Lübeck. Jedes Jahr in der Adventszeit füllt sich die Kulturkirche St. Petri in der Lübecker Innenstadt wieder mit Kunsthandwerker:innen, die von Holzwaren, über Kleidung, Pralinen und Kerzen, Kalligraphie, Keramik und Glaskunst eine Fülle an wertigen, handgefertigten Dingen anbieten. Noch bis zum 18. Dezember!
Münzenschneider Olli Schienagel seit Jahrzehnten dabei
Olli Schienagel beugt sich konzentriert über seinen kleinen Werktisch. Er schneidet aus Münzen filigrane Kettenanhänger. Dabei sägt er die Motive wie bei einem Scherenschnitt aus. Die Münzen kommen aus aller Welt. „Inzwischen denken viele Bekannte und Freunde an mich, wenn sie unterwegs sind, so bekomme ich immer wieder neues Material“, erzählt Schienagel.
Der Münzenschneider ist eines der Urgesteine auf dem Kunsthandwerkermarkt in St. Petri und kommt seit Jahrzehnten aus Essen angereist: „Mich kriegt man hier nicht mehr weg!“, schmunzelt er. Die Pandemie hat jedoch vielen Kunsthandwerkern zugesetzt, weil Märkte schlichtweg nicht stattfinden konnten. 2022 habe sich alles wieder etwas erholt, berichtet Schienagel: „Dieses Jahr war spitzenmäßig. Ich habe fast doppelt so viel an Münzen unter die Leute gebracht wie üblicherweise.“ Das Weihnachtsgeschäft hingegen laufe noch etwas verhalten.
„Menschen wollen wieder Weihnachten und Besinnlichkeit“
Ganz auf Vor-Pandemie-Niveau sind die Besucherzahlen noch nicht, sagt auch Anika Stender-Sornik, die Veranstaltungsmanagerin in St. Petri. Aber mehr als 23.000 Menschen haben den Markt in diesem Jahr schon besucht. Ihr Eindruck ist: „Die Menschen wollen wieder Weihnachten und Besinnlichkeit, sie sehnen sich nach Normalität“. Nachdem der Kunsthandwerkermarkt in 2020 ganz ausfiel und 2021 nur in verkürzter Variante stattfinden konnte, ist dieses Mal fast alles wieder beim Alten. Allerdings gibt es etwas weniger Aussteller. Der Grund dafür liege auch in der Pandemie: „Einige Kunsthandwerker haben den Job gewechselt, es wird knapper mit guten Ausstellern“, sagt Stender-Sornik. „Viele Aussteller berichten, dass sie mehr Verkäufe haben, aber dafür geringere Verkaufssummen. Die Besucher sind kaufwillig und möchten Dinge mitnehmen, greifen dann aber zu den Artikeln, die weniger teuer sind. Teure Einzelstücke werden nicht in dem Maße, wie es früher üblich war, mitgenommen.“
St. Petri Lübeck: Kunsthandwerk ganz nah erleben
Gelb leuchtende Herrnhuter Sterne erfüllen das hohe helle Kirchenschiff mit warmem Licht. Unten flanieren die Besucherinnen und Besucher zwischen den bunten Ständen. Das Besondere in St. Petri: Es gibt die Gelegenheit, mit den Aussteller:innen ins Gespräch zu kommen, ihnen bei der Arbeit über die Schulter zu schauen, schöne Dinge entstehen zu sehen und dann zu kaufen - ob als Geschenk oder für sich selbst.
Kerstin Westenberg steht hinter einer hell beleuchteten Auslage mit kunstvoll gestalteten Pralinen. Ihr Mann Rainer fertigt in der heimischen Küche in Bad Schwartau die süßen Schmuckstücke nach selbst entwickeltem Rezept, ob mit Goldstaub verziert oder mit Gin Tonic verfeinert, mit Chili, Salz, Champagner oder Minze. „Das Ambiente hier gefällt uns sehr gut. Es ist eine sehr nette Atmosphäre“, sagt Westenberg. Und auch die Verkaufszahlen stimmten, vor allem am Wochenende.
Schon von Weitem sieht man die bunten Westen, Jacken und Hosen am Stand von Luzifer aus Berlin leuchten. Die Manufaktur stellt langlebige, farbenfrohe Kleidung in klassischen Schnitten aus Naturtextilien wie Walk, Loden, Leinen und Hanf her. Hier berät und verkauft „Hansi“ mit großer Leidenschaft: „Corona war für uns eine schwierige Zeit, wo wir unsere Ersparnisse mit einbringen mussten, damit wir weiter produzieren konnten.“ Auch er ist froh, dass die Geschäfte dieses Jahr fast wieder auf Normalniveau waren.
Im vorderen Bereich des Marktes gibt es Apfelpunsch zum Aufwärmen und das St. Petri-Café bietet leckere kleine Stärkungen an und die Möglichkeit, eine Pause zu machen, bevor es weitergeht mit dem Weihnachtsmarktbummel durch Lübeck.
Der Kunsthandwerkermarkt in St. Petri ist noch bis zum 4. Advent täglich von 11 bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 3 Euro (ab 12 Jahren).