Berkenthin. Unter dem Slogan „Wir sind nicht still!“ haben vor sechs Jahren Menschen in und aus Berkenthin und der Region begonnen, gegen Rassismus zu demonstrieren. Soweit es die Pandemie zuließ, fanden auch in den vergangenen Jahren an wechselnden Orten am Reformationstag Kundgebungen statt. Jetzt kamen erneut Menschen in Berkenthin zusammen, um sich klar zu bekennen.
Bewegende Worte von Propst Graffam
„Ich bin zutiefst bewegt von der starken Gemeinschaft, die sich hier versammelt hat, um ein klares Zeichen für Demokratie und Toleranz zu setzen und gegen Rechtsextremismus einzutreten“, so Graffam, der viel Applaus für seine Worte erhielt. Besonders, als der Propst sagte „Unser Kreuz hat keine Haken“.
Unter Bezug auf seine eigene Herkunft und dem Kennenlernen der verschiedenen Kulturen und Länder, sagte Graffam: „Meine Erfahrungen in diesen verschiedenen Teilen der Welt haben mir gezeigt, wie kostbar und gleichzeitig fragil die Werte der Demokratie sind“. Heutzutage gehe es darum, die Werte der Demokratie zu feiern, die mehr ist, als ein politisches System. „Die Demokratie ist ein Lebensstil, der auf Respekt, Gleichheit und der Freiheit beruht, seine Meinung äußern zu dürfen. Wir dürfen nie vergessen, dass Demokratie und Menschenrechte Hand in Hand gehen“, so Propst Graffam. Es gelte, mit einer starken Gemeinschaft ein klares Zeichen zu setzen.
Aufruf, das Wahlrecht zu nutzen
„Als Christen und als Kinder der Demokratie können wir keine Parteien unterstützen, die unsere freiheitlichen und demokratischen Werte untergraben“, wurde Philip Graffam deutlich. Man müsse nicht immer in allen Punkten einer Meinung sein, aber vom Wahlrecht unbedingt Gebrauch machen.
„Zeigen wir, dass wir als Gesellschaft zusammenstehen, für Demokratie und Toleranz eintreten und dem Rechtsextremismus keinen Raum geben. Lasst uns gemeinsam für eine bessere Zukunft kämpfen!“, rief Graffam auf.
Verhängte Fenster und Trillerpfeifen
Fast eine Stunde lang zogen die 400 Teilnehmenden durch Berkenthin. Einigen fiel dabei auf, dass es Häuser gab, bei denen die Fenster komplett zugezogen waren, obwohl Fahrzeuge auf oder vor den Grundstücken standen. Hörbar war der Demonstrationszug in jedem Fall, denn die an der Vorbereitung Beteiligten hatten zu Beginn Trillerpfeifen an die Teilnehmenden ausgegeben. Ganz getreu dem Motto „Wir sind nicht still!“.
Europawahl am 9. Juni
Dr. Wolfgang Runge, Pastor emeritus, war schon bei den vorausgegangenen Kundgebungen „Wir sind nicht still!“ engagiert dabei. Er appellierte, in den Dörfern keine Spaltungen und Menschenverachtungen zuzulassen. „Sachlichkeit und Einfühlungsvermögen sind unser Weg“, sagte er und erhielt starken Applaus. Zufrieden mit der Beteiligung an der Demonstration und der sich anschließenden Kundgebung, erläuterte Dr. Runge, dass aufgrund der anstehenden Wahl zum Europäischen Parlament am 9. Juni es den Veranstaltenden wichtig war, rechtzeitig vor der Wahl ein Zeichen zu setzen und sich nicht erst wieder am Reformationstag erneut zu den demokratischen Werten zu bekennen.