Nach 14 Jahren geht Pröpstin Frauke Eiben in den Ruhestand. Am Sonntag, 26. Juni 2022 wurde sie in einem Gottesdienst im Ratzeburger Dom offiziell verabschiedet. Über Veränderungen, Konstanten und Verbundenheit im Glauben erzählt die Theologin im Interview.
Pröpstin Frauke Eiben - ein Interview
Die evangelische Kirche befindet sich in einem rasanten Veränderungsprozess. Wenn Sie auf die 14 Jahre als Pröpstin des Kirchenkreises im Herzogtum Lauenburg zurückblicken: Was finden Sie gut, das sich verändert hat?
Pröpstin Frauke Eiben: Durch die Fusion der beiden Kirchenkreise Lübeck und Herzogtum Lauenburg ist viel Gutes entstanden, das es so vorher nicht gab. Aus kleinen Einzelwerken im Herzogtum, wie der Bibelgesellschaft, dem Frauenwerk, dem Martin-Luther-Bund und dem Jugendpfarramt, sind die Dienste und Werke des Kirchenkreises entstanden. Sie sind heute ein eigener Ort, an dem das Evangelium verkündet wird, zusätzlich zu den Kirchengemeinden. Die Dienste und Werke haben Querschnittthemen identifiziert, die sie zielgruppenorientiert mit Leben füllen. Einsamkeit und Seelsorge sind nur zwei große Schlaglichter, die am Telefon, im Krankenhaus, auf der Flucht genauso aufblitzen wie in der Jugend- und Frauenarbeit und im Diakonischen Werk. Davon hat auch das Herzogtum Lauenburg profitiert.
Gibt es weitere Beispiele?
Ja, im Bereich der Kindertagesstätten haben wir einen großen Professionalisierungsprozess auf den Weg gebracht. Wenn ich auf die Kirchengemeinden in der Propstei schaue, dann freue ich mich sehr über den Aufbruch im Sachsenwald und die Zusammenarbeit in der Region 1. Da passiert ganz viel, das das Bild von Kirche nachhaltig verändern wird. Das macht Mut und inspiriert hoffentlich noch mehr Gemeinden, notwendige Veränderungen anzugehen. Übrigens: Auch der Kirchenkreis selbst hat sich weiterentwickelt und die Gemeinden können zentral auf fachliche Kompetenz zu Themen wie Prävention, Öffentlichkeitsarbeit, Fundraising oder Klimaschutz zugreifen. Zusammen mit meiner Kollegin Pröpstin Petra Kallies haben wir eine geistliche Teamleitung entwickelt, in dem wir das pröpstliche Amt gemeinsam vertreten.
"Kirchenkreis hat sich weiterentwickelt"
Bei aller Veränderung: Gibt es Konstanten, über die Sie froh sind?
Ich schätze sehr die selbstbewussten Kirchengemeinden. In vielen von ihnen ist Tradition gelebt, wird wertgeschätzt und weiterentwickelt. Das wird besonders in den Gottesdienstfeiern deutlich, die immer wieder einladen, Gemeinschaft zu finden. Die Gemeinden bilden zusammen mit der Diakonie ein verlässliches dezentrales Netzwerk, das in der Fläche relevant ist.
Spielt die evangelische Kirche im gesellschaftlichen Kontext eine Rolle?
Seitdem ich Pröpstin hier im Lauenburgischen bin, habe ich im öffentlichen Raum eine hohe Wertschätzung von Kirche gespürt – von den Bürgermeistern, über den Kreis bis in die Schul- und Soziallandschaft. Die Kirche ergänzt hier die Agenden bei den Themen Flucht und Asyl, Kita, Diakonie.
In der Ökumene verbunden
In der Region als Pröpstin des Kirchenkreises verwurzelt, sind Sie auch immer in der weltweiten Kirche unterwegs. Erst vor kurzem waren Sie in Indien. Warum ist das wichtig?
Wir sind immer nur ein Teil. Und in der Ökumene verbinden wir uns mit Christ:innen, die den Glauben anders leben. Das macht uns reicher. Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter und ihr Ehemann Dr. Philip Potter haben mir das Fenster zur Welt geöffnet. In der Ökumene sind wir miteinander verbunden, lernen voneinander und fühlen uns verantwortlich füreinander. Der andere darf uns nicht egal sein. Das gilt für meinen Nachbarn im Kirchenkreis genauso wie weltweit. Das ist ein wesentliches Kennzeichen von Kirche. Das war und ist mir sehr wichtig.
Mit Übergängen, Veränderungen und Abschieden kennen Sie sich also bestens aus. Was haben Sie sich denn für Ihren Ruhestand vorgenommen?
Den letzten Post auf meinem Facebook-Account werde ich wohl am Tag der Verabschiedung absetzen. Dann lösche ich die Seite und mache erst einmal Urlaub. Zwei Ehrenämter werde ich danach weitermachen. Ich habe den Vorsitz im Indienausschuss im Zentrum für Mission und Ökumene der Nordkirche. Dort beschäftigt uns die Frage, wie Partnerschaft in der neuen Zeit funktioniert – immerhin ist diese Verbindung mit 150 Jahren die älteste der Nordkirche.
Zusammen mit Julika Koch, Annette Reimers-Avenarius und Sabine Denecke möchte ich das System „Healing of memories“ in Deutschland heimisch machen. Es ist in Südafrika entstanden und stellt u.a. die Frage „Wie hat die Geschichte meines Landes meinen Glauben geprägt?“
Wertschätzung und Freundlichkeit
Zum Schluss: Was wünschen Sie dem Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg für die Zukunft?
Weiterhin eine Kultur der Wertschätzung und Freundlichkeit – dadurch sind wir auch ein Modell für die Gesellschaft. Das ist Arbeit, die sich lohnt, denn sie ist nachhaltig.