Lübeck/Ratzeburg. Der 1. Mai ist ein besonderes Datum zwischen Trave und Elbe: Vor 15 Jahren fusionierten die Kirchenkreise Lübeck und Lauenburg. Ein kleiner Blick zurück.
Am 1. Mai 2009 wurde aus zwei Kirchenkreisen einer. Eine Liebeshochzeit war es nicht, vor allem im Herzogtum Lauenburg gab es zunächst Bedenken - ja, sogar regelrecht gegen den Prozess, den zwei Jahre zuvor die Nordelbische Synode in Rendsburg verabschiedet hatte. Aus damals 27 Kirchenkreisen sollten nur noch zwölf werden. Es folgten kontroverse Diskussionen. Und während die Lübecker Nachrichten noch über eine drohende “Zwangshochzeit” schrieben, feilten in Gremien beider Kirchenkreise die Verantwortlichen an Übergangsvereinbarungen. Am 8. September 2008 wurde im Rahmen einer feierlichen Andacht die fertige Vorlage des Fusionsvertrages unterzeichnet.
Vertragsschluss an besonderem Ort
Lübecks Pröpstin Petra Kallies war damals bereits im Amt und erinnert sich noch sehr genau an diesen besonderen Tag: “Wir haben den Vertrag damals in der allerkleinsten Gemeinde unseres neuen Kirchenkreises unterschrieben – in der Wegekapelle in Klein Grönau, auf der Grenze zwischen dem Herzogtum Lauenburg und Lübeck. Uns erschien dies genau der richtige Ort dafür zu sein."
Unaufgeregt. Zielorieniert. Pragmatisch.
Frauke Eiben war die erste Pröpstin aus dem Herzogtum im neuen Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg. “Als ich 2008 gewählt worden bin, lag die Entscheidung zur Fusion bereits vor”, erinnert sie sich. Was für das Pröpstinnen-Duo von Anfang an wichtig war, das war die Balance zwischen beiden Regionen. “Blicke ich auf die gemeinsamen Jahre zurück, so haben die Propsteien von uns als Team profitiert, indem wir uns beispielsweise gegenseitig vertreten, insgesamt sehr gut zusammengearbeitet haben.” Und auch, wenn zu Beginn die Skepsis bei einigen groß gewesen sei, "ich glaube, am Ende des Tages sind schöne gemeinsame Sachen entstanden.”
Petra Kallies sagt: “Blicken wir heute zurück, sehen wir zwar zwei unterschiedliche Sozialräume, in denen wir aber ganz wunderbar zusammenarbeiten – und zwar: unaufgeregt, zielorientiert und pragmatisch.”
Charme und Chance
Im Juni 2022 geht Frauke Eiben nach 14 Jahren in den Ruhestand. Ihr Nachfolger als Propst im Herzogtum wird Philip Graffam. Er sagt: “Als ich im Januar 2011 aus der Pommerschen Kirche in die Kirchengemeinde Lauenburg wechselte, war unser Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg nicht einmal zwei Jahre alt. Man könnte sagen, er hatte gerade erst das Laufen gelernt, und Lübeck war für mich noch ganz weit weg. Inzwischen habe ich sowohl in Lübeck als auch in Lauenburg meinen Platz und meine Aufgaben gefunden und bin dankbar, Teil eines so gut aufgestellten Kirchenkreises zu sein. Trotz der großen Unterschiede – einerseits eine geschichtsträchtige Stadt und andererseits ein Kreis, der eher durch Landgemeinden geprägt ist – sind wir zusammengewachsen. Gerade in dieser Vielfalt liegt der große Charme und die Chance, Kirche aktiv zu gestalten.”
Von einer Propstei zur anderen
Lübecks Pröpstin Petra Kallies erinnert sich noch an eine weitere Besonderheit von damals: “Ein großes Fusionsfest haben wir damals nicht gefeiert, aber die Gemeinde Nusse-Behlendorf lud uns im Sommer 2009 zu einem Gottesdienst und einem Gartenfest ein.” Warum? “Seit dem Mittelalter und bis zur Fusion gehörte die Gemeinde im Herzogtum Lauenburg zur Propstei Lübeck, was sich mit dem Zusammenschluss zum neuen Kirchenkreis nach vielen hundert Jahren änderte.”
Tanz in die Fusion
Ein offizielles Fusionsfest gab 2009 es zwar nicht, aber eine ganz besondere Party, zu der die Evangelische Jugend in Lübeck und in Lauenburg gemeinsam eingeladen und am 30. April auf der sogenannten Feenwiese quasi in die Fusion hineingefeiert hatten. “Die Party hatte angefangen mit zwei evangelischen Jugenden zweier Kirchenkreise und endete mit einer evangelischen Jugend in einem Kirchenkreis”, berichtet der damalige Leiter des Jugendpfarramtes, Pastor Jochen Schultz aus Lübeck. "Im Vorlauf hatten wir eine gemeinsame Jugendordnung entwickelt und den Kirchenkreisjugendausschuss "erfunden", also an Strukturen und kirchenpolitischen Rahmenbedingungen gearbeitet. Nun war dran, miteinander “Paaadie zu machen” – mit DJ, Live-Band und lecker Fingerfood." Die 250 Gäste hielten ihre Wünsche, Hoffnungen und Erwartungen für die gemeinsame Jugendarbeit auf einer Litfaßsäule fest, die Jochen Schultz und seine Lauenburgische Kollegin Astrid Thiele-Petersen gebastelt hatten. “Punkt Mitternacht gab es eine kleine, fröhliche Andacht. Für die Feier hatten wir ein großes Zirkuszelt organisiert, das quasi auf der Grenze der beiden Kirchenkreise, dann Propsteien stand. Und nachts um drei haben Holger Wöltjen, der damals Diakon gewesen ist, und ich die letzten Bühnenelemente rausgeschleppt”, berichtet Jochen Schultz.
Es gibt unzählige Ereignisse, Veranstaltungen, Höhepunkte, die aus den vergangenen 15 Jahren berichtens- und erwähnenswert wären. Darum lassen wir an dieser Stelle 15 Bilder sprechen, die ganz deutlich zeigen – wie vielfältig, bunt und fröhlich das Leben im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg ist.