Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg Entscheidung im ersten Wahlgang: Bischöfin Kirsten Fehrs ist neue EKD-Chefin

Kirsten Fehrs ist im ersten Wahlgang zur neuen EKD-Ratspräsidentin gewählt worden. Copyright: EKD/MCK

Lübeck/Würzburg. Kirsten Fehrs ist neue Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD). Die 63-jährige Bischöfin des Sprengels Hamburg und Lübeck erhielt auf der EKD-Synode in Würzburg im ersten Wahlgang 97 von 130 Stimmen und damit die notwendige Mehrheit von zwei Dritteln der Stimmen.

Die Präses der EKD-Synode, Anna-Nicole Heinrich, gratulierte Fehrs zur Bestätigung im Amt und betonte: „Kirsten Fehrs hat bereits viele wichtige Impulse für die Kirche gesetzt. Mit ihrer klugen und zugewandten Art ist ihre Stimme in dieser krisenhaften Zeit gefordert.“ Kirsten Fehrs hatte das Amt zuvor bereits seit etwa einem Jahr kommissarisch innegehabt: Ihre Vorgängerin Annette Kurschus war Ende 2023 nach Vorwürfen im Kontext der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt überraschend zurückgetreten.

Glückwünsche aus dem Kirchenkreis 

Glückwünsche kommen auch aus dem Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg: “Wir gratulieren unserer Bischöfin Fehrs von Herzen zur Wahl zur Ratsvorsitzende der EKD. Wir wünschen ihr für diese verantwortungsvolle und umfangreiche Aufgable viel Kraft und Gottes Segen. Dazu Geduld, Fantasie, eine gute Portion Humor und genügend Zeit zum Abschalten”, sagen Lübecks Pröpstin Petra Kallies und Philip Graffam, Propst im Herzogtum Lauenburg.

Was bedeutet die Wahl für den Sprengel?

Trotz ihres neuen Amts als oberste Repräsentantin von 18,6 Millionen Protestanten in Deutschland bleibt Kirsten Fehrs Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Nordkirche. Bei offiziellen Terminen in der Region war die Seelsorgerin in den vergangenen Monaten immer wieder gefragt worden, welche Auswirkungen ihre Kandidatur für das Amt der EKD-Ratsvorsitzenden auf ihre bischöfliche Tätigkeit habe. Kirsten Fehrs hatte immer wieder betont, dass sie hauptamtlich Bischöfin bleibe und es ihr wichtig sei, auch fortan im Sprengel präsent zu sein. Tatsächlich ist der Vorsitz der EKD ein Ehrenamt. Daran ändere sich auch nach der Wahl nichts. 

Stimmen aus der Nordkirche

In einem gemeinsamen Glückwunsch betonen Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt und die Präses der Landessynode Ulrike Hillmann: „Ihre Wahl ist ein Zeichen der Hoffnung und ein Versprechen für die Zukunft unserer Kirche. Als Brückenbauerin zwischen den Religionen, zwischen Kirche und Gesellschaft, wird sie die Evangelische Kirche in Deutschland mit Weitsicht und großem Engagement führen.“ Beide seien davon überzeugt, “dass Kirsten Fehrs die gegenwärtigen Herausforderungen unserer Kirche mit Umsicht und Klarheit angehen wird. Ihr liegt am Herzen, dass die evangelische Kirche ein Ort der Begegnung, des Dialogs und der Hoffnung sein soll.” In den vergangenen Jahren habe sich Kirsten Fehrs immer wieder als eine der wichtigsten Stimmen im Kampf gegen sexualisierte Gewalt in der Kirche positioniert. Ihre Initiativen zur Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt und ihr Einsatz für Prävention und wirksame Schutzkonzepte seien beispielhaft und bundesweit von Bedeutung.

Diese Schwerpunkte will Kirsten Fehrs setzen 

Fehrs betonte nach ihrer Wahl auf der EKD-Synode, dass sie sich weiter für die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt einsetzen wolle. Maßnahmen, die sich aus der Studie zum Ausmaß von Missbrauch in der evangelischen Kirche ergeben, müssten „einheitlich, konsequent und zugleich empathisch“ umgesetzt werden. Mit Blick auf den Mitgliederverlust der Kirche und erforderlicher Veränderungen betonte sie: „Die nächsten Jahre werden uns viel abverlangen.“ Sie werde „mit Mut und Zuversicht“ an Entscheidungen herangehen.

Kirsten Fehrs, geboren in Wesselburen an der Westküste Schleswig-Holsteins, ist seit Jahrzehnten in verschiedenen kirchlichen Leitungspositionen tätig. Nach dem Studium der Evangelischen Theologie in Hamburg und ihrer Ordination zur Pastorin im Jahr 1990 in der damaligen Nordelbischen Kirche, war sie unter anderem als Leiterin des Evangelischen Bildungswerks im Kirchenkreis Rendsburg und in der Personal- und Gemeindeentwicklung tätig. Von 2006 bis 2011 war sie Pröpstin im Kirchenkreis Hamburg-Ost und Hauptpastorin an der Hauptkirche St. Jacobi. Seit Juni 2011 ist sie Bischöfin für den Sprengel Hamburg und Lübeck. Dem Rat der EKD gehört sie seit 2015 an und wurde im November 2021 zur stellvertretenden Ratsvorsitzenden gewählt. Kirsten Fehrs ist verheiratet. Ihr Mann Karsten ist Pastor.