Trauer um Peter Perner: Familie, Freunde und Wegbegleiter haben am Freitag in der Stadtkirche St. Petri in Ratzeburg in einer bewegenden und von persönlichen Erinnerungen geprägten Andacht Abschied genommen. Der 72-Jährige, der sich in herausragendem Maße kirchlich und gesellschaftlich engagiert hatte, war Ende September nach schwerer Krankheit gestorben.
"Wir wollen erinnern und Gott danken"
"Wir wollen erinnern und Gott danken, für alles, was er durch ihn in diese Welt gebracht hat. Seine Kinder. Seine Familie. Seine Ehrenamtsfamilie - Hospizverein, Weltladen, Ökumenebeirat, Netzwerk gegen Rechtsextremismus“, sagte Pröpstin Frauke Eiben und lud die Besucher:innen ein, für den Verstorbenen eine Kerze zu entzünden und - wer mochte - ein paar Worte zu sagen.
Viel Wertschätzung für den Verstorbenen
Mutig. Herausfordernd. Engagiert. Überzeugend. Die Besucher:innen der Andacht fanden viele wertschätzende Worte für Peter Perner, der sich zeitlebens einmischte, Farbe bekannte, für seine Ideale und Überzeugungen kämpfte. Wegbegleiter lobten die "tiefgehenden Gespräche“, die man mit dem engagierten Kirchenmann und Bürgerrechtler führen konnten. „Ich habe viel von seinem Erfahrungsschatz profitiert. Unsere Gespräche haben mir viel gegeben“, sagte Ulf Thießen, Vorsitzender der Hospizgruppe Ratzeburg, Mölln und Umgebung.
Engagement für Hospizarbeit und Ökumene-Stiftung
Peter Perner war seit 2019 Träger des Ansgar-Kreuzes des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg. Mit großer Menschenfreundlichkeit und über viele Jahre hinweg habe er sich in unterschiedlichen Bereichen des kirchlichen Dienstes verdient gemacht, hatte Pröpstin Frauke Eiben das Engagement des gebürtigen Dithmarschers damals gelobt. Dazu gehörte sein Einsatz in der Hospizarbeit ebenso wie sein Wirken in der Ökumene-Stiftung.
Nordkirche zeichnete ihn mit Bugenhagen-Medaille aus
Erst im Herbst vergangenen Jahres war der Volkswirt mit der Bugenhagen-Medaille der Nordkirche ausgezeichnet worden für sein prägendes Engagement im Rahmen von „Kirche gegen Rechtsextremismus“. Als Ausstiegsberater habe Peter Perner jungen Menschen zu einer neuen Zukunft außerhalb des Nazi-Milieus verholfen. „Mit Umsicht führt er Aussteiger und eine interessierte Öffentlichkeit in einen Dialog. Als Mitglied im Beratungsnetzwerk gegen Rechtsextremismus versteht er es, über die Kirchenkreisgrenzen hinweg unterschiedliche Menschen aus Kirche, Kultur und Politik miteinander ins Gespräch zu bringen – gänzlich uneitel und bescheiden“, hieß es in der Begründung.
Prägender Einsatz gegen Rechtsextremismus
Bischöfin Kirsten Fehrs sagte in ihrer Würdigung im September 2020: „Peter Perner beeindruckt mit seiner unaufgeregten und heilsamen Art, auf die Menschen zuzugehen. Mit seinem christlichen Menschenbild gibt er keinen verloren, sondern jedem immer neu eine Chance sich zum Guten zu ändern und an Versöhnung zu glauben. Solche Menschen braucht unsere Gesellschaft.“
Perner lebte zuletzt in Berkenthin
Vor mehr als einem Jahr war Peter Perner in ein Pflegeheim nach Berkenthin gezogen. "Er war so krank und schwach geworden, dass er nicht mehr allein in seinem Haus bleiben konnte. Mit sehr leichtem Gepäck hat er sich auf diese Reise begeben, denn er war der festen Überzeugung, dass es nur noch eine kurze Frist dauern würde, bis er sein Leben aus der Hand geben wird“, berichtete die Pröpstin.
"Danke für allen Rat und deinen Dienst an den Nächsten"
Aber so kurz war die Zeit dann doch nicht: "Gute Versorgung, Pflege, regelmäßige Besuche, Telefonate, die richtigen Medikamente – all das hat Kräfte zurückgebracht“, so Frauke Eiben. Und es habe solche und solche Tage gegeben – die einen mit Interesse an der Welt und andere, an denen er leise war und sich zurückzog. „Und auch, wenn wir gewusst haben, dass es zu Ende gehen wird, war es doch ein trauriger Moment, auf seinem Facebook-Profil plötzlich das Bild eines Kerzenlichts zu sehen und zu ahnen: Jetzt ist er gegangen.“ Frauke Eiben dankte dem Verstorbenen – „für allen Rat und deinen Dienst an den Nächsten."