Lübeck. Im Dritten Reich bewahrte der Pastor Wilhelm Jannasch gemeinsam mit seiner Frau Elisabeth politisch und religiös Verfolgte vor der Deportation, versteckte Jüdinnen und Juden vor den Nationalsozialisten, verhalf Menschen zur Flucht. Mit einem Festakt wollen die Kirchengemeinde St. Aegidien und der Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg das Paar ehren: Am Donnerstag, 25. Mai 2023, sollen drei Gedenktafeln enthüllt werden.
Festakt in St. Aegidien
Wilhelm Jannasch war von 1914 bis 1934 Hauptpastor der Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Aegidien zu Lübeck. Bereits 1931 sprach sich Wilhelm Jannasch öffentlich gegen Antisemitismus aus. Den NS-Staat lehnte er konsequent ab. Seine offene Positionierung sorgte dafür, dass ihn die Lübecker Kirchenleitung im April 1934 mit sofortiger Wirkung in den Ruhestand versetzte. 1935 wurde er für sieben Tage inhaftiert und musste Lübeck unter Androhung einer erneuten Verhaftung endgültig verlassen.
Das Ehepaar Jannasch ging 1935 nach Berlin. Auch dort kritisierte der Theologe den NS-Staat und trat für eine deutliche Kritik der Kirche an der Ausgrenzung, Entrechtung und Verfolgung der jüdischen Minderheit ein. Gemeinsam mit seiner Frau Elisabeth rettete der Pastor Juden und Christen jüdischer Herkunft vor den Nationalsozialisten.
"Einer der bewegendsten Momente"
„Vor vier Jahren haben wir nach intensiver Forschung den Antrag an die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem gestellt, Wilhelm und Elisabeth Jannasch als ,Gerechte unter den Völkern’ aufzunehmen“, erinnert sich Thomas Baltrock, Pastor von St. Aegidien zu Lübeck. Die Gedenkstätte in Israel erinnert an die Opfer des Nazi-Regimes, aber auch an Menschen, die sich eingesetzt haben, Verfolgten im Dritten Reich das Leben zu retten. „Ich kann Ihnen sagen: Als vor drei Jahren der Brief aus Jerusalem im Pastorat ankam, das war einer der bewegendsten Momente meines pastoralen Lebens“, sagt Thomas Baltrock.
Jetzt möchten die Kirchengemeinde St. Aegidien zu Lübeck und der Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg Elisabeth und Wilhelm Jannasch mit einem Festakt ehren. Am Donnerstag, 25. Mai 2023, ab 15 Uhr sind Interessierte herzlich willkommen, sagt Pastor Baltrock. Im Rahmen der Veranstaltung, an der unter anderem auch Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt teilnehmen wird, sollen drei Gedenktafeln enthüllt werden, die an das Leben des Ehepaares erinnern. Wilhelm Jannasch starb am 4. Juni 1966 in Frankfurt, Elisabeth Jannasch am 6. Juni 1970 in Mainz.
"Botschaft für unsere Zeit"
Für Lübecks Pröpstin Petra Kallies ist die Ehrung von besonderer Bedeutung: „Ich bin dankbar, dass wir an Elisabeth und Wilhelm Jannasch und ihr uneigennütziges Agieren in der totalitären Zeit erinnern können. Zugleich ist diese Ehrung aber auch eine wichtige Botschaft für unsere Zeit, wie wichtig es ist, einzugreifen mit den persönlichen Möglichkeiten.“
Eine Vorschau auf den öffentlichen Festakt in St. Aegiedien sehen Sie: