Lübeck. Seit 2015 gibt es in der Lübecker Kulturkirche St. Petri die Buchmacher-Messe. Sie bietet kleinen, unabhängigen Verlagen und Autorinnen und Autoren eine ungezwungene Bühne. Am 22. und 23. April ist es wieder soweit.
„Das Ding ist mein Baby!“ sagt Anika Stender-Sornik. Die Eventmanagerin der Kulturkirche St. Petri liebt Bücher und organisiert seit 2015 mit viel Leidenschaft die Buchmacher-Messe. Sie telefoniert mit Verlagen, organisiert Lesungen und treibt auch Spendengelder ein.
Verlage, die für das schöne Buch stehen
Dadurch ist auch der Eintritt an beiden Tagen frei. Den Gedanken, der hinter den „Buchmachern“ steht, fasst Stender-Sornik so zusammen: „Es ist eine Messe für unabhängige kleine Verlage, die für das schöne Buch stehen, sowohl inhaltlich als auch äußerlich.“ Dabei sei es ihr ein Anliegen, alle Hemmschwellen und alles Elitäre, das den Büchermarkt oft umweht, abzubauen.
„Man kann durch die Kirche wandeln. Das Schöne dabei ist, dass es so nahbar ist. Man trifft Verleger, Autorinnen und Autoren, Büchermenschen“, schwärmt Stender-Sornik. „Die Atmosphäre ist sehr leicht und direkt, sehr unmittelbar. Ich mag es sehr basisdemokratisch. Ich mag es, wenn Menschen auf Bücher treffen und aneinander Gefallen finden.“ Das habe auch im vergangenen Jahr wieder sehr gut funktioniert, sagt die Eventmanagerin. Nach zwei Jahren „Corona-Pause“, lief die Messe 2022 besser als jemals zuvor.
Buchbloggerin Sophie Weigand ist Stammgast
In den vergangenen Jahren haben schon viele bekannte Autorinnen wie der französische Prix Goncourt-Preisträger Éric Vuillard und die Gewinnerin des Preises der Leipziger Buchmesse, Anke Stelling, den Weg nach Lübeck gefunden. Die Messe ist auch in der Stadt gut vernetzt, so ist etwa die Lübecker Buchbloggerin Sophie Weigand Stammgast bei den Buchmachern.
Dinçer Güçyeter liest aus „Unser Deutschlandmärchen“
Ein breites Spektrum mit insgesamt zehn Lesungen wird es am Buchmacher-Wochenende geben. Dieses Jahr kommen zum Beispiel Dinçer Güçyeter mit seiner Familiengeschichte „Unser Deutschlandmärchen“. Auch dabei sind Übersetzerin Gabriele Haefs und der Kameramann Kai von Westermann, der sein Produktionstagebuch über seine Zeit als Kameramann bei der „Sendung mit der Maus“ vorstellt.
Autorin Magdalena Saiger kommt mit Debüt-Roman
Und auch Magdalena Saiger kommt zu den „Buchmachern“. Die 1985 in Hamburg geborenen Autorin bekam 2020 den Hamburger Literaturpreis für das Manuskript zu ihrem Debüt-Roman „Was ihr nicht seht oder Die absolute Nutzlosigkeit des Mondes“. Im März 2023 ist das Buch bei der Edition Nautilus erschienen
Die Lesung in Lübeck ist eine der ersten, bei denen Saiger ihr Buch nun der Öffentlichkeit präsentiert, auch die ersten Rezensionen dürften bald erscheinen. Eine aufregende Zeit, sagt die Autorin: „Ich bin vorfreudig und neugierig auf die Resonanz und auf die Unterschiedlichkeit der Publikumszusammensetzung.“
In Saigers Roman bricht ein namenloser Erzähler in eine Art Nirgendwo auf, wo er in einer verlassenen Lagerhalle ein Kunstwerk erschaffen will, das aber nie jemand zu Gesicht bekommen soll. „Ich hatte beim Schreiben einen Sog. Ich habe noch nie einen Text so von vorne nach hinten geschrieben, ich bin selber mit dieser Figur aufgebrochen und wusste nicht, wann es vorbei ist“, erzählt Saiger.
Sie ist eine Woche später mit ihrem Text auch auf der Leipziger Buchmesse zu Gast. Saiger findet es schön, dass ihr Roman, der während der Pandemie entstand, in genau diesem Frühjahr erscheint, in dem die Buchbranche wieder "aufwacht" und es wieder die Formate gibt, um darüber ins Gespräch zu kommen - Buchmessen, Lesungen und Festivals.
Vielleicht sogar das neue Lieblingsbuch finden
Neue Bücher kennenlernen, mit Autor:innen ins Gespräch kommen, Verleger nach ihrer Arbeit befragen, das geht zum Beispiel auch bei den 15-minütigen Präsentationen, die alle Verlage im Laufe des Wochenendes einmal halten müssen. Das Publikum zieht dabei mit weißen Sitzwürfeln von Stand zu Stand. Und was macht Organisatorin Anika Stender-Sornik besonders glücklich? „Wenn die Menschen zu uns kommen und hier ihr Lieblingsbuch finden, dann ist alles gut“, sagt sie.