Lübeck. Unter dem Motto „Die offene Gesellschaft verteidigen – dem Rechtsruck entgegentreten“ ruft ein Bündnis aus 15 Organisationen aus Lübeck am Sonnabend, 27. Januar 2024, zur Demonstration gegen Rechts in der Hansestadt auf. Beginn ist um 13 Uhr auf dem Lindenplatz.
Pröpstin ruft zur Teilnahme auf
„Im Artikel 1 des Grundgesetzes heißt es: ,Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt“, zitiert Petra Kallies. Für die Lübecker Pröpstin sei es angesichts des wachsenden Rechtsextremismus „dringend an der Zeit, dass alle demokratischen Bürger:innen deutlich erkennbar denen widersprechen, die die Werte unseres Grundgesetzes abschaffen wollen.“ Petra Kallies ruft die Bürger:innen in der Hansestadt aktiv zur Teilnahme an der Demonstration auf. „Nein zu Fremdenfeindlichkeit, Homophobie und Sozialneid! Ja zu Weltoffenheit, Vielfalt und Nächstenliebe! Dafür gehe ich (nicht nur) am 27. Januar auf die Straße“, sagt die Seelsorgerin.
Graffam: Die Stimme erheben
Philip Graffam, Propst im Herzogtum Lauenburg, hofft, dass auch aus dem Umland Lübecks Teilnehmende zur Demonstration anreisen, um ein Zeichen zu setzen. „Als Christ ist es von entscheidender Bedeutung, die universellen Werte der Nächstenliebe, Toleranz und Solidarität zu leben“, appelliert er. Das Datum für die Veranstaltung sei bewusst gewählt: „Am 27. Januar, dem Gedenktag des Holocausts, können wir gemeinsam gegen Rechts auf die Straße gehen, um ein starkes Zeichen gegen Diskriminierung, Hass und Intoleranz zu setzen“, betont Graffam. Und: „Die Lehren der Geschichte mahnen uns, uns aktiv für eine Welt einzusetzen, in der jeder Mensch unabhängig von Herkunft, Religion oder Hintergrund geachtet wird.“ Die Demo biete, so der Lauenburgische Propst, die Möglichkeit, als Christ die Stimme zu erheben und sich für eine Gesellschaft einzusetzen, die von Mitmenschlichkeit und Respekt getragen wird.
Entschlossen gegenübertreten
Elisabeth Hartmann-Runge, Flüchtlingsbeauftragte des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg, wird bei der Kundgebung zum Auftakt der Demonstration sprechen. Die Pastorin tritt für eine solidarische und offene Gesellschaft ein. „Ich arbeite mit Menschen, die bei uns Schutz suchen und die sich kulturell vielfältig in unsere Gesellschaft einbringen. Ich bekomme unmittelbar mit, wie sich Einschränkungen und Aushöhlung von Grund- und Menschenrechten auswirken“, betont die Seelsorgerin. Elisabeth Hartmann-Runge: „Ich bin überzeugt, dass wir den menschenfeindlichen Parolen, Stimmungen und Konzepten faschistischer Gruppierungen unbeirrt und entschlossen entgegentreten müssen. Das möchte ich zusammen mit meiner Kirche tun, die hoffentlich aus den Versäumnissen und der Schuld der Vergangenheit gelernt hat. Nie wieder ist jetzt!“
Joachim Nolte, Beauftragter der Kirche gegen Rechtsextremismus im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg, beobachtet die Entwicklungen gesellschaftlicher und politischer Ströme mit Sorge: „Wir erleben, dass Deutschland und Europa immer weiter nach rechts rücken. Kirche muss um des Evangeliums willen angehen gegen das, was dem Gemeinwohl schadet.“ Kirche dürfe nicht mitmachen bei dem, was das gesellschaftliche Klima vergiftet und die Würde von Menschen antastet. „Um des Friedens willen muss sie in kritischer Solidarität streitbare Kirche sein und damit den Schalom suchen – Schalom, mit dem ein Leben in umfassender Gerechtigkeit gemeint ist“, sagt Joachim Nolte. Dafür gehe er am Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz auf die Straße: „Die offene Gesellschaft verteidigen - dem Rechtsruck entgegentreten“.
Die Demonstration beginnt am Sonnabend, 27. Januar 2024, um 13 Uhr auf dem Lindenplatz, Adenauerstraße, Nähe des Hauptbahnhofs in Lübeck. Neben dem Ev.-Luth. Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg rufen unter anderem das Lübecker Flüchtlingsforum, die Initiative Hafenstraße 96, das Haus der Kulturen und das Bündnis „Lübeck gegen Rechts – Wir können sie stoppen“ zu der Demonstration auf.