Brunstorf. Ein Friedhof als Ort für Kunstausstellungen - das Festival „Kultur auf dem Gottesacker“ des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg macht es möglich. In der Lauenburgischen Gemeinde Brunstorf ist jetzt rund um die Elisabethkirche gleich eine Doppelausstellung regionaler Kulturschaffender eröffnet worden.
Lyrische Entdeckungsreise unter mächtigen Linden
„Poesie im Grünen“ ist der Titel der Ausstellung - und er verspricht nicht zu viel: Mitten in der kleinen Gemeinde im Süden des Kreis Herzogtum Lauenburgs, auf dem von mächtigen Linden umsäumten Friedhof an der Elisabethkirche können Besucher auf lyrische Entdeckungsreise gehen.
Zwischen Gräbern, auf Grünflächen, sogar im dichten Efeubewuchs des Gotteshauses sind Arbeiten des Künstlerpaares Heidrun und Hans Kuretzky zu finden. „Beide stammen aus Borstorf und sind überregional bekannt“, sagt Bernd K. Jacob, Friedhofsbeauftragter des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg. „ Heidrun und Hans Kuretzky arbeiten seit vielen Jahren mit Mitteln der Kalligraphie, der Keramik, der Zeichnung und der Skulptur themenbezogen zu geschichtlichen, literarischen und freien Themen“, berichtet Jacob.
Arbeiten laden zum Nachdenken ein
Die zehn Werke der Reihe „Leichtes Läuten", die es auf dem Brunstorfer Friedhof - mal offensichtlich und kaum zu übersehen, mal unscheinbar und geradewegs versteckt - zu entdecken gilt, sind etwas Besonderes: „Texte verändern sich mit dem Raum, in dem sie stehen“, erläutert der Friedhofsbeauftragte. „Die Lyrik wird zu einem Erlebnis, wenn wir die Skulptur, die Formen und die Schrift lesen, Schritt für Schritt auf die Objekte zugehen.“ Die Gestaltung der Arbeiten lädt die Betrachtenden zur persönlichen Interpretation ein, die Texte von Denkern und Schriftstellern wie Heinrich Heine, Friedrich Nietzsche oder Heinrich von Kleist drängen förmlich dazu.
Replikationen auf Planenstoffen
Ergänzt wird die Ausstellung durch die in Schleswig ansässigen Galerie am Weg. Das Ausstellungskonzept von Annette Oellerking basiert aus robusten Rohr- Konstruktionen, bespannt mit gestalteten Planenstoffen, und ist auch aus der Ferne quasi kaum zu übersehen. In Brunstorf sind auszugsweise Replikationen aus Ausstellungen wie „Religion im Gedicht“ des aus München stammenden Lyrikers Anton G. Leitner zu sehen.
Ein Gottesacker "mitten im Leben"
Nicht nur für die Gemeindepastorin Angelika Gogolin und die örtliche Friedhofsverwalterin Christina Rausch ist die Ausstellung eine große Freude: „Vor der Eröffnung haben viele Menschen, deren Angehörige hier liegen, die Gräber noch einmal hergerichtet und besonders gestaltet.“ In der Region sei der Friedhof der Elisabethkirche bekannt: „Unser Friedhof ist nicht allein ein Ort der Trauer, er ist ein Treffpunkt für die Menschen, er bietet Geborgenheit und ist mitten im Leben“, sagt Gogolin. Nicht ohne Grund, ergänzt Christina Rausch, sei die Anzahl der Sitzbänke auf dem herzförmigen Gottesacker in den vergangenen Jahren immer wieder erhöht worden.
Ausstellungen zum Friedhofs-Festival
Die Open-Air-Ausstellung „Poesie im Grünen“ ist bis zum 29. September, täglich zu sehen. Weiterhin zu sehen ist die Ausstellung „Skulltales“ in der Versöhnungskirche in Dassendorf. Die inszenierte Begegnung des Lebens mit dem Todessymbol schlechthin - dem Totenschädel - kann täglich (außer 27. September) zwischen 16 und 19 Uhr besichtigt werden. Die Ausstellung „Grün ist die Hoffnung“ der Ausstellungsgemeinschaft Lauenburgischer Künstler in der St.-Marien-Kirche in Worth ist noch bis zum 3. Oktober täglich (außer montags) zwischen 16 und 19 Uhr zu sehen.