Berkenthin bekommt einen neuen Gemeindepastor: Jaan Thiesen tritt am 1. August seine Pfarrstelle in dem 2000-Einwohner-Ort im Herzogtum Lauenburg an. „Ich freue mich auf viele Begegnungen und das Landleben, das mir selbst alles andere als fremd ist“, sagt der 32-Jährige.
Auf dem Dorf groß geworden
Jaan Thiesen ist in der kleinen Gemeinde Boren in Angeln an der Schlei aufgewachsen. „Ich kenne das Dorfleben von Kindesbeinen an. Ich bin sogar auf einem Bauernhof groß geworden, auch wenn da schon lange kein Betrieb mehr war. Und auch mit der Kirche bin ich groß geworden.“ Der wöchentliche Gottesdienst-Besuch gehörte ebenso dazu wie ehrenamtliches Engagement. „Ich habe mich in der Jugendarbeit engagiert, war als Mitarbeiter auf vielen Ferienfreizeiten mit dabei", berichtet Thiesen.
Unfreiwilliger Auftritt im Fernsehen
In Kiel studierte er zunächst auf Lehramt Latein und evangelische Theologie. „Ich wusste aber schnell, wohin meine berufliche Reise gehen sollte, daher fokussierte ich mich schließlich auf Theologie.“ Eineinhalb Jahre seiner Studentenzeit verbrachte er in Berlin. „Ich war zuvor nie aus Schleswig-Holstein weggekommen und wollte mal etwas anderes sehen.“ In dieser Zeit erlangte der Student nicht ganz freiwillig bundesweite Aufmerksamkeit. „Ein guter Freund hatte mich bei Joko und Klaas bei der ProSieben-Sendung ,Mein bester Feind’ angemeldet“, erinnert sich Jaan Thiesen und lacht.
Großer Respekt vor Seelsorge
2018 absolvierte er sein erstes Examen wieder in Kiel zurück. Seine erste Station als Vikar war der Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg. „In Büchen konnte ich das, was ich im Studium in der Theorie gelernt hatte, praktisch umsetzen. Das war bisweilen, vor allem aber in der Seelsorge-Arbeit mitunter eine Herausforderung, bei der ich viel lernen konnte“, sagt Thiesen. Trauergespräche zu führen und im Krankenhaus mit kranken Menschen oder Angehörigen zu sprechen - „ich habe großen Respekt vor den seelsorgerischen Aufgaben.“ Auf sein Vikariat blickt Thiesen mit Dankbarkeit zurück: „Ich habe viel gelernt - über andere Menschen, aber auch über mich."
Nachfolger von Doris Pfeiffer
Im Januar 2021 schloss er seine Ausbildung erfolgreich ab. Nach einigen Monaten Elternzeit wechselt er nun nach Berkenthin, tritt am 1. August die Nachfolge von Doris Pfeiffer an. Gänzlich neu ist ihm sein künftiger Pfarrbezirk nicht: „Tatsächlich ist vor drei Jahren mein Schwager nach Berkenthin gezogen“, berichtet der Vater einer eineinhalbjährigen Tochter. Allerdings: „Ich habe außer seinem Garten beim Grillen nicht viel gesehen von der Gemeinde.“
Thiesen will auf Menschen im Ort zugehen
Das soll sich schnell ändern: „Ich freue mich auf viele Begegnungen mit den Menschen in und um Berkenthin.“ Dabei will der 32-Jährige gezielt auf die Dorfbewohner zugehen: „Ich vertrete die Auffassung, dass die Kirche sich für die Menschen interessieren und auf sie zugehen muss - und nicht darauf warten muss, dass die Menschen zu ihr kommen.“ Jaan Thiesen will auf niedrigschwellige Gesprächsangebote setzen. Mit jungen Menschen ins Gespräch zu kommen ist ihm wichtig. „Ich habe nun selbst eine Familie. Da wäre es schön auch andere Familien in der Kirche zu kennenzulernen.“
Seine Frau lernte er im Studium kennen
Bis die Renovierungsarbeiten im Berkenthiner Pastorat abgeschlossen sind, lebt Jaan Thiesen mit Töchterchen Yael und seiner Ehefrau Nicole in Groß Grönau. „Ich bin in 20 Minuten in meiner Pfarrgemeinde und meine Frau schnell in Lübeck“, sagt der Theologe. Kennengelernt haben sich beide übrigens während des Studiums. „Anders als ich hat sie aber das Lehramts-Studium abgeschlossen und unterrichtet heute Religion an der Oberschule zum Dom“, berichtet Thiesen.
Wer mehr von Jaan Thiesen hören möchte, der kann das auf seinem Instagram-Kanal tun, oder bei seinen regelmäßigen Radioandachten auf NDR 1 Welle Nord.