In Lübeck bietet eine Gruppe Hilfe für Eltern an, deren Kinder sich selbst das Leben genommen haben. Das Einzugsgebiet der Gruppe ist groß, die Teilnehmer:Innen sind häufig dankbar für den Austausch mit weiteren Betroffenen. Angesiedelt ist die Gruppe beim Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg.
Wenn das Kind sich das Leben nimmt
„Kann es etwas Schlimmeres geben, als wenn das eigene Kind stirbt?“, fragt Mareike Hansen. Die Pastorin hat in Lübeck Gruppen für verwaiste Eltern übernommen und eine Sternenkind-Elterngruppe gegründet. Eine dieser Gruppen bietet Eltern Hilfestellung an, deren Kinder Suizid begangen haben. Der Zulauf zu der Gruppe zeigt: Der Bedarf im Norden ist offenbar groß. „In die Gruppe kommen nicht nur Menschen aus Lübeck“, erklärt Mareike Hansen, „sondern auch aus weiten Teilen Schleswig-Holsteins und Hamburg.“
Neben Trauer auch Schuld
Wenn Kinder sterben, ist das Leid groß. „In dieser Not kommen bei den Eltern häufig noch viele andere Gefühle dazu“, weiß Pastorin Mareike Hansen. Denn auch die Schuldfrage steht häufig im Raum: Was habe ich als Elternteil falsch gemacht? Hätte ich den Suizid verhindern können? Und auch die Angst, über dem Schicksal verrückt zu werden, nie mehr ein normales Leben zu können, taucht bei vielen Betroffenen auf. „Manche Menschen fragen sich, ob sie noch normal sind, wenn ihre Trauer einfach nicht aufhört“, so Mareike Hansen.
Gruppe des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg
Die Gruppe der Lübecker Pastorin, die im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg zuständig ist für Trauer- und Hospizseelsorge, trifft sich in Lübeck im Steinrader Weg. Genauer in Räumen der Laurentius-Gemeinde. Und obwohl die Gruppe sehr oft Themen des Glaubens berührt, kommen auch Eltern zu Mareike Hansen, die mit Kirche eigentlich gar nichts am Hut haben. „Ich sitze in dieser Gruppe weniger als Pastorin, sondern mehr als Seelsorgerin“, so Hansen. „Ich bin nicht missionarisch unterwegs. Aber ich begleite die Menschen mit der Hoffnung, etwas Gutes für Ihr Seelenleben mitgeben zu können, vielleicht ein Stück Geborgenheit. “
Einzel- und Gruppengespräche möglich
Hansen bietet Einzelgespräche, aber auch Gruppenarbeit an. „Die Gemeinschaft mit anderen Trauernden entwickelt viel Kraft.“ Wichtig ist der Gruppenleiterin, auf die Bedürfnisse des Einzelnen einzugehen, den Menschen viel Raum zu lassen. Beobachtet hat Mareike Hansen, dass es häufiger Frauen sind, die in die Gruppe kommen. „Männer gehen mit ihren Problemen vielleicht einfach anders um.“ Die Erstgespräche verlaufen daher oft sehr unterschiedlich, sagt Mareike Hansen. „Zu der Trauer kommt häufig noch hinzu, dass viele Betroffene oft einen langen Leidensweg hinter sich hätten.“ Denn oft haben Eltern schon vorher viele Jahre Kraft in ihre Kinder gesteckt. Gerade dann, wenn das Kind vor dem Suizid möglicherweise schon psychische Probleme gehabt hat.
Weitere Informationen
Über das und vieles mehr können von Suizid betroffene Eltern in der Gruppe in Lübeck sprechen. Kontakt erhalten Betroffene über die Telefonnummer 0176/19 79 02 98. Dort gibt es auch weiterführende Informationen über die Trauerangebote.