St. Petri, Lübeck Stefan Vogels Spiel mit den Ebenen

Künstler Stefan Vogel stellt in St. Petri zu Lübeck aus. Copyright: Bastian Modrow

Pastor Dr. Bernd Schwarze findet treffende Worte für das, was die Besucher in der ersten großen Ausstellung in St. Petri seit mehr als einem Jahr in den kommenden Wochen erwartet. „Es ist etwas Großes, etwas Kräftiges entstanden - mit viel Raum für individuelle Assoziationen.“ Und wer vor der meterhohen Installation steht, der kann erahnen, dass eine gewisse Waghalsigkeit des Künstlers und seines Teams bei der Entstehung der Arbeit unabdingbar gewesen ist.

Kunst aus Wäscheständern und Gips

Aus 130 handelsüblichen Wäscheständern hat Vogel ein Kunstwerk geschaffen, das inmitten der Kirche einen neuen Raum bildet. Auf den Wäscheständern hängt Kleidung - von der Doppelripp-Unterhose über das Paar Tennissocken bis zum verspielten Hippiekleid. „ Alles sind Altkleider, die ich in Gips getaucht habe und damit quasi verewiglicht habe“, erläutert Stefan Vogel. Die Farben sind nahezu verschwunden, nur beim fokussierten Blick sind die teils ehemals leuchtenden Farben noch zu erkennen. Dafür treten die einzigartigen Formen der unter dem Gips versteiften Kleidungsstücke in den Vordergrund und ermöglichen dem Betrachter einen ganz neuen ungeahnten Blickwinkel auf das Alltägliche. 

Neue Ästhetik für alte Arbeiten

Stefan Vogel spielt mit den Ebenen. „Von außen ist es eine Installation, von innen ein Ausstellungsraum“, sagt er. Wer den Eingang sucht, der findet insgesamt 40 Zeichnungen des in Fürth geborenen Künstlers. „Es sind verworfene Arbeiten von mir, die ich in Beton getaucht habe - und diese Betonbilder wiederum entwickeln eine neue, ganz wunderbare Ästhetik.“ 

Analoge Fotografien aus dem Garten

Über den Köpfen der Besucher entfalten sich Segel in gedeckten Farben. Auch sie stammen aus alten Arbeiten Vogels. Komplettiert wird die Ausstellung durch analoge Fotografien aus dem Garten des 40-Jährigen. „Ich habe Fundament-Erdlöcher fotografiert, die so schön sind, dass ich alle Hausbau-Pläne verworfen habe.“

Herauforderung und Ehre zugleich 

Stefan Vogel sagt, er habe eine „Architektur in der Architektur“ geschaffen. Inspiriert hätten ihn die rechteckigen Elemente in den Fenstern St. Petris. „Es war für mich eine Herausforderung, zugleich aber auch eine Ehre, in solch’ einem einzigartigen Raum Kunst schaffen zu dürfen.“

Die Ausstellung findet in Kooperation mit der Overbeck-Gesellschaft statt, Kurator ist Dr. Oliver Zybok. „Draußen wird es leiser“ von Stefan Vogel ist vom 24. Juli bis zum 29. August, täglich von 11 bis 16 Uhr in St. Petri zu Lübeck geöffnet. Der Eintritt ist frei.