Ostern ist kompliziert: Ähnlich wie Weihnachten gibt es zwei Feiertage. Praktisch für Familie, Freunde und den Osterhasen. Aber das ist nicht alles. Denn ohne die Woche zuvor gäbe es den Doppelfeiertag gar nicht. Denn die christliche Botschaft des Osterfestes ist der Sieg über den Tod, die Auferstehung und das ewige Leben. Und um sich darüber zu freuen, gehören Leid und Sterben mit dazu. Wie im richtigen Leben. Auch deshalb lohnt sich ein Blick auf die Feiertage der Karwoche.
Palmsonntag: Das Leid im Jubel
Sie beginnt mit dem Palmsonntag. Die Palmwedel geben dem letzten Sonntag der Passionszeit seinen Namen. Ein Blick in die Bibel zeigt: Als Jesus nach Jerusalem kommt, wird er fröhlich begrüßt. Die Menschen jubeln ihm zu, schwenken Palmwedel und feiern ihn als Erlöser und Retter. Was den einen eine Freude, ist den anderen ein Dorn im Auge. Rückblickend betrachtet beginnt für Jesus mit dem Einzug die Leidenszeit: Verrat, Angst, Erniedrigung, Schmerz und am Ende der Tod am Kreuz.
Gründonnerstag: Abschied und Freundschaft zugleich
Der Gründonnerstag ist der erste von drei Kartagen, den Tagen der Trauer. Die Farbe Grün hat mit dem Feiertag nichts zu tun. Gründonnerstag kommt vom althochdeutschen Wort grinan, das zweierlei Bedeutung hat: Grienen für grinsen und greinen für jammern oder weinen. Beides hat der Feiertag in sich. Er erinnert an das letzte gemeinsame Essen von Jesus und seinen Jüngern. Sie wissen darum, dass einer aus ihren Reihen Jesus verraten hat. Jesus macht den Freunden Mut für eine Zeit ohne ihn. Worte, Zeichen und Handlungen lassen das erkennen: Er segnet die Freunde, wäscht ihnen die Füße und teilt Brot und Wein mit ihnen mit den Worten „Dies ist mein Leib“ und „Dies ist mein Blut“. Zur Erinnerung an diese letzte Mahlzeit feiern Christen in aller Welt heute das Abendmahl (evangelisch) oder die Eucharistie (katholisch). Nach dem gemeinsamen Essen zieht Jesus sich in den Garten Gethsemane zurück und bittet Gott, ihn nicht sterben zu lassen, weil er den Tod fürchtet. Der Gründonnerstag ist also ein Abend, der sowohl von Abschied und Schmerz als auch von Freundschaft und Erinnerung geprägt ist.
Karfreitag: Alle Hoffnung scheint verloren
Der Karfreitag ist der Tag des Gedenkens an den Tod Jesu. Er stirbt am Kreuz. Das althochdeutsche Wort „Kara“ steckt noch heute im Namen. Es bedeutete Trauer oder Wehklage. Nach seiner Verhaftung im Garten Gethsemane wird Jesus dem römischen Stadthalter Pontius Pilatus vorgeführt. Dieser findet zwar keine Schuld an ihm, beugt sich aber dem öffentlichen Druck und verurteilt Jesus zum besonders qualvollen Tod durch Kreuzigung. Mit dem Tod Jesu scheint die Hoffnung verloren. Er stirbt, so sagt es die Bibel, zur neunten Stunde
Gottesdienst um 15 Uhr zur Sterbestunde
Das ist um 15 Uhr. Viele Gottesdienste am Karfreitag finden also um diese Uhrzeit statt. Währenddessen schweigen Orgel und Glocken, das Kreuz ist verhüllt. Bis zum Sonnenuntergang musste der Leichnam Jesu begraben werden, damit er vor wilden Tieren geschützt war. Denn dann begann der Sabbat, an dem die Menschen nichts mehr tun durften. Die Freunde legten ihn also in aller Eile in eine unbenutzte Grabhöhle und rollten einen Stein davor.
Karsamstag: Raum für die Trauer
Karsamstag: Zwischen Tod und Auferstehung liegt ein Tag, der Samstag vor Ostern. Er ist der letzte der drei Trauertage. Er ist still und es passiert nichts. Der Tag macht der Trauer Platz und gibt ihr Raum. Deshalb ist er in seiner Bedeutung kein „Ostersonnabend“, sondern „Karsamstag“.
Ostersonntag: Erstaunen und große Freude
An Ostersonntag feiern die Christen die Auferstehung Jesu. Die Bibel lässt an der körperlichen Auferstehung Jesu keinen Zweifel. „Das Grab ist leer!“ rufen die Frauen und Männer, die sich nach dem Sabbat eigentlich um die Grabpflege bemühen wollen. Großes Erstaunen und großen Freude wechseln sich ab. Wo ist der Leichnam hin? Was ist geschehen in der vorangegangenen Nacht?
Ostermontag: Erkennen und Begreifen
Wie unfassbar die Auferstehung für die Menschen ist, zeigt der Ostermontag. Er erinnert an den Weg zweier Freunde nach Emmaus, den sie gemeinsam mit dem auferstandenen Jesus gehen. Die Jünger erkennen ihn aber erst, als er während eines gemeinsamen Essens das Brot mit ihnen teilt. Wie kann das gehen? Ist Jesus wirklich wieder lebendig geworden? Diese Fragen stellen die Menschen bis heute. Das Ostergeschehen ist tausendfach übersetzt, analysiert und hinterfragt worden. Im Osterfest erfüllt sich eine Gottesverheißung. Was Gott den Menschen zusagt, das kann nur geglaubt und nicht gewusst werden. Karfreitag und Ostern bilden zusammen das Zentrum des christlichen Glaubens. Es geht um Tod und Leben, um Leiden und Trost, um Hoffnung und Glaube.