Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg Grünes Licht aus Kiel: Reerdigung in Mölln wird fortgesetzt

Die Reerdigung in Mölln wird fortgesetzt, hier informieren sich Pastor:innen und kirchliche Mitarbeitende über das Projekt. Copyright: Johannes M. Stettner

Mölln. Nach einer ersten zweijährigen Pilotphase hat das Ministerium für Justiz und Gesundheit in Schleswig-Holstein in Kiel die Fortsetzung der Reerdigung auf Basis des angepassten Bestattungsgesetzes genehmigt. Diese ökologische Bestattungsform, bei der der Körper einer verstorbenen Person durch seine natürliche Mikroorganismen in Humuserde umgewandelt wird, kann nun gesetzlich abgesichert weiter erprobt werden.

Vorausgegangen war im Januar 2024 eine einstimmig beschlossene Änderung des Bestattungsgesetzes durch alle Fraktionen im Landtag, die die Erprobung neuer Bestattungsarten gesetzlich regelt. Schleswig-Holstein ist damit ein Vorreiter in Deutschland und bietet die Reerdigung als ökologische Alternative zur traditionellen Bestattung an.

Zusätzliche Kokons in Mölln und Kiel

“Meine Erde”, europaweit erster Anbieter dieser Bestattungsform, hat in Vorbereitung auf die neue Erprobungsphase zusätzliche Kokons in ihren beiden Alvarien in Mölln und Kiel aufgestellt. Pablo Metz, Co-Gründer von “Meine Erde”, sagt: „So können wir diese ökologische Bestattungsform nun mehr Menschen anbieten.“ In Mölln stehen ab sofort vier und in Kiel drei Kokons auf den kirchlichen Friedhöfen zur Verfügung.

Bernd K. Jacob, Friedhofsbeauftragter des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg, hebt die Bedeutung dieser Innovation hervor: „Friedhofsvielfalt – ganz Deutschland schaut auf Schleswig-Holstein. Dank der neuen Erprobungsklausel im Bestattungsgesetz Schleswig-Holsteins kann langsam auch in der Bestattungsbranche Innovation einziehen. Grund ist, dass neue Wege für den Umgang mit Verstorbenen fürsorglich, würdig und vor allem wissenschaftlich untermauert sein müssen, bevor sie offiziell zugelassen werden. So startet in diesen Tagen auch die Reerdigung in eine zweite Erprobungsphase, ethisch und wissenschaftlich begleitet. Auch wir als Kirche begleiten diese ersten und zweiten Schritte des Berliner StartUps. Unsere Chance ist das Gespräch mit Interessierten, An- und Zugehörigen, die Entwicklung neuer Abschiedsrituale und die Begleitung mit Gottes leitender Hand.“

Pastorin Hilke Lage von der Kirchengemeinde Mölln, zu der der Neue Friedhof mit dem Alvarium in Mölln gehört, betont: „Uns erreichen aus der Gemeinde immer wieder Anfragen zur Reerdigung. Als ökologische Bestattungsform passt sie gut zum Gedanken der Bewahrung der Schöpfung.“

16 Reerdigungen in der Pilotphase

Das erste Alvarium Europas wurde im Februar 2022 in Mölln eröffnet, gefolgt von einem zweiten Standort auf dem Kieler Parkfriedhof Eichhof im August 2023. Während der Pilotphase wurden insgesamt 16 Reerdigungen erfolgreich durchgeführt. Die neu entstandene Erde kann auf Friedhöfen in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern beigesetzt werden.

Auf Grundlage der positiven Erfahrungen aus der Pilotphase verabschiedete der Landtag im Januar 2024 eine neue Öffnungsklausel im Bestattungsgesetz, die nun die Erprobung bisher gesetzlich nicht geregelter Bestattungsformen wie der Reerdigung für bis zu fünf Jahre ermöglicht. Die wissenschaftliche Begleitung dieser Erprobung übernimmt das Institut für Rechtsmedizin der Universität Leipzig.

Friedhofsleitung plant neues Reerdigungsfeld

In Mölln sind die weiteren Schritte bereits vorgesehen: „Wir planen derzeit ein neues und naturnahes Reerdigungsfeld auf dem Alten Friedhof in Mölln und werden dies bereits zum Tag des Friedhofs am 15. September einweihen“, sagt Friedhofsleiter Johannes Stettner.