Ob unsere Gebete bis zu ihm reichen? Wir feiern Weihnachten in Krisenzeiten – schon wieder. Das bleibt gleich. Nur die Krisen wandeln sich. Und wir rufen zu unserem Gott, treffen uns zum Friedensgebet, bringen unsere Hoffnungen und Gebete vor ihn. Auch das bleibt gleich. Nur: Kommen sie bei ihm an? Oder stehen wir wie ein Kind in der Nacht, das mit seiner Taschenlampe in den Himmel strahlt und ihr Lichtschein sieht aus, als reichte er in die Ewigkeit, aber in Wahrheit verliert er sich? Aus der Nähe schön anzusehen, in der Ferne wirkungslos?
Die neue Jahreslosung kehrt die Richtung meines Denkens um. Das tut mir gut, wenn ich mich in derlei Grübeleien verliere. Aus dem Suchscheinwerfer, den ich hilflos durch die Nacht wandern lasse, wird ein Lichtkegel, der aus dem Himmel herabreicht und mich umhüllt: „Du bist ein Gott, der mich sieht“ (1. Mose 16,13). Ursprünglich Worte einer rechtlosen Frau, die in ihrer Verzweiflung bereit ist, das eigene Leben und das ihres ungeborenen Kindes zu riskieren – und bewahrt wurde. Wenn ihr diese Worte über die Lippen kamen, wie könnte ich sie leugnen?
Wir feiern Weihnachten in Krisenzeiten. Wir Christen haben nie etwas anderes getan. Unsere Welt ist gefallen, morsch. Sie gebiert Krankheiten und Kriege. So ist es heute. So war es immer. Und doch: Unter dem Licht des Weihnachtssterns schlägt Gott als Kind die Augen auf. Jesus Christus strahlt uns an. Sein Blick verändert Herzen. Veränderte Herzen verändern die Welt. Ja, er ist ein Gott, der mich sieht. Und hört. Und seine Welt nicht vergisst.
Ihr und Euer
Pastor Konrad Otto