Es ist das Ende einer Ära im beschaulichen Kuddewörde: Pastor Egmont Rausch geht in den Ruhestand. 30 Jahre lang hat der Theologe die Geschicke der Gemeinde an der Bille geleitet. Nun blickt er zurück auf eine bewegte Dienstzeit – und auf eine veränderte Kirche.
Zum Dienstbeginn musste der Pastor die Kirche retten
Sein Dienstbeginn war ein Sprung ins kalte Wasser. Als Egmont Rausch 1992 sein Amt als Pastor in Kuddewörde antrat, hat die Gemeinde den jungen Theologen gleich richtig gefordert. „Der Turm der Andreaskirche war marode, er zog Wasser“, erinnert sich Rausch. „Die Gemeinde kam zu mir und fragte: Pastor, kannst Du unseren Turm retten?“ Egmont Rausch, der in Kuddewörde seine erste Pfarrstelle antrat, wollte eigentlich erst einmal in seine pastoralen Aufgaben hineinwachsen. Stattdessen aber beschäftigte sich der junge Pastor mit Bausubstanzen und Sanierungsmethoden. Einige Zeit später hatte der Turm der Andreaskirche eine neue Kupferverkleidung. Rausch ließ gleich im Anschluss auch noch die vom Holzwurm befallene Kirche sanieren. Amt angetreten, Kirche gerettet.
Harmonie und Kontinuität in der Kirchengemeinde Kuddewörde
Was dann folgte, war die dreißigjährige Dienstzeit eines Pastors, der in Harmonie mit seiner Gemeinde lebte und arbeitete. Denn Gemeinsinn und das „Zusammen“ waren Pastor Egmont Rausch immer wichtig. „Es gibt hier im Dorf eine große Solidarität, eine große Hilfsbereitschaft“, so Rausch. Dadurch konnte der Pastor in Kuddewörde jede Menge bewegen. Zum Beispiel die Organisation des Landesmissionsfestes, einer Großveranstaltung, die viele Monate der Vorbereitung benötigte. Oder die Gründungen der Kirchenband und des Kirchenchores. „Manche Dinge brauchen einfach Kontinuität“, sagt Egmont Rausch. „Ich habe Kontinuität gelebt in Kuddewörde.“
Pastorin aus Basthorst übernimmt Kirchengemeinde
Indes hat sich in der Kirche selbst in den 30 Jahren seiner Dienstzeit vieles verändert, findet der scheidende Pastor. „Heute gibt es einen großen Markt der Religionen“, findet Rausch. „Vorgegebenes wird nicht mehr bedingungslos respektiert. Die Kirche hat nur eine Chance, wenn sie in der Zeit bleibt. Das ist eine Daueraufgabe.“ Er selbst aber werde sich nun abgrenzen von der Kirchengemeinde in Kuddewörde. Denn eine halbe Pfarrstelle im Dorf wird künftig von Pastorin Caroline Boysen aus Basthorst besetzt. „Ich habe Frau Boysen versprochen, dass sie die pastorale Person in Kuddewörde sein wird.“ Einen ganz bewussten Rückzug nennt Rausch das.
Abschiedsgottesdienst findet am 22. Mai statt
Gleichwohl wollen Egmont Rausch und seine Frau Dörte weiter im schönen Kuddewörde leben. „Ohne meine Frau hätte ich vieles nicht gewuppt“, sagt Rausch, der sich mit einem lachenden und einem weinenden Auge von seiner Arbeit abmeldet. Nun ist aber Zeit für andere Dinge. „Die Kirchengemeinde Kuddewörde braucht einen Neuanfang, und es ist Zeit, Abschied zu nehmen“, hat Rausch sich bereits Anfang des Jahres im Kirchenbrief von seiner Gemeinde verabschiedet. Am Sonntag, 22. Mai, Mai wird er dann offiziell mit einem Gottesdienst in der Andreaskirche aus dem Amt entlassen. Beginn ist um 18 Uhr.
Pastor Rausch: Große Leidenschaft für Musik
Danach will der 63-Jährige dann ganz andere Dinge tun. Zum Beispiel seiner großen Leidenschaft nachgehen und mehr Musik machen. Rausch ist Mitglied der Ahrensburger Marstall Big Band, in der er Alt Saxophon spielt. Interessant findet er auch die Museumsarbeit. Aber egal, was künftig in Rauschs Lebensplanung eine Rolle spielen wird: Er wird es sicher mit großer Kontinuität verfolgen. Mit der gleichen Beharrlichkeit, mit der er dreißig Jahre lang Pastor in Kuddewörde war.