Lübeck. „Von der Seemannsmission in die Seefahrerkirche – als sollte es so sein.“ Mit einem Lächeln im Gesicht betrachtet Bärbel Reichelt den Innenraum der Lübecker St.-Jakobi-Kirche. „Ich bin immer wieder fasziniert von diesen alten Bauwerken, welche Details sich in ihnen verstecken. Und wieviel Humor die Erbauer hatten“, erzählt die Pastorin mit Blick auf die Kanzel, deren tragende Figuren Kissen erhielten, „damit ihnen die Last nicht zu schwer werde über die Jahrhunderte.“ Sicher wird die gebürtige Lübeckerin diese Kanzel während ihrer Amtszeit betreten und zu ihrer Gemeinde predigen – zunächst jedoch freue sie sich auf ihre Begrüßung als Pastorin durch Pröpstin Petra Kallies am Sonnabend, 6. April 2024, um 17 Uhr.
Zwei Berufe erlernt
Sechs Jahre wirkte Bärbel Reichelt als Leiterin der Deutschen Seemannsmission in Lübeck und betreute Seeleute in den Lübecker Häfen. „Hier vereinen sich verschiedene Nationalitäten und Konfessionen. Das fand ich sehr spannend und die Seeleute samt Hafen sind mir sehr ans Herz gewachsen.“ Die 54-Jährige studierte direkt nach dem Abitur Theologie in Hamburg, Göttingen, Heidelberg und Kiel und ging nach dem Studium für drei Monate als Prävikarin nach Jerusalem. „In den 1990er-Jahren gab es Wartezeiten für das Vikariat“, so Bärbel Reichelt. Deshalb schlug sie zunächst eine ganz andere Laufbahn ein, als sie entdeckte, wie sehr ihr das geschriebene Wort liegt: „Ich ließ mich als Redakteurin bei einer Tageszeitung ausbilden und arbeitete danach als Pressereferentin in der freien Wirtschaft.“ Bis sie zur Seemannsmission wechselte, um wieder mehr im sozialen Bereich zu arbeiten. „Und hier ergab sich die Möglichkeit, berufsbegleitend das Vikariat in der Kirchengemeinde in St. Jürgen zu absolvieren. Im vorigen Jahr wurde ich als Pastorin ordiniert.“
Menschen sind das Wichtigste
Und nun wird sie Pastorin an St. Jakobi. „Das hat sich so gefügt.“ Fremd ist ihr die Gemeinde nicht, seit zehn Jahren singt Bärbel Reichelt in der Kantorei St. Jakobi. Als Seelsorgerin möchte die Lübeckerin die Menschen ihrer Gemeinde kennenlernen: „Alle, die hier in und um die Kirche und in Gothmund arbeiten und leben. Alle, die sich zugehörig fühlen oder neugierig sind. Für mich sind Menschen das Zentrale, das Wichtigste in meinem Beruf.“ Und sie möchte ankommen, ein Gefühl für die Gemeinde bekommen und dann schauen, was gebraucht werde, was als Erstes „dran“ sei. „Mir ist es wichtig, einen weiten Blick zu haben für die Dinge. Menschen wollen gesehen werden, in ihrer Tiefe, in ihrer Freude und in ihrem Schmerz. Das gilt auf See wie an Land. Und so bedeutet es mir viel, dicht bei den Menschen zu sein.“