Siebenbäumen. Landwirtschaft und Kirche – beide sind feste Größen im ländlichen Raum. Viel Verbindendes fand sich daher, als Kristina Kühnbaum-Schmidt, Landesbischöfin der Nordkirche, jetzt mit Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, zu einem Austausch zusammenkam.
Besuch in der Propstei Lauenburg
Dabei konnte sich die Landesbischöfin auf zwei viehhaltenden landwirtschaftlichen Betrieben im Kreis Herzogtum Lauenburg ein Bild von den aktuellen Herausforderungen, gerade der jungen Generation, auf den Höfen machen. Dies waren der Betrieb Inken und Heinz Burmester in Siebenbäumen mit Sauenhaltung und angeschlossener Schweinemast und Direktvermarktung sowie der Betrieb von Hans-Peter und Knud Grell in Duvensee mit Milchviehhaltung.
Landesbischöfin beeindruckt Engagement
„Ich bin sehr beeindruckt davon, wie engagiert und zukunftsorientiert die jungen Landwirte, die ich kennenlernen durfte, zusammen mit dem Bauernverband und seinem Präsidenten an nachhaltigen Perspektiven für den ländlichen Raum arbeiten. Dafür sollten sie von der ganzen Gesellschaft mehr Anerkennung und Wertschätzung erfahren. Deutlich wurde auch, wie groß dabei die Herausforderungen für landwirtschaftliche Betriebe sind – ökonomisch, ökologisch und sozial. Kirche und Landwirtschaft können bei der Entwicklung des ländlichen Raumes auch weiterhin gut zusammenarbeiten, weil beiden dessen Zukunft am Herzen liegt. Aus meiner Sicht haben Kirche und Landwirtschaft für den ländlichen Raum Schlüsselfunktionen,“ so die Landesbischöfin.
Bauernpräsident Lucht betonte, dass die Landwirtschaft der Gesellschaft viel anzubieten habe: Tierwohl, Biodiversität, Energie oder Landschaftspflege. Ohne die bäuerlichen Familien in den Dörfern blute der ländliche Raum aus. „An jedem landwirtschaftlichen Betrieb hängen noch acht andere Arbeitsplätze. Das müssen wir uns bewusst machen“.
Versorgung muss gesichert werden
Dass die Versorgung mit Lebensmitteln aktiv gesichert werden müsse, das hätte der durch den Ukraine-Krieg ausgelöste zeitweise Einbruch der Lieferketten und der Verfügbarkeit von Lebensmitteln und Energie gezeigt. „Können wir Teile der Landwirtschaft wie die Schweinehaltung nicht im Land halten, wandert die Produktion ins Ausland ab, wo unsere hohen Produktionsstandards wie beim Tierwohl nicht mehr zwingend erfüllt werden“, so Lucht weiter. Er wünscht sich mehr Rückhalt für die Landwirtschaft, die sich den gesellschaftlichen Anforderungen geöffnet habe und diesen gerne nachkomme. „Stimmen muss aber auch die Bezahlung“ machte Lucht klar. Hier sei die Politik gefragt, die mit den Vorschlägen des Kompetenznetzwerks Nutztierhaltung (Borchert- Kommission) und den Ergebnissen aus der Zukunftskommission Landwirtschaft beste Grundlagen hätte, nun endlich zu handeln.
Erfordernisse in Einklang bringen
Auch die Landesbischöfin machte deutlich, dass allen drei Pfeilern der Nachhaltigkeit Gewicht beigemessen werden müsse: „Wir brauchen ein Ernährungssystem, dass ökologische, ökonomische und soziale Erfordernisse in Einklang bringt. Dazu gehört, dass ökologische Ressourcen geschont, Tierwohl und Haltungsbedingungen für Tiere verbessert werden und die Betriebe auskömmlich von ihren Erträgen leben können – all das zu Preisen, die die Verbraucher auch bezahlen können. Dafür brauchen die Betriebe auch Planungssicherheit und Unterstützung aus der Politik.“
Auf die Frage, was sich die Betriebsleiterin und der Betriebsleiter für die Zukunft am dringlichsten wünschen, antworteten Inken Burmester und Knud Grell dann auch unisono: „Verlässlichkeit der Politik und der Handelspartner, damit wir unsere Betriebe weiterentwickeln können“.