Aumühle Editorial Juli – Gemeinschaft und Individualität

Pastor Christoffer Sach Copyright: Christian Geisler

Liebe Aumühlerinnen und Aumühler, liebe Menschen der Sachsenwald-Region,

die Europawahl liegt hinter uns. Und wir sind mitten in der Europa-Fußball-Meisterschaft.

Beides hat mit Gemeinschaft zu tun. Und mit Individualität. Wenn man je eine Seite zu sehr betont, fehlt das Gleichgewicht. Betone ich in Hinblick auf Europa zu sehr die Individualität, geht es nur um Einzelinteressen und Sonderwege. Dann bricht die Gemeinschaft auseinander. Betone ich zu sehr die Gemeinschaft, fehlt die Würze durch die Schätze kultureller Eigenheit und Identität. So auch beim Fußball. Da stehen 11 Einzelkämpfer und Alphatierchen auf dem Platz. Wenn jeder nur sein Ding macht, fehlt der Teamgeist, und es gibt ein Wirrwarr. Wenn niemand seine individuellen Stärken und Talente einbringt, fehlen Schlagkraft und Überraschungsmomente. 

Es braucht also beides, Gemeinschaft und Individualität.

Ist es nicht in unseren Beziehungen dasselbe? Wir Menschen brauchen Gemeinschaft. Ohne Ansprache und Berührung zu Beginn werden wir nicht lebensfähig. Ohne die Gemeinschaft einer – wie auch immer gearteten Familie – sind wir wurzellos. Aber wir wollen auch eigene Wege gehen, selbst Erfahrungen machen, fliegen lernen. In der Beziehung/Ehe ist es am Anfang schön, sich als Einheit zu fühlen. Aber irgendwann wird das fade. Es braucht auch ein Gegenüber, ein produktives Ringen und Streiten. Das Einbringen der je eigenen Prägung und Sichtweise. 

Ich glaube, die Rede von der Liebe ist in der Bibel immer als zu findende Balance zwischen Identität und Gemeinschaft gemeint. Der Geist Gottes lässt uns unsere je eigenen Talente entdecken. Und er macht Mut, das eigene Können und die eigene Stärke zum Wohle der Gemeinschaft einzubringen.  

Das wäre doch etwas – wenn wir durch den Fußball erkennen würden, wie echter Teamgeist funktioniert. Für unsere persönlichen Beziehungen. Für unser Land. Für Europa, für die ganze Welt. Teamgeist, wie er im 1. Korintherbrief (Kapitel 12) festgehalten ist, individuell und gemeinschaftlich gleichermaßen: „Es sind verschiedene Gaben; aber es ist ein Geist (...) Und es sind verschiedene Kräfte; aber es ist ein Gott, der da wirkt alles in allen. Durch einen jeden offenbart sich der Geist zum Nutzen aller.“ 

Gemeinschaftlich-individuelle Grüße 

Ihr und Euer Pastor Christoffer Sach