Lübeck. „Unser St.-Lorenz-Friedhof ist ein Juwel“, sagt Martina Malzkorn. Vor knapp zwei Jahren hat die gebürtige Hamburgerin ihren neuen Job als Friedhofsleiterin in der Laurentius-Kirchengemeinde in Lübeck übernommen. Zum bundesweiten "Tag des Friedhofs“ hat die 59-Jährige gemeinsam mit ihrem Team einiges vor.
"Unser St.-Lorenz-Friedhof ist ein Juwel"
Klein. Überschaubar. Dörflich im besten Sinne. Historisch. Nachhaltig. Aber in erster Linie schön. Wer Martina Malzkorn über ihren Arbeitsplatz sprechen hört, kann erahnen, wie sehr sie den Friedhof St. Lorenz im Steinrader Weg schätzt. Natürlich sei es in erster Linie eine Ruhestätte für verstorbene Menschen. Durchschnittlich fünf Beerdigungen finden hier in jeder Woche statt. Aber so allgegenwärtig Tod und Vergänglichkeit, Schmerz und Trauer auch sind, so ist der 1,3 Hektar große Friedhof auch ein Ort des Lebens.
„Hier haben wir Flora und Fauna im Herzen der Stadt“, sagt die 59-Jährige. Der Friedhof biete Unterschlupf und Nistplätze für Tiere. Hier begegnen den Besucher:innen Eichhörnchen und Igel. Im alten Baumbestand zwitschern die Vögel, die Vielfalt von Insekten ist immens. Längst ist der Friedhof auch zu einem Ziel für Menschen aus dem Stadtteil geworden, um mitten in Lübeck, an zentraler Stelle, Ruhe und Natur zu genießen. Mit Hilfe von Spenden konnten fünf fertige Sitzbänke aufgestellt worden, die zum Verweilen und zum Innehalten einladen.
Wertvolle Akzente zur Biodiversität
Martina Malzkorn liegen Natur und Umwelt am Herzen. Und nicht nur ihr: Die Idee, eine „Interessengemeinschaft Flora und Fauna“ zu gründen, kam in der Laurentius-Gemeinde gut an. „Seither treffen wir uns regelmäßig zum Austausch und zum Werken, zurzeit bauen wir Insektenhotels“, erläutert die Friedhofsleiterin und präsentiert beim Rundgang über den Ruheacker, wo sie gemeinsam mit ihrem Team wertvolle Akzente in puncto Biodiversität gesetzt hat. Tränken für Eichhörnchen, Futter- und Badeplätze für Vögel. Als nächstes Großprojekt soll am 17. September 2023, beim „Tag des Friedhofs“ eine Totholzhecke auf dem Friedhof gebaut werden. Gemeinsam mit Kindern der Gemeinde-Kitas, Gemeindemitgliedern und Interessierten aus dem Stadtteil soll das Bauwerk entstehen. „Ziel ist es, Grünabfälle nicht mehr vom Friedhof abzutransportieren, sondern der hier lebenden Tier- und Pflanzenwelt als Lebensraum und kuscheligem Winterquartier zu überlassen.“
Pfingsten ist schon einmal auf dem Friedhof St. Lorenz, der sich seit 2008 in kirchlicher Trägerschaft befindet, gefeiert worden. „150 Besuchende waren bei dem Gottesdienst mit dabei“, berichtet Martin Malzkorn, die zum „Tag des Friedhofs“ zusammen mit vielen Akteuren aus der Laurentius-Gemeinde ein umfangreiches Programm auf die Beine gestellt hat. Das Motto des bundesweit ausgerufenen Tages lautet: „In Gedenken - in Gedanken“.
Das Programm am "Tag des Friedhofs"
Auf der Freiluft-Begegnungsstätte soll Gottesdienst gefeiert werden, der Posaunenchor wird musizieren. „Gemeinsam mit drei Pastorinnen werden wir einen Gedankenbaum aufstellen, an dessen Zweigen und Ästen auch Gäste ihre Gefühle und Gedanken aufhängen können.“ Das Kirchcafé wird am 17. September geöffnet sein. Es wird von Seniorinnen der Gemeinde betreut. Konfirmand:innen werden an der Grillstation Bratwurst im Brötchen für alle großen und kleinen Bauherren ausgeben. Es gibt Informationen zum Gemeindeprojekt „Arbeitslose Glocke für den Turm des Friedhofs gesucht“. Wer mag, kann an Kirchenführungen oder Rundgängen über den Friedhof teilnehmen. Beginn des „Tag des Friedhofs“ ist um 11 Uhr. Der Aktionstag endet um 18 Uhr.