Lübeck/Ratzeburg. Die Energiekrise in Folge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine trifft auch die Kirchengemeinden in Lübeck und im Herzogtum Lauenburg. Grundsätzlich sind alle dazu aufgerufen, Energie zu sparen und Heizkosten zu senken. Die Pläne und Maßnahmen im Überblick.
Heizkosten sollen gesenkt werden
Die Außenbeleuchtung der Kirchen und Kapellen ist bereits seit Wochen ausgeschaltet. Fast überall in Lübeck und im Herzogtum Lauenburg bleiben auch die Heizungen aus beziehungsweise werden die Temperaturen auf ein Minimum gedrosselt. Aus gutem Grund: Eine Reduzierung der Grundtemperatur um ein Grad Celsius ergibt eine Energieeinsparung von zirka zehn Prozent. Für die Vorweihnachtszeit und das neue Jahr setzen die Kirchengemeinden auf individuelle Modelle, um Energie zu sparen.
Fleecedecken für Gottesdienst-Besuchende
In der St.-Andreas-Gemeinde in Lübeck-Schlutup finden sämtliche Gottesdienste und Andachten weiter in den Kirchen und der Kapelle statt - allerdings sind für Besuchende wärmende Fleecedecken angeschafft worden.
Im Ratzeburger Dom sollen die Gottesdienste im Advent und zu Weihnachten, zum Jahreswechsel und zur Einführung des neuen Kirchengemeinderates am 15. Januar 2023 ebenfalls wie gewohnt stattfinden. „Ab dem 22. Januar bis zum 2. April 2023 finden die Gottesdienste im Paradies statt - das ist die getrennt beheizbare Vorhalle des Doms“, so Domprobst Gert-Axel Reuß.
In der Gemeinde St. Stephanus finden die Weihnachtsgottesdienste aufgrund der Vielzahl von Besuchenden zwar wie üblich in beiden Kirchen statt. Bei „normalen Gottesdiensten“ wird allerdings vorübergehend auf die Gemeinderäume ausgewichen. Der Kirchengemeinderat in Kücknitz hat sich intensiv mit dem Thema Energiesparen beschäftigt und hat eine Reduzierung der Heiztemperatur der Kirchenräume beschlossen. Die Gottesdienste zu Weihnachten und über den Jahreswechsel finden aber wie geplant statt.
Winterkirche in Gemeindehäusern
In Sahms und in Siebeneichen in der Propstei Lauenburg finden die Weihnachtsgottesdienste wie gewohnt statt. Ab Januar sollen aber auch dort die Gottesdienste bis Gründonnerstag 2023 in den Gemeindehäusern stattfinden.
In der Kirchengemeinde Mölln wird im Winter sonntags nur noch ein Gottesdienst in einer Kirche gefeiert (anstatt in zwei Kirchen). Heiligabend sollen allerdings jeweils drei Gottesdienste in beiden Kirchen stattfinden.
In Nusse und Behlendorf wird zur Winterkirche in die Gemeindehäuser ausgewichen, wann immer es geht. Mit einer Ausnahme: Die Gottesdienste zu Weihnachten finden regulär in den Kirchen in Nusse und Behlendorf statt. Damit niemand frieren muss, werden Decken an die Besuchenden ausgeteilt, sagt Pastor Tobias Pfeifer.
In der Kirchengemeinde Wentorf ist aufgrund der Pandemie-Lage noch keine Entscheidung gefallen, ob die Weihnachtsgottesdienste möglicherweise wieder wie im vergangenen Jahr unter freiem Himmel stattfinden werden. „Da die Kirchengemeinde ein Gemeindezentrum mit integriertem Sakralraum hat, herrschen dort aber schon jetzt die gleichen beschlossenen Sparmaßnahmen“, sagt Pastor Mirko Klein. Heißt: Die Räume werden – auch bei Veranstaltungen – nicht wärmer als bis auf 15 Grad geheizt. Der Seelsorger weiter: „Weitere Wärme kommt dann durch ausgeteilte Decken, Kerzen, und die Menschen selbst zustande – so dass das Raumthermometer oft auch 17 Grad anzeigt. Bisher klappt das ganz gut.“
In Lauenburg/Elbe werden die Gottesdienste bis zum 31. Dezember 2022 regulär in der Kirche stattfinden. Allerdings wird die Temperatur auf 12 Grad reduziert (unter der Woche). Bei Veranstaltungen wird die Temperatur auf 14 Grad erhöht. Im neuen Jahr soll die Kirche zunächst nicht mehr beheizt werden. Je nach Witterungslage (zum Beispiel bei strengem Frost) werden die Gottesdienste ggf. in das Gemeindehaus verlegt.
In den Kirchengemeinden Wohltorf und Ziethen sind keine Änderungen geplant. Gleiches gilt für die Gemeinden St. Christopherus und St. Georg in Lübeck (bei abgesenkter Temperatur). Breitenfelde verlegt einige Andachten und Gottesdienste nach Weihnachten in die Dorfgemeinschaftshäuser. In Berkenthin finden die Gottesdienste ebenfalls weiterhin in der Kirche statt. Auch die Kirchengemeinde Sterley und Salem bleibt bei ihren Gottesdiensten in Kirche und Kapelle. Zu den Gottesdiensten werde etwas geheizt (Unter-Sitz-Heizungen). Das Gemeindehaus sei aus energetischen Gründen keine Alternative.
Gottesdienste an zentralen Orten
Die Christuskirche in Geesthacht-Düneberg feiert von Dezember 2022 bis Ende März 2023 alle Gottesdienste im „großen Saal“ des Gemeindehauses. Die Kirche bleibt kalt. Ausnahme auch hier: Die Gottesdienste am Heiligen Abend und an den Weihnachtstagen werden in der Kirche gefeiert.
In der Kirchengemeinde Hamwarde und Worth finden alle Veranstaltungen bis Jahresende in den (nicht beheizten) Kirchen statt. Im Jahr 2023 findet zunächst ein gemeinsamer Gottesdienst zur Einführung der beiden neuen Kirchengemeinderäte im Gemeindesaal des Pastorats statt. Bis Ostern sollen weiteren Gottesdienste ebenfalls im Gemeindesaal des Pastorates in Hamwarde gefeiert werden.
Der Kirchengemeinderat Marli-Brandenbaum hat beschlossen, dass aufgrund der Energiekrise im Zeitraum vom 2. Advent bis einschließlich Palmsonntag der reguläre Sonntagsgottesdienst nur an einem Standort (in der Kirche) gefeiert wird. Besondere kirchliche Feiertage sind von dieser Regelung ausgenommen. Heligabend feiert die Kirchengemeinde je zwei Gottesdienste in den Kirchen Auferstehung und St. Thomas, drei Gottesdienste in der St. Philippus-Kirche.
Wärmflaschen und heißer Tee
Im Dom zu Lübeck hat der Kirchengemeinderat viel Zeit und Sorgfalt investiert, um für Gottesdienste, Konzerte und Veranstaltungen ein tragfähiges Konzept zu erarbeiten. Am Ende stand eine klare Entscheidung, dass die Dauertemperatur im Dom – auch für Gottesdienste, Andachten und kleinere Konzerte – auf 8 Grad Celsius abgesenkt werden soll. „Wir machen diese Erfahrung jetzt zum ersten Mal“, äußert sich Pastor Martin Klatt. Eine Winterkirche stehe aus räumlichen Gründen nicht zur Verfügung. „Und Gottesdienste im Gemeindehaus sind keine Option – allein schon wegen der Zahl der Besucher:innen“.
In St. Marien zu Lübeck wurden in der Vergangenheit die Winter-Gottesdienste ab dem Zweiten Weihnachtstag (außer Sivester) in der Briefkapelle gefeiert. „Leider ist die Briefkapelle dafür inzwischen aus Gründen des Bauerhalts nicht mehr geeignet. Sie braucht eine möglichst konstante Raumtemperatur und vor allem -feuchtigkeit, so dass die Nutzung der Bausubstanz schaden würde“, sagt Marienpastorin Inga Meißner. Deshalb wird nun im dritten Winter in der großen Kirche Gottesdienst gefeiert – zuerst wegen Corona, jetzt wegen der Briefkapelle. „Decken geben wir für die Gottesdienste wieder aus. Und wir ermutigen alle, auch selbst für Wärme zu sorgen und sich mitzubringen, was sie brauchen.
In St. Aegidien gebe es räumlich ebenfalls keine Möglichkeit für eine Winterkirche, informiert Pastorin Nicola Nehmzow. „ Wir heizen die Kirche auf 8 bis maximal 10 Grad Celsius. Unsere Besucher dürfen alles mitbringen, was sie wärmt: Decken, Wärmflaschen, heißer Tee“.
In St. Jakobi werden die Andachten und Gottesdienste in der Adventszeit bis zum Neujahrskonzert am 1. Januar 2023 in der großen Kirche gefeiert: „Die Temperatur beträgt konstant 10 Grad Celsius, wir bieten Decken an und eine Fußbodenheizung im Mittelschiff, sodass die Füße nicht eiskalt werden“, informiert Pastor Lutz Jedeck. Ab Januar wandern die Gottesdienst-Besucher:innen in die Winterkirche, eine kleine Seitenkapelle.
Wohlige Wärme dank Holzhackschnitzeln
In der Lübecker Kirchengemeinde Luther-Melanchthon gibt es ein besonders erwärmendes Angebot - im wahrsten Sinne des Wortes: Mehrfach pro Woche lädt die Kirchengemeinde in Luthers Winterstübchen ein. Die Kirchengemeinde verfügt über ein modernes Blockheizkraftwerk, das energetisch hoch effizient ist. In der Gemeinde Lütau im Herzogtum Lauenburg versorgt seit Herbst 2021 eine Holzhackschnitzel- und Solarthermie-Anlage die örtliche Kirche, den Kindergarten und das Pastorat klimaneutral mit Wärme.