Lübeck. Wichtige Themen standen bei der jüngsten Sitzung der III. Kirchenkreis-Synode (21. September 2024) in den Media-Docks in Lübeck zur Diskussion und Entscheidung an. Die Weiterführung der theologisch-religionspädagogischen Arbeit in den Kindertagesstätten und die Arbeit mit jungen Menschen im Kirchenkreis waren ebenso Schwerpunkte wie die Abstimmung darüber, welche Delegierten aus den Propsteien Lübeck und Lauenburg künftig den Kirchenkreis in der Landessynode der Nordkirche vertreten werden.
Delegierte für die Landessynode
In geheimer Wahl wurden Doro Siemers, Susanne Klein, Viktoria-Elisabeth Brand, Broder Feddersen, Niklas Brose und Lukas Klapproth als Gemeindesynodale gewählt. Rüdiger Respondek wird als kirchlicher Mitarbeiter in die Landessynode einziehen. Für die Gruppe pastoraler Mitarbeitenden werden Caroline Boysen und Oliver Erckens fortan in dem Gremium der Landeskirche mit dabei sein.
Daniela Brock, Inga Meißner, Constanze Oldendorf und Holger Wöltjen wurden als Kirchenkreis-Synodale nachverpflichtet.
Unterstützung für Kita-Religionspädagogik
Mit großer Zustimmung wurde der Antrag auf Weiterführung der theologisch-religionspädagogischen Arbeit in den Ev.-Luth. Kindertagesstätten angenommen. “Damit Kinder in den Ev.-Luth. Kindertagesstätten im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg ein Miteinander und Aufwachsen im Sinne des christlichen Glaubens gemäß dem Slogan ,Mit Gott groß werden' erleben können, braucht es sprachfähige und gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter”, sagte Ulf Kassebaum, Leiter des Diakonischen Werks in Ratzeburg. Da sich das Wissen über den christlichen Glauben in der Gesellschaft zunehmend verringere, würden Mitarbeiter:innen religiöse Angebote und Fortbildungen benötigen. “Bisher gab es in vielen Kitas Beauftragte für Religionspädagogik, die aber in absehbarer Zeit ohne entsprechenden Ersatz ausscheiden werden”, hob Kassebaum hervor. Es brauche die kontinuierliche religionspädagogische Zusammenarbeit zwischen den Kirchengemeinden und den Kitas sowie der Kindertagesstätten untereinander, um die vereinbarten Ziele der Kindertagesstättenarbeit im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg zu erreichen.
Ab dem Haushaltsjahr 2025 sollen dafür jährlich 950 000 Euro zur Verfügung gestellt werden. Auf Wunsch der Delegierten soll es jeweils einmal pro Jahr dazu einen Bericht in der Kirchenkreis-Synode geben.
Klare Haltung gegen Rechtsextremismus
Ein weiterer Schwerpunkt: ein Grundsatzapapier zum Thema “Kirche und Rechtsextremismus”, vorgestellt von den beiden Beauftragten Joachim Nolte (Lübeck) und Doro Siemers (Lauenburg). “Als Kirche sind wir auch Teil der Gesellschaft und ein wichtiger Garant für die Werte, nach denen wir zusammenleben. Der anwachsende beziehungsweise immer offener zu Tage tretende Rechtsextremismus in unserer Gesellschaft macht uns große Sorgen”, betonte Joachim Nolte. “Das Papier gibt Auskunft darüber, weshalb wir davon überzeugt sind, dass Rechtsextremismus und christlicher Glaube unvereinbar sind”, sagte Doro Siemers. Sie nutzte die Gelegenheit, den Synodalen einen kompakten Überblick über rechtsextreme Strukturen in ländlichen Regionen wie dem Herzogtum zu geben.
Der Kirchenkreisrat hat mit Unterstützung der beiden ehrenamtlichen Beauftragten im Kirchenkreis das Grundsatzpapier entwickelt. In die Textarbeit waren außerdem die Geschäftsführenden der drei Diakonien des und im Kirchenkreis, der kirchlichen Dienste sowie die Medienabteilung einbezogen.
Das steht in dem Grundsatzpapier
Unter der Überschrift “Ja zum christlichen Glauben – (deshalb) Nein zu Demokratiefeindlichkeit!” ist eine klare Haltung formuliert worden. Nachfolgend einige Auszüge: "Als Evangelisch-Lutherischer Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg und Diakonie im Kirchenkreis bejahen und verteidigen wir die im Grundgesetz verankerte Menschenwürde. Sie ist ein wesentlicher Ausdruck unserer Werte und unverzichtbar für ein gelingendes Miteinander in unserer Gesellschaft.
Rechtsextreme Ideologie und antidemokratisches Agieren stehen im absoluten Gegensatz zur Menschenwürde und zu unserem christlichen Menschenbild.
Das bedeutet für uns als Kirche und Diakonie: Wir treten dem Handeln und Reden extrem rechter Gruppierungen und Parteien entschieden entgegen – weil sie unserem Glauben widersprechen, menschen- und demokratiefeindlich sind. Menschenfeindlichkeit, Diskriminierung und die Idee völkischer Überlegenheit tolerieren wir in unseren Reihen nicht.
Als Kirche und Diakonie stehen wir für eine vielfältige Gemeinschaft, in der man sich gegenseitig unterstützt und schützt. Wir wollen offen sein für die Bedürfnisse der Menschen. Wir wollen Raum für ehrliche Verständigung und den offenen Diskurs über unterschiedliche Interessen bieten."
Auch wenn es den kontroversen Diskurs und Streit braucht: Wir lassen keine Grenzüberschreitungen zu, besonders wenn die Würde von Menschen bedroht ist, die Demokratie in Frage gestellt wird!
Als Träger der Wohlfahrtspflege richten sich die Angebote der Diakonie an alle Menschen. Wir achten darauf, dass in unseren Einrichtungen die Würde und die Rechte aller Beteiligten respektiert werden – dies gilt sowohl für die Mitarbeitenden als auch für die Klientinnen und Klienten."
Die Kirchenkreis-Synode stimmte mit deutlicher Mehrheit für das Grundsatzpapier. Auf Initiative von Synodenpräses Katrin Thomas soll 2025 eine Themensynode zum Thema Extremismus stattfinden.
Neue Ordnung für die Jugendarbeit
Die Arbeit mit jungen Menschen war ein weiterer Schwerpunkt der Synodentagung in Lübeck. Konkret ging es darum, eine neue Ordnung für diesen wichtigen Bereich kirchlicher Arbeit in Lübeck und im Herzogtum auf den Weg zu bringen. Wie es die Verfassung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland verlangt, war dieses Grundsatzprogramm in den vergangenen Monaten mit jungen Menschen gemeinsam erarbeitet worden. “Junge Menschen werden durch diese Ordnung als Expert:innen ihrer eigenen Lebenswelt angenommen”, betonten Holger Wöltjen, Leiter des Jugendpfarramtes, und Bildungsreferentin Katharina Schneider. “Alle jungen Menschen sind eingeladen teilzunehmen, mitzuwirken und überall dort, wo die kirchliche Arbeit auch die Belange von jungen Menschen berührt, ihr Recht auf Partizipation wahrzunehmen. Evangelische Arbeit mit jungen Menschen wird von jungen Menschen selbst organisiert, gemeinschaftlich gestaltet und (mit-)verantwortet.”
Unterstützt wurden die beiden hauptamtlich Mitarbeitenden von Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus der Region, die ganz individuelle Gründe für die neue Ordnung vorbrachten und bei den Delegierten um Zustimmung warben. “Wer kennt unsere Bedürfnisse besser als wir”, fragte eine Jugendliche in die Runde. Das Votum der Kirchenkreis-Synode fiel einstimmig für den Antrag aus.
Mehr Flexibilität für die FBSen
Ebenfalls einstimmig: die Entscheidung für den Tagesordnungspunkt, die Trägerschaft für die drei Familienbildungsstätten der Kirchengemeinden St. Georgsberg, St. Petri, Dom Ratzeburg und Zieten; Schwarzenbek und Lauenburg zum Jahreswechsel auf den Kirchenkreis zu übertragen. Eine überregionale Trägerschaft biete die Chance, schnell und flexibel auf dem Gebiet des Kirchenkreises bedarfsorientiert und lebensweltnah auf Bedarfe mit Angebote zu reagieren. Diese überregionale Ausdehnung ist in der jetzigen Trägerschaft begrenzt.
Zwei neue Pfarrsprengel
Zustimmung gab es final auch für die Bildung von zwei Pfarrsprengeln: Die Kirchengemeinden Marli-Brandenbaum, St. Andreas, St. Christophorus, St. Gertud und St. Stephanus bilden den Pfarrsprengel Lübeck-Ost. Im Lauenburgischen werden die Kirchengemeinden Kuddewörde, Sahms, Schwarzenbek und Siebeneichen ihre Zusammenarbeit in einem neuen Pfarrsprengel mit der Kirchengemeinde Basthorst konzentrieren.