„Die meisten Menschen halten die Einzelbeichte für einen ausschließlich katholischen Brauch, aber es gibt sie auch in der evangelischen Kirche", sagt Bernd Schwarze. Er räumt der Beichte in seinem Kriminalroman „ Mein Wille geschehe“ eine zentrale Rolle ein. „Für Martin Luther war die Buße ungemein wichtig; er stellte sie in ihrer Bedeutung nahezu der Taufe und dem Abendmahl gleich.“ Tatsächlich würden bis heute evangelische Geistliche in ihrer Ausbildung auf die Beichte vorbereitet. „Sie unterscheidet sich von einem ebenfalls hochvertraulichen seelsorgerlichen Gespräch vor allem durch ihren ausgesprochen rituellen Charakter – sprich: ein geistliches Wort, wonach der oder dem Beichtenden die Sünden vergeben werden“, so Schwarze.
Titelfigur belebt die fast vergessene Beichte
Seine Titelfigur, der in einer fiktiven Gemeinde in Niedersachsen ansässige Pastor Benedikt Theves, belebt die ein wenig in Vergessenheit geratene Buße zu neuem Leben. „Ein junges stummes Mädchen gibt in dem Roman den richtungsweisenden Impuls, indem es dem Pastor einen Zettel zuschiebt, auf dem steht, dass sie beichten möchte“, berichtet der Lübecker Theologe. Das Schicksal nimmt seinen Lauf, als wenig später der Tankstellenbesitzer des Ortes, den Schwarze als „ furchtbares menschliches Scheusal“ tituliert, ebenfalls Buße tun möchte. „Er demütigt den Pastor auf ganz üble Weise, so dass Benedikt ein schweres Kruzifix in die Hand nimmt und es mit aller Wucht über den Schädel dieses Mannes haut.“
Wie geht der Pastor mit der Schuld um?
Schwarzes Titelfigur, zuvor ideenlos, in sich gekrümmt und wenig erfolgreich in seiner Kirchengemeinde, steht nun vor einer Reihe von Problemen. Soll er sich der Polizei stellen oder die Leiche doch lieber verstecken? Wie soll er den Verstoß gegen das fünfte Gebot mit seinem Glauben in Einklang bringen? „Es gibt einiges Hin und Her, aber einmal aus sich herausgekommen zu sein, setzt in Benedikt Theves nie geahnte Energien frei – er hält bessere Predigten, tritt sicherer auf und kommt bei den Frauen gut an“, sagt Schwarze. Er verspricht den Lesern des 380 Seiten starken Taschenbuchs eine aufregende Lektüre – mit zum Teil verrückten und überraschenden Wendungen.
Schwarze hatte Tränen in den Augen
Der Lübecker Pastor betont, dass es sich bei „Mein Wille geschehe“ um ein rein fiktionales Werk handele. „Ich habe auch in meinem Nachwort deutlich geschrieben, dass man bitte nicht auf die Idee kommen möge, irgendwelche Figuren wiederentdecken oder Parallelen zu real existierenden Personen ziehen zu wollen“, sagt Schwarze, der eigentlich gar nicht selbst unter die Krimiautoren gehen wollte. „Ich hatte ursprünglich meinem guten Freund und Thriller-Autoren Sebastian Fitzek den Vorschlag gemacht, einen Krimi in einem Kirchenraum zu schreiben. Doch er sagte: Nö, den musst du selbst schreiben, ich arbeite gerade an etwas anderem.“ Gemeinsam hätten der Pastor aus Lübeck und der Bestseller-Autor aus Berlin an einem ersten Plot gearbeitet. Als das Konzept stand, machte sich Schwarze ans Werk. „Als die ersten Bücher mit der Post kamen, da hatten meine Frau und ich Tränen in den Augen.“
Pastorale Gespräche können bei Problemen helfen
Anders als seine pastorale Romanfigur hegt der St.-Petri-Pastor Zweifel, ob die Beichte im echten Leben noch zeitgemäß ist. „Zwar kennen auch die Menschen von heute die Erfahrung, schuldig geworden zu sein, aber die theologische Bedeutung von Sünde und Vergebung ist nur noch schwer vermittelbar“, sagt Schwarze. Andererseits sei der 60-Jährige davon überzeugt, dass es Themen und Probleme gebe, für die eine Pastorin oder ein Pastor mitunter sogar ein besserer Ansprechpartner sei als ein Psychotherapeut – „ohne die hochgeschätzte Arbeit dieser Berufsgruppe schmälern zu wollen“.
Lesereise durch Deutschland und die Schweiz
Der Kriminalroman „Mein Wille geschehe“ ist im Buchhandel erhältlich. Das Hörbuch, das Schwarze selbst eingesprochen hat, steht online als kostenpflichtiger Download bei Audible zur Verfügung. Bernd Schwarze ist derweil in den kommenden Wochen auf großer Lesetour: Geplant sind Auftritte in Deutschland und der Schweiz. Geplant sind unter anderem Lesungen in Mainz, Kassel, Bremen, Zürich und Bern.