Wohltorf. Am Sonnabend, den 8. Juni 2024, lädt die Heilig-Geist-Kirche in Wohltorf abends zu einem ungewöhnlichen Event ein: „Aus der Tiefe” lautet der Titel eines Gottesdienstes, in dem sich elektronische Musik, Lichtkunst und liturgische Elemente zu einer multisensorischen, spirituellen Erfahrung verbinden.
Offenheit für eine neue Erfahrung
Glockenläuten, Kerzenlicht und das Vater Unser - all das wird nicht fehlen, wenn die Kirchengemeinde Wohltorf am Sonnabend, den 8. Juni 2024, ihr neues Format Ekklesia Elektronika ausprobiert. Vieles wird bei diesem Gottesdienst jedoch anders sein als gewohnt. Licht und Nebel, sphärische Klänge und ein pulsierender Rhythmus werden zusammenspielen. „Alles, was die Menschen mitbringen sollten, ist eine Offenheit für ein Erlebnis, das sie so noch nicht kennen”, sagt Pastor René Enzenauer.
Im Jahr 2021 kam dem Pastor in Berlin die Idee zu dieser „Ekklesia Elektronika”. Und zwar in einer Ausstellung über die Geschichte des Techno-Clubs Tresor, der sich, 1991 nach der Wende in Ostberlin gegründet, zu einer Art Techno-Schmiede entwickelte. „In dieser Wendezeit entwickelte sich viel Neues und da habe ich Parallelen zu unserer Kirche gesehen. Wir stehen auch an einem Punkt, an dem wir noch nicht wissen, was an Neuem kommen wird."
Ekklesia Elektronika: Klanginstallationen und Lichtkunst
Schon bald holte sich Enzenauer David Gössler und Ben Christensen mit ins Boot,. Sie brachten Expertise aus den Bereichen Architektur, Design und DJing mit. Außerdem ist Steffen Weichert dabei, der sich beruflich mit User Experience auseinandersetzt. Gemeinsam besuchte das vierköpfige Team Konzerte und Klanginstallationen und beschäftigte sich mit Beleuchtungskunst. Immer geleitet von der Frage: Was davon würde zur Ekklesia Elektronika passen?
Es sollte kein Rave in der Kirche werden
„Uns war recht schnell klar, dass es kein Rave in der Kirche werden sollte. Wir wollten Spiritualität und die Elemente eines Gottesdienstes mit einbringen”, schildert David Gössler. „Außerdem haben wir gezielt nach Musik gesucht, die man nicht unbedingt in einem Club hört." Musik und Licht sollen sich miteinander verbinden, darin waren sich die vier Macher einig. Viel diskutiert und beraten haben sie innerhalb der vergangenen zweieinhalb Jahre. Nun sind sie selbst gespannt, wie ihre Idee ankommt.
Elemente des Gottesdienstes bieten Orientierung
Wer sich auf den Gottesdienst einlässt, begibt sich auf eine Reise. Der Titel der ersten Ausgabe macht das deutlich: „Aus der Tiefe” erinnert an den 130. Psalm aus der Bibel. „Es kann etwas kommen, das man aushalten muss. Es gibt Phasen, wo man in der Tiefe ist. Aber immer mit der Aussicht, aus der Tiefe wieder herauszukommen”, betont David Gössler. „Dabei dienen die vertrauten Elemente des Gottesdienstes dazu Orientierung zu finden”, ergänzt Pastor Enzenauer. „Die Klänge sind etwas Ungewohntes. Die alten Formen und Worte können dabei Halt geben.“
Besuchende dürfen stehen, sitzen, tanzen - wonach ihnen ist. Platz dafür schafft das Team, indem einige Bänke aus der Kirche entfernt werden. „Ich fände es schön, hier in der Kirche auch neue Gesichter zu sehen, Menschen, die sonst vielleicht nicht in die Kirche kommen”, so Steffen Weichert. Alle vier freuen sich darauf, dieses lange geplante Experiment bald selbst auf sich wirken zu lassen.
Beginn des etwa zweistündigen Gottesdienstes ist um 22 Uhr in der Heilig-Geist-Kirche in Wohltorf.