Zu Christi Himmelfahrt schreibt Petra Kallies, Pröpstin in Lübeck.
Ein Impuls zu Himmelfahrt
Warten nervt. Jemand meint es gut mit mir und sagt: „Sei mal optimistisch: da ist doch Licht am Horizont! Nicht aufgeben!“ Und ich höre: „Warten, warten, warten… und denke: „und wenn es nun doch nicht kommt?
Vierzig Tage nach Ostern wurden die Jüngerinnen und Jünger Augenzeugen der Himmelfahrt Jesu. Was damals genau passiert ist, verstehe, wer will. Ich verstehe es nicht.
Aber direkt davor hatte Jesus ihnen gesagt: „Wartet darauf, dass Gottes Versprechen in Erfüllung geht. Johannes der Täufer hat mit Wasser getauft. Aber ihr werdet in wenigen Tagen mit dem Heiligen Geist getauft werden. Ihr werdet Kraft empfangen. Dann werdet ihr meine Zeugen sein – bis ans Ende der Erde.“
Zwischen nicht-mehr… und noch-nicht… Die Jüngerinnen und Jünger mussten flügge werden. Sie konnten ihn nicht mehr direkt um Rat fragen. Sie mussten lernen, eigene Entscheidungen zu treffen und dafür die Verantwortung übernehmen. Das überforderte sie, und sie zogen sich erstmal zurück. Sie warteten, wieder einmal, auf ein Wunder. Sie warteten auf Gottes Kraft. Aber sie gaben nicht auf.
Himmelfahrt 2023. Warten wir wirklich auf Gottes kraftvollen Geist, der Veränderung bringt und Neuanfang?
Wenn ich die Debatten um den Klimaschutz verfolge, scheinen wir doch wieder die eigene Bequemlichkeit nach vorn zu stellen. Wir tun uns schwer damit, unseren Lebensstil zu ändern. Wir ergreifen immer noch nicht genügend wirksame Maßnahmen gegen den Klimawandel. Wir sorgen immer noch nicht dafür, dass die Menschen im globalen Süden endlich ausreichend Bildung, Medizinische Versorgung, Teilhabe am Wohlstand erreicht. Wir bekämpfen die Fluchtursachen immer noch nicht genug.
Warten wir wirklich auf Veränderung?
Warten wir wirklich auf Veränderung? Oder sind wir insgeheim schon dabei zu resignieren?
Ich schaue aus dem Fenster und sehe die Nachbarskinder im Vorgarten spielen. Nein, Warten und Resignieren ist keine Option! Um der nächsten Generationen willen ist Aufgeben und Wegsehen keine Option!
Ich bete darum, dass Gottes Heiliger Geist uns alle endlich vorantreibt, uns Beine macht, uns ermutigt und ins Handeln bringt.
Ich vertraue darauf, dass Gottes Kraft mir hilft, meinen Konsum konsequent einzuschränken. Ich weiß ja längst, was ich tun kann, um die Schöpfung zu bewahren. Ich bete darum, dass ich umsetze, was ich doch schon lange weiß.
„Ihr werdet Kraft empfangen. Dann werdet ihr meine Zeugen sein – bis ans Ende der Erde.“ Dieses Himmelfahrtsversprechen Jesu verstehe ich nicht nur als eine Ermutigung für die Jüngerinnen und Jünger. Es ist auch eine Ermutigung für uns, Wartende im Jahr 2023. Nicht aufgeben! Am Ende bleiben doch Glaube, Hoffnung und Liebe.