Das Wort zur Woche von Holger Wöltjen, Leiter der evangelischen Fachstelle für junge Menschen
Abwarten und Tee trinken
So lautet eine alte ostfriesische Redensart. Als Kind einer ostfriesischen Mutter habe ich das oft zu hören bekommen. Meistens dann, wenn ich etwas von ihr wollte, während sie beim 3-Uhr-Tee mit Kluntje und Kandis im Wohnzimmer saß.
Ich habe damals immer „Nicht jetzt, ich mache Pause!“ gehört. Heute frage ich mich, ob die Botschaft nicht eine andere war? Vielleicht ging es ihr weniger um die Pause als darum einmal nicht alles selber machen zu müssen. Vielleicht war es ein Auftrag an mich, selber eine Lösung zu finden und der Tee nur die Ausrede.
Gerade jetzt im Advent ist das ein schönes Sinnbild für unser Werk und Gottes Zutun. Es erzählt uns von unser eigenen Begrenzung, von der Wichtigkeit der 3-Uhr-Teezeit. Denn auch wenn wir gerne und viel machen und auch wenn unser Tun einen Unterschied macht: Das Entscheidende tun nicht wir, das tut Gott selbst.
Trotz aller Geschäftigkeit ist der Advent vor allem ein Warten auf die Ankunft des Retters, der das Entscheidende getan hat und noch tun wird. In Psalm 145 schreibt der Psalmist: Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit. „Abwarten und Tee trinken“ hätte meine Mutter gesagt und irgendwie Recht behalten.