Lübeck. Zum 66. Mal finden in Lübeck die Nordischen Filmtage statt. 169 Spiel-, Kurz- und Dokumentarfilme werden vom 6. bis 11. November 2024 gezeigt. Während des Festivals sollen zwölf Jury- und Filmpreise vergeben werden - unter anderem der mit 5000 Euro dotierte Kirchliche Filmpreis Interfilm. Das Preisgeld wird vom Ev.-Luth. Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg gestiftet.
Kirchenkreis sponsert Filmpreis
Seit 1996 wird der Kirchliche Filmpreis Interfilm an einen Spielfilm vergeben, „der sich durch künstlerische Qualität auszeichnet und ein menschliches Verhalten oder Zeugnis zum Ausdruck bringt, das mit dem Evangelium in Einklang steht, oder die Zuschauer für spirituelle, menschliche oder soziale Fragen und Werte sensibilisiert“. In der Jury sitzen in diesem Jahr Prof. Dr. Julia Helmke, Präsidentin von Interfilm und Leiterin der Abteilung Theologie, Liturgie und Kirchenmusik im Landeskirchenamt der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers sowie Johannes Rydinger, Filmemacher, Theologe und Berater eines Kulturzentrums in Stockholm, und Eva Valvo, literarische Übersetzerin aus dem Dänischen und Norwegischen ins Italienische. Für den Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg ist Lilly Schaack, Pastorin der Kultur- und Hochschulkirche St. Petri zu Lübeck, in dem Gremium vertreten. Ein Gespräch.
Ein Gespräch mit Pastorin Lilly Schaack
Worauf freuen Sie sich am meisten?
Pastorin Lilly Schaack: Auf das Abtauchen in die Filmwelt! Wie wird es wohl sein, mehrere Filme pro Tag zu sehen und das an mehreren Tagen hintereinander? Was macht das mit der eigenen Gedankenwelt? Und: Ich freue mich natürlich auf die anderen Jurymitglieder!
Sind Sie eine Cineastin?
So richtig als Cineastin, also eine absolute Filmkennerin, würde ich mich nicht beschreiben. Aber Filme haben schon immer eine große Faszination auf mich ausgeübt: Das Ein- und Abtauchen in ganz andere Welten; die Kreativität und Fantasie, die das in einem selbst entfacht; die ganz verschiedenen Arten, wie eine Geschichte erzählt werden kann; das Mitfiebern mit Charakteren…
Haben Sie einen Lieblingsfilm?
Einer meiner Lieblingsfilme ist „Night On Earth“ von Jim Jarmusch. Das ist ein Episodenfilm, der fünf Geschichten erzählt, die jeweils in einem Taxi in einer anderen Stadt passieren und war zur gleichen Zeit - Zeitverschiebung eingerechnet, denn die Nacht auf der Erde ist lang… Jede Szene ist in der originalen Landessprache und fängt die Atmosphäre der jeweiligen Stadt ein. Die Geschichten sind irgendwie unspektakulär und alltäglich und gleichzeitig kurios, ein bisschen absurd und rührend.
Was sind Ihre favorisierten Genres?
Schräge Komödien und Coming-of-Age Filme
Jury sichtet 14 Filme in vier Tagen
Was macht für Sie einen guten Film aus?
Ich mag Filme, die es schaffen, tiefsinnig und unterhaltsam zugleich zu sein; wenn sie etwas von der Gebrochenheit und Melancholie des Lebens zeigen und gleichzeitig auch von seiner Schönheit und seinem Zauber. Ich mag es, wenn Filme Platz lassen für Wunder – in der Erzählung oder in der Fantasie der Zuschauer*innen, die der Film beflügelt. Ein guter Film ist für mich auch einer, der einem etwas von sich selbst oder der Welt ganz neu sehen lässt. Ich persönlich mag es aber nicht, wenn es nur melancholisch ist. Gerade in Zeiten wie heute finde ich Filme wichtig, die etwas Tröstliches haben oder Utopien aufzeigen, aber ohne zu lügen oder zu vertrösten.
Wie viele Filme werden Sie während der Nordischen Filmtage sehen und welcher Bewerberfilm reizt Sie am meisten?Ich werde 14 Filme in vier Tagen sehen. Ich bin sehr gespannt auf „The End“ mit Tilda Swinton in der Hauptrolle, ein postapokalyptisches Musical. Als Katzenliebhaberin und Belgien-Fan freue ich mich natürlich auch auf die lettisch-französisch-belgische Co-Produktion „Flow“ – Auch eine Postapokalypse, aber als Animations-Film mit fünf Tieren in der Hauptrolle, die auf einem Schiff gemeinsam durch die Überreste menschlicher Zivilisation fahren.
“Ich bin gespannt auf unsere Diskussionen”
Kennen Sie Ihre Mitjuroren schon und worauf freuen Sie sich bei der Juryarbeit besonders?
Nein, meine Mitjuroren kenne ich noch nicht! Bis jetzt habe ich auch nur ihre Kurzbiografien gelesen. Wir sind vier Juror*innen aus drei Ländern mit unterschiedlichen professionellen Hintergründen, da freue ich mich auf den internationalen und interdisziplinären Blick! Als Kirchenjury ist unsere Aufgabe, einen Film auszuwählen, der auch aus christlicher Sicht interessant ist. Was das aber genau bedeutet, kann, glaube ich, individuell recht unterschiedlich verstanden werden. Da bin ich gespannt auf unsere Diskussionen!