Nordkirche Landesbischöfin stellt Folgerungen aus ForuM-Studie in den Fokus

Lübeck-Travemünde. Zum Auftakt der 21. Tagung der II. Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) hielt Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt am Mittwoch (25. September 2024) den Bericht der Kirchenleitung. Sie setzte das Thema Prävention, Intervention und Aufarbeitung Sexualisierter Gewalt in der Nordkirche an die erste Stelle des Berichtes. Dieses Thema sei für die Nordkirche zentral und stehe daher als fester Tagesordnungspunkt auf den monatlichen Sitzungen der Kirchenleitung, so Kristina Kühnbaum-Schmidt.  

Die Vorsitzende der Kirchenleitung betonte in ihrem Bericht: „Die Erkenntnisse aus der ForuM-Studie, deren besonderes Kennzeichen die intensive Arbeit und Mitarbeit von Betroffenen sexualisierter Gewalt ist, und die Schlussfolgerungen aus der Studie beschäftigen uns in der Nordkirche auf allen Ebenen.“ Die als evangelische Risikofaktoren benannten Themen „unreflektierte Pastoralmacht“, „Konfliktscheue“, „Geschwisterlichkeit“ und „Verantwortungsdiffusion“ seien an vielen Orten und in vielen Formaten der Nordkirche aufgenommen und diskutiert worden – so zum Beispiel auf Pastor*innen- und Pröpst*innenkonventen in Sprengeln und Kirchenkreisen oder auf auswertenden Sitzungen der über 30 in Prävention hauptamtlich Tätigen der Nordkirche in Kirchenkreisen, Hauptbereichen und Stabsstelle.

Weiterbildung für Haupt- und Ehrenamtliche 

Über 250 Mitarbeitende haben bereits an entsprechenden Fortbildungen teilgenommen, bilanzierte die Landesbischöfin und verwies u.a. auf das E-Learning-Modul „Prävention Sexualisierter Gewalt für Haupt- und Ehrenamtliche“, dass auch die Mitglieder der Landessynode durchlaufen hätten. Eine letzte Gruppe von Pastor*innen und Leitenden absolviere derzeit die obligatorische Basisfortbildung sexualisierte Gewalt, erklärte die Vorsitzende der Kirchenleitung. Zudem seien offene Stellen auf der Ebene der Präventionsbeauftragten der Kirchenkreise und Hauptbereiche nachbesetzt worden. 

Wertschätzung für Arbeit der Anerkennungskommission 

„Durch die Arbeit der Anerkennungskommission nehmen wir als Nordkirche das Leid der Betroffenen wahr, schenken ihren Schilderungen Gehör und Glauben und setzen uns so mit ihrem individuellen Erleben und auch ihrer heutigen Lebenssituation auseinander“ sagte Kristina Kühnbaum-Schmidt. Die Anerkennungskommission, die ihre Arbeit im August 2023 in der Nachfolge der Unterstützungsleistungskommission aufgenommen hat, wird von der Präses der Landessynode Ulrike Hillmann und Prof. Friedemann Schulz von Thun geleitet. Ihre Mitglieder stünden als Menschen aus Ost und West der Nordkirche, als Männer und Frauen, als Menschen unterschiedlichen Alters, für einen verantwortungsbewussten Umgang mit sexualisierter Gewalt, so die Landesbischöfin und betonte: „Als Kirchenleitung und ganze Nordkirche sind wir ihnen dankbar, dass sie diese wichtige Aufgabe und große Verantwortung übernommen haben und tragen.“  

Die Vorsitzende der Kirchenleitung bestärkte auch darin, Lernerfahrungen zu berücksichtigen, die Beratungsstäbe in der Aufarbeitung bisheriger Fälle sexualisierter Gewalt gemacht hätten. Von ihnen seien dazu u.a. die Inanspruchnahme unabhängiger, externer Prüfungen, das Einholen externer Gutachten und der stets sorgfältige, aufmerksame und transparente Umgang mit persönlicher Befangenheit genannt worden. Kristina Kühnbaum-Schmidt kündigte an, dass die Stabsstelle gemeinsam mit der Evangelischen Akademie der Nordkirche in Breklum die Auseinandersetzung mit der ForuM-Studie auf einer Tagung zu „1 Jahr ForuM“ vom 14. bis 15. Februar 2025 öffentlich weiterführen wird.

Betroffene Personen stehen im Mittelpunkt

Des Weiteren berichtete die Landesbischöfin zum Stand der Einrichtung der Unabhängigen Regionalen Aufarbeitungskommissionen (URAK). Hier habe sich die Nordkirche gemeinsam mit der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) sowie den Diakonischen Werken Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg auf eine Zusammenarbeit verständigt. Abschließend zu diesem Punkt ihres Berichtes betonte die Landesbischöfin: „Es bleibt unsere Aufgabe, bei der Prävention, Intervention und Aufarbeitung sexualisierter Gewalt aufmerksam, sensibel und klar zu sein. Betroffene Personen und ihre Perspektive stehen im Mittelpunkt - deshalb werden die Maßnahmen, die durch das Betroffenenforum der EKD der EKD-Synode im November vorgelegt werden, auch für uns handlungsleitend sein.“

Bis 2027 sollen Gebäudeemissionen um 60 Prozent sinken

Einen zweiten Schwerpunkt ihres Berichtes legte Kristina Kühnbaum-Schmidt auf das Thema Klima. Landeskirche und Kirchenkreise haben sich in einer gemeinsamen Handlungsvereinbarung verpflichtet, die Emissionen im Gebäudebereich bis zum Jahr 2027 um 60 Prozent gegenüber dem Durchschnitt der Jahre 2019 bis 2021 zu senken, erklärte die Landesbischöfin nicht ohne Stolz. „Ich sehe, auch als Schöpfungsbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die große Verantwortung, der wir uns in unserer Nordkirche in Themen des Klimaschutzes bereits seit längerem stellen und ich sehe ebenso mit großem Respekt auf die bisher in diesem Ausschuss und auf allen Ebenen unserer Kirche geleistete Arbeit“, so Kristina Kühnbaum-Schmidt, die in diesem Jahr von der Kirchenleitung in die Leitung des Klimaausschusses der Nordkirche berufen wurde. 

Gründung eines Nordkirchen-Energiewerkes angekündigt

Die Landesbischöfin kündigte in ihrem Bericht die Gründung eines Energiewerkes der Nordkirche an. Ziel sei es, möglichst bald geeignete Flächen zu identifizieren und zu entwickeln, um dann durch die Gründung von Betriebsgesellschaften die Basis für einzelne Wind- und Solarprojekte zu schaffen. „Einerseits können wir mit unseren eigenen kirchlichen Flächen einen Beitrag zur Energiewende leisten, andererseits erwirtschaften wir auf diese Weise aber auch Erträge, die die kirchliche Arbeit stützen oder einen Beitrag zum Erhalt bzw. zur energetischen Ertüchtigung unserer Gebäude leisten können“, erklärte Kristina Kühnbaum-Schmidt. Sie berichtete des Weiteren, dass der Klimaausschuss den Entwurf eines Maßnahmen- und Kriterienpapiers zur nachhaltigen Verpachtung von Kirchenland erarbeitet habe. Dieses befinde sich gerade in der Abstimmung mit den Kirchenkreisen. 

Die Vorsitzende der Kirchenleitung ging in ihrem Bericht anschließend auf die Digitalstrategie der Nordkirche ein und nannte dabei Kommunikation, Verkündigung im digitalen Raum, Bildung und Kultur sowie Verwaltung als Schwerpunkte. Sie berichtete zu den Aufgaben und Herausforderungen, denen sich verfasste Kirche und Diakonie stellen müssen, und der Gründung des neuen Ökumenewerks der Nordkirche. Zudem verwies sie auf eine Reihe von Rechtsverordnungen, die die Kirchenleitung zur Umsetzung von Synodenbeschlüssen auf den Weg gebracht hat und informierte über Personalentscheidungen, die von der Kirchenleitung getroffen wurden. 

„Hoffnung“ als inhaltliches Ziel für die Hauptbereiche

Kristina Kühnbaum-Schmidt erläuterte auch den Kirchenleitungsbeschluss, für alle Hauptbereiche im Jahr 2025 das inhaltliche Ziel „Hoffnung“ festzusetzen. Eine Vielzahl von Aktionen und Veranstaltungen sei derzeit in Planung, so die Landesbischöfin und führte ein Beispiel aus: „An zwölf Orten der Landeskirche, an denen Hoffnung real erfahrbar wird, sollen Podcasts erstellt werden, die im Jahr 2025 monatlich veröffentlicht werden. Das Projekt dient der Sichtbarmachung von HoffnungsRäumen einerseits und der Profilierung von Kirche als positiv agierendem Player in der Gesellschaft andererseits.“