Berkenthin. Die Kirchengemeinde in Berkenthin (Kreis Herzogtum Lauenburg) hat etwas Neues: Ab sofort können Trauerfeiern auch in einer Kapelle unter freiem Himmel stattfinden.
Not macht erfinderisch, heißt es so gern. Und mitunter sind die Ideen, die in solchen Momenten spontan entstehen, richtig gut. „So war es auch bei uns in der Gemeinde, als wir während der Corona-Pandemie bei Trauerfeiern Alternativen für unsere Friedhofskapelle finden mussten“, berichtet Berkenthin Pastor Jaan Thiesen.
Idee entstand in der Pandemie
In Zeiten von Versammlungsbeschränkungen und Personenbegrenzungen in geschlossenen Räumen musste die Gemeinde einen alternativen Standort finden - und wurde fündig. „Hinter der Kapelle gibt es eine kleine Wiese, auf die wir - wann immer es das Wetter zugelassen hat - umgezogen sind“, sagt Michael Winter, Mitglied des örtlichen Kirchengemeinderats.
Die Pandemie-Alternative kam in der Kirchengemeinde gut an. Pastor Thiesen warb dafür, dauerhaft eine Open-Air-Kapelle einzurichten. „Unter freiem Himmel ist es noch einmal etwas ganz anderes, einer Trauerfeier beizuwohnen“, berichtet der Seelsorger. Für viele Menschen, die einen Verlust im Familien- oder Freundeskreis zu verkraften haben, sei es leichter, mit dem Schmerz umzugehen. „In einer geschlossenen Kapelle ist der Blick stark auf den Sarg fokussiert, hier kann man den Blick schweifen lassen, ringsum Eindrücke sammeln“, sagt Küster Dieter Kuhnke.
Abschied unter freiem Himmel
Eine überraschende finanzielle Spende machte es jetzt möglich, die Kapelle unter freiem Himmel kurzfristig zu realisieren. Wertige Sitzbänke wurden gekauft und entlang eines Lavendelwegs aufgestellt. Michael Winter fertigte gemeinsam mit Gemeindemitarbeiter Dennis Daecke einen mobilen Altar für Blumenschmuck, Kerzen und Kruzifix. Die Musik kommt künftig - je nach Witterungslage - von einem mobilen Piano oder aus einem Lautsprecher. „Natürlich sind die Abläufe anders als in einer geschlossenen Kapelle, aber wir freuen uns sehr, diesen besonderen Ort geschaffen zu haben“, sagt Thiesen, der in dieser Woche zum ersten Mal mit einer Trauergemeinde Abschied von einem Menschen auf der Wiese gefeiert hat.