegnen

“Der Abend über die Angst beginnt im Dunkeln”, so viel verrät Mathis Dieckmann, der gemeinsam mit Pastorin Lilly Schaack die Regie führt. Aus der Dunkelheit heraus wird sich das Publikum auf eine Reise durch den Kirchraum bewegen und dabei in mehreren Szenen den unterschiedlichsten Facetten der Angst begegnen, so die Idee. 

“Wie fühlt sich Angst im Körper an? Welche Gedankenkreise dreht Angst im Kopf? Welche Geräusche machen uns Angst, welche großen und kleinen Dinge in der Welt?”, um diese Fragen soll es gehen, erläutert Dieckmann. Ein Chor wird das Publikum mit Handlichtern durch den Abend und von Bühne zu Bühne führen. Es gibt keine Sitzplätze.

Biblische Motive künstlerisch bearbeitet

Dass es in St. Petri am Gründonnerstag um die Angst geht, sei kein Zufall, sagt Pastorin Lilly Schaack: “Es gibt in der Bibel die Szene, als Jesus mit seinen Jüngern im Garten Gethsemane ist und weiß, er wird verraten werden. Er wird sterben. Jesus hat selbst Angst. Seine Jünger schlafen und er ist allein. Dieses Motiv greifen wir auf.”

Die Reihe “Ein Abend über…” gibt es bereits seit 2013. Sie folgt der Idee, Inhalten von christlichen Feiertagen nicht theologisch-traditionell nachzugehen, sondern sie liturgisch-künstlerisch in die Gegenwart zu übertragen.

Neues Zeitalter der Angst

Das Thema Angst sei hochaktuell, und zwar generationen- und gesellschaftsübergreifend, meint Lilly Schaack: “Wir sprechen von einem neuen Zeitalter der Angst. Viele Menschen haben Angst vor der Zukunft, es gibt viel Unsicherheit und viele Fragen: Wie geht es weiter mit dem Populismus, mit der Wirtschaft, mit dem Klima? Viele Menschen sind angstgetrieben und können deshalb leichter von Populist:innen beeinflusst werden. Diese Phänomene greifen wir auf.” 

Unterschiedliche Expertisen kommen zusammen

Hinter der Inszenierung steht ein interdisziplinäres Team aus der Lübecker Hochschul- und Theaterszene. Die Musikerin Sarah Proske studiert an der Lübecker Musikhochschule Orgel-Improvisation. Sie hat den Abend klanglich gestaltet. Proske hat eine Soundscape bzw. Klanglandschaft komponiert, die sich mit akustischen Instrumenten, Chorgesang und Geräuschen vermischen wird. 

Carlotta Oetter bringt ihre Expertise als freie Bühnen- und Kostümbildnerin ein: “Wir haben uns anfangs gefragt, wie wir den leeren Kirchraum zur Bühne machen können. Nun bespielen wir mehrere kleine Bühnen mit Tanz, Gesang, Video, spielerischen Sequenzen, Texten und Stimmen. Das verbindende Element sind abstrakte Feuer-Elemente.” Die psychologische Beratung kommt von Christina Bolte, Psychologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni Lübeck. Sie wird selbst einen Auftritt als “die Wissenschaft” haben. 

Interdisziplinäres Theater an neuen Orten

Die Idee für den Abend über die Angst stammt ursprünglich von Petri-Pastor Bernd Schwarze und Knut Winkmann vom Theater Lübeck. Sie wollten das Thema in Form einer Bürger:Bühne von jungen Personen aus Kunst und Wissenschaft bearbeiten lassen: “Wir als Theater versuchen immer an neue Orte zu gehen, andere Menschen zu involvieren und mit anderen Institutionen zusammenkommen. Da war die Kooperation mit Petri besonders spannend. Und die jungen Menschen bringen eine neue Sicht mit rein”, so Winkmann. Das Projekt ist eine Kooperation mit der Universität Lübeck und der Musikhochschule und wird gefördert durch das Hochschul-Gemeinschaftsprojekt “Lübeck hoch 3”. 

Perspektive aus der Angst heraus eröffnen

Für den Gründonnerstag verspricht Pastorin Lilly Schaack “ein multimediales und sinnliches Erlebnis. Man wird hier nachempfinden können, wie die Angst sich anfühlt und aussieht.” Gleichzeitig soll auch eine Perspektive aus der Angst heraus eröffnet werden. “Wie können wir mit umgehen, dass sie uns nicht auseinanderreißt, isoliert und kaputt macht?” Auch für Mathis Dieckmann geht es um die Perspektive: “Wie kann ich auf die Angst zugehen? Wie kann ich mich mit ihr auseinandersetzen und kann ich das mit anderen teilen?”

Der Abend über die Angst beginnt am Gründonnerstag, den 17. April 2025 um 21 Uhr in St. Petri zu Lübeck. Karten gibt es im Ticketshop des Theaters Lübeck.