Lübeck. Rund 300 Menschen haben am Sonntagabend in Lübeck ihre Solidarität mit Jüdinnen und Juden gezeigt. Die Veranstaltung der evangelischen Kirchen in Lübeck stand unter dem Motto „Menschlich verbunden“.
Auf dem Schrangen in der Lübecker Innenstadt hängt bereits der erste Weihnachtsschmuck. Vor dieser Kulisse versammeln sich am Sonntag, 19. November 2023, Hunderte von Christ:innen aus der Hansestadt. Sie sind einer Einladung des Ev.-Luth. Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg und der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Lübeck (ACK) gefolgt. „Dass so viele Menschen heute hier sind, ist ein wichtiges Zeichen“, begrüßt Arne Kutsche, der stellvertretende Propst in Lübeck, die Teilnehmer. Viele von ihnen tragen Laternen, einige sogar Lichterketten. Unter ihnen ist auch Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau. Er hat ein Teelicht in einem Marmeladenglas mitgebracht.
„Nie wieder ist jetzt!“
Es ist ein Licht, das verbinden soll. Menschen ganz generell. Christ:innen und Jüd:innen im Speziellen. An diesem Abend zeigt Lübeck seine Solidarität mit den Opfern der Terroranschläge der Hamas auf Israel. Und mit Jüd:innen in aller Welt. „Seit den Angriffen fühlen sich Jüd:innen in Deutschland, in Lübeck, nicht mehr sicher“, sagt Arne Kutsche. „Dazu werden wir nicht schweigen!“ Nie wieder dürften Jüd:innen in Deutschland Angst haben, betont der stellvertretende Propst. Und: „Nie wieder ist jetzt!“
Viel Licht in der Lübecker Innenstadt
Die Lübecker Innenstadt leuchtet an diesem Abend. Einige Plakate mit Menschen, die von der Hamas entführt wurden, sind zu sehen. Klar ist aber auch: Lübeck steht an diesem Abend auch an der Seite der Zivilbevölkerung im Gaza-Streifen. Das sei keinesfalls ein Widerspruch, betonen die Veranstalter. „Es geht um ganz reale Menschen“, sagt Tobias Pfeifer, der Beauftragte des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg für das christlich-jüdische Gespräch.
Menschen ziehen singend vom Schrangen zur jüdischen Synagoge
Im Anschluss an die kurzen Reden stimmt der Posaunenchor der Laurentius-Gemeinde das Lied „Shalom aleichem“ an. Mit dem Lied, das übersetzt „Frieden sei mit dir“ bedeutet, setzen sich die Teilnehmer:innen in Bewegung. Die Lichterprozession führt durch die Breite Straße und die Hüxstraße zur jüdischen Synagoge in der St.-Annen-Straße. Begleitet von der Lübecker Polizei singen die Menschen „Shalom aleichem“ bis zu ihrem Ziel. An der Synagoge stellen viele Menschen ihre Lichter ab.
Auch Ruth Franzen ist zur Lichterprozession gekommen. Die 48-Jährige hat ein Jahr lang in Israel gelebt, fühlt sich dem Land und den Menschen besonders verbunden. „Ich bin sehr betroffen“, sagt Franzen. „Ich habe die Orte gesehen und habe die Menschen kennengelernt. Dadurch fühle ich mich persönlich angegriffen.“ Sie fände es als Christin wichtig, ihre Solidarität mit jüdischen Menschen zum Ausdruck zu bringen, so Ruth Franzen.
Fürbitte und Vaterunser vor der Synagoge
An der Synagoge hält Bettina Kiesbye, ev. Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Lübeck (GCJZ), eine kurze Rede. Die Pastorin der Laurentius-Gemeinde hat die Veranstaltung initiiert. Kiesbye erinnert an die Reichspogromnacht 1938 und an den Brandanschlag von Lübeck 1994. „Dieses Mal aber soll das Licht Hoffnung geben.“ Mit einer Fürbitte für die Menschen in Israel und die Zivilbevölkerung in Gaza und mit dem Vaterunser endet die Veranstaltung.